Ob sich nun Doom-Metal-Musiker weltweit die Bier-Büchsen vor ihre Schädel hauen und fragen, warum sie nicht selbst auf die Idee gekommen sind, ihre Band WIZDOOM zu taufen? Die glücklichen Schweden, die nun unter diesem Namen ihre erste EP vorlegen, lassen jedenfalls auch auf musikalischer Ebene aufhorchen und präsentieren sich so durchschlagskräftig wie – pardon – erstaunlich professionell. Jedenfalls knallt "Trolldoom" (noch so eine naheliegende Wortschöpfung!) mehr als amtlich rein, und überrascht sogar mit einer nahezu balladesken Nummer!
Doch der Reihe nach: Bei WIZDOOM handelt es sich um ein Quintett teils langjährig aktiver Rock- und Metal-Musiker aus Schweden, die dem "Blues Doom" frönen, ohne sich auf monolithische Hypno-Sounds oder Standard-Doom-Stampfer zu beschränken (wie wir sie von gefühlt unzähligen Bands kennen), nein, im Vorgarten der WIZDOOM-Wizards blühen allerhand bunte fleischfressende Pflanzen – soll heißen, dass die Kompositionen für ein Debüt außergewöhnlich stark arrangiert sind. Jedenfalls würden nicht wenige Bands ihre Seelen dem Teufel verkaufen, um mit einem Opener wie "Doomed Fleet" aufwarten zu dürfen.
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Der unwiderstehliche Groove erinnert an die Spiritual Beggars (und zwar in Bestform) und Kamchatka, der Gesang von Chris David spricht – sorry, röhrt! – für sich selbst (und zwar mit einer Power, die an Messiah Marcolin ebenfalls in besten Zeiten erinnern lässt), Mattias Linusson an der Hammond-Orgel verleiht dem Power-Doom Farbe und Tiefgang, die drei Lead-Gitarristen brillieren nicht nur bei den Soli, und die Rhythmus-Fraktion kann für sich beanspruchen, mit ihrem Spiel den Eindruck zu vermitteln, dass die Band nötigenfalls zu Fuß aus Schweden bis ins Gelsenkirchener Amphitheater läuft, um dort das Rock-Hard-Festival aufzumischen – und die Bühne als Überraschungssieger zu verlassen. Im Ernst: Was die fünf Herren hier mit "Trolldoom" vorlegen, braucht keinen Vergleich mit wem auch immer zu scheuen.
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Strategisch geschickt in der Mitte der Fünf-Song-EP platziert, warten WIZDOOM mit ihrer Halb-Ballade "Way Of The Lost" auf, einer zunächst ruhigen, dann an Härte und Lautstärke zulegenden Nummer, die nur deshalb nicht im Kitsch versumpft, weil sie ebenfalls mit einer Leidenschaft dargeboten wird, die Spott verbietet. Hut ab – wem sonst gelingt so etwas mit seinem ersten musikalischen Lebenszeichen?
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FAZIT: Einstand voll fett geglückt, "Trolldoom" räumt als erstes WIZDOOM‘sches Lebenszeichen mächtig ab und verweist so manche Genre-Größen auf die billigen Plätze. Nun dürfen die Schweden beweisen, dass es sich bei ihnen um keine Eintagsfliegen oder biedere Doompfbacken handelt (jaja, der war ziemlich schlecht, musste aber trotzdem sein). Bitte, bitte mehr davon!
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 15.04.2023
Chris David
Chris David, Andreas Eriksson, Tommy Johansson
Chris David
Mattias Linusson
Richard Eriksson
Eigenveröffentlichung
26:29
24.03.2023