Ist WILDES HERZ ein „Rosarote-Brille-trifft-Feminismus-trifft-Pop-mit-Rock-Chick-Attitüde“-Projekt?
Solch zynisch-süffisante Gedanken vermag „Mein Wildes Herz“ doch zügig beiseite zu wischen. Denn das Album ist eher ein Zeugnis von musikalischem, wie auch persönlichem Selbstbewusstsein und das nicht nur weil die Künstlerin Alexandra hier ihren ersten Schritt weg vom Cover-Rock ihrer Band STELLA ROCKT! wagt. Dass die Musikerin spielen kann, sollte also schon mal klar sein.
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Stücke wie „Königin von Bitterfeld“ sind sowohl Oden an starke Frauen generell, als auch schmissig komponierter Pop-Rock, der mit gefälligen Rhythmen und Melodien durchaus das Potenzial zum Ohrwurm hat.
Aber auch die Aufarbeitung persönlicher Themen scheut WILDES HERZ nicht.
„17 Jahre“ beschäftigt sich mit Themen wie dem Tod, dem Verlust geliebter Menschen und der Akzeptanz von Trauer und Schmerz. Dabei gelingt der Musikerin einerseits ein eingängiger Ohrwurm, andererseits lässt sich der berühmte Funke Authentizität hier gut nachfühlen.
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Denn auch wenn manchmal das Gefühl von Tränendrüsendrückerei aufkommt, wirkt die Dame in diesem Song durchweg authentisch und spricht außerdem ein relevantes Thema an. Denn Schmerzen zuzulassen ist nach wie vor ein Tabuthema in Teilen unserer Gesellschaft. Da ist es doch immer wieder schön, wenn diese Themen zumindest musikalisch angesprochen werden.
„Lieben was wir werden“ beschäftigt sich mit der Akzeptanz des Älterwerdens, speziell aus Frauensicht. Wieder gefällt das Selbstbewusstsein und das Selbstverständnis der Musikerin, denn es macht sie authentisch. Musikalisch klingt auch dieser Song schnittig, wie alles an dieser EP, zwar ein wenig glatt, aber eben auch ungezwungen, womit „Mein Wildes Herz“ letztendlich positiver abschneidet als anfangs vermutet.
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FAZIT: WILDES HERZ gewinnt zunächst durch die Authentizität der Musikerin, die mit „Mein Wildes Herz“ eine launige EP am Start hat. Ob das jetzt Pop-Musik mit 'Rocker-Attitüde' oder verweichlichte Rockmusik geschimpft wird, ist unterm Strich egal. Denn die Songs sind gut gemacht, die Musikerin kann spielen und singen und ist mit hörbarem Spaß bei der Sache. Das darf auch mal reichen.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.11.2023
Eigenproduktion
19:42
15.09.2023