Auch wenn sich dystopische Konzepte über Maschinen, welche die Menschheit versklaven, inzwischen wahlweise überholt haben oder eben ein Stück weit gar nicht mehr so zukünftig wie einst erscheinen (Stichwort: KI u.ä.) übt ein solches Szenario immer noch eine gewaltige Faszination auf die Menschen und damit auch auf die Künstlerszene aus. Auch VISION DENIED besingen auf ihrem Debüt „Age Of The Machine“ eine ebensolche Dystopie, reisen dafür aber durch die Weiten des Alls hin zu einer weit entfernten Galaxie.
Was thematisch jetzt nicht zwingend neuer Stoff ist, bleibt aber trotzdem interessant und wird darüber hinaus erstklassig vertont. Schon der Opener „Two Worlds Collide“ (das „Intro“ ist eher verzichtbar) startet als speediger Heavy/Power-Metal-Track, der ein ums andere Mal an diverse Größen der deutschen Szene erinnert, aber doch mit frischer Energie daherkommt. Schon hier wird klar: Sowohl das Songwriting als auch spielerischen Fähigkeiten der Band sind mehr als stabil, womit sich VISION DENIED kaum vor aktuellen Genre-Riesen verstecken müssen.
Die getragenen Hooks, wie im Titeltrack oder dem mit futuristischen Keyboards untermalten „Broken Wings“, haben einiges zu bieten, genauso wie die Stücke allesamt sehr gelungen inszeniert wurden. Mit so manchem Gniedel-Gitarrenpart fallen einige Bands ja gerne mal auf die Schnauze, umso erfreulicher ist es, dass es den Musikern hier gelingt, ihr Können zwar gerne zur Schau zu stellen, aber kaum in instrumentale Selbstbeweihräucherungsorgien abzudriften.
Auch in puncto Hooklines spielen VISION DENIED ihre Karten gekonnt aus, denn egal ob in der Ballade „Would You?“ oder dem zwölfminütigen Opus „Seventh Galaxy“: Die Hooklines sitzen wie eine Eins und können durch die Bank weg zünden. Gerade die dramaturgische Inszenierung der „siebten Galaxie“ verdeutlicht, dass die Musiker in Zukunft gut daran täten, diese weitläufigen Kompositionen fortzuführen, denn von Langeweile oder Ermüdungserscheinungen ist der Song weit entfernt.
Dass sie außerdem einiges von Spannungsbögen verstehen, zeigen VISION DENIED auch mit den beiden Abschlussnummern „I Roam The Black“ und „Unchain The Light“. Während ersterer als getragenes Stück den Gesang stark in den Fokus rückt, erinnert der knapp neunminütige Abschluss ein ums andere Mal an QUEENSRYCHE, was ja durchaus als Kompliment zu verstehen ist, denn von einer offensichtlichen Zitierweise sind die Süddeutschen auch hier weit entfernt.
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FAZIT: Unterm Strich haben VISION DENIED mit „Age Of The Machine“ ein wirklich gutes Debüt eingetütet, mit dem sie in Sachen Heavy Metal/Power Metal mit dramatischem Einschlag und leichtem Hang zur Progressivität ein lautes Wörtchen mitzureden haben dürften, wenn es um die „Genre-Überraschung des Jahres“ geht.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.08.2023
Sasch Machyne
Chris Gräter
Chris Gräter, Markus Christian
Christian Frank
Eigenproduktion
61:26
16.06.2023