Mit „II“ präsentieren ZEBRAHEAD den Mittelteil ihrer EP-Trilogie, die mit „III“ aus dem Jahr 2021 ihren Anfang nahm. Und es klingt als ob die Musiker ihre diebische Freude daran hätten, dem Pop-behafteten Teil des Punk Genres in die Fresse zu treten.
Gut, die reine Punkrock-Lehre vollziehen auch ZEBRAHEAD nicht, so finden sich z.B. in „Evil Anonymous“ eine Menge Ska-Anleihen, aber der Song ist mehr ein solcher, der den Hörer auf die Bühne schubst und zur Bewegung zwingt, als ihm freundlich die Hand zu reichen und mit einem Lächeln zum Tanz einzuladen. Wobei, das Lächeln ist gar nicht so weit weg, aber es ist eher ein diebisches Grinsen ob der potenziellen Verletzungsgefahr im zu erwartenden Moshpit.
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Mit „No Tomorrow“ startet die EP aber zunächst mit einer typischen Anti-Hymne. Anti autoritär, trotzig und feist grinsend strecken ZEBRAHED der Welt den Mittelfinger entgegen und besingen u.a. den Spaß am Saufen, die stetige Jugendhaltung in einem älter werdenden Kopf und die Wichtigkeit des Moments.
„Licking on a Knife for Fun“ schlägt dann trotzigere und ernstere Töne an. Es geht um zerbrochene Freundschaften und enttäuschte Erwartungen. Dieser persönliche Touch steht dem Material hervorragend, verstärkt er doch die Emotionalität der Musik. Dabei ist der Song aber keine Hass-Hymne, sondern eher ein emotionaler Kampf, der zwangsläufig in Schmerz endet und einfach irgendwo raus muss. Da ist Musik ein mehr als passendes Ventil, was in diesem Fall zu einem echten Ohrwurm führt.
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Eine ähnliche Energie transportiert auch „Middle Seat Blues“, wenn auch die Grundhaltung von der anderen Seite aufgezogen wird. Hier wirkt die Wut eher gegen das eigene Ich gerichtet, was den Song auf eine gewisse Weise zu einem perfekten Motivationstrack macht. Denn egal bei welchem Vorhaben, der härteste Gegner blickt einem immer noch aus dem Spiegel ins Gesicht. Wenn dem so ist, wohnt dem pöbelnden Charakter des Songs doch auch wieder ein gewisser Witz inne, was die Musik in Gänze nur noch energischer macht.
„F.L.F.U“ ist dann ein rotzig pöbelnder Abschluss.
Ob der Song ein klein wenig als Rachesong an eine verflossene Liebe verstanden werden soll?
Der Titel, der im Refrain als „Fuck Love and fuck you“ rausgeschrien wird, spricht jedenfalls eine deutliche Sprache. Dabei poltert der Track mit gleichsam giftiger wie auch aggressiver Energie voran und endet mit den Worten „Look, who’s crying now?“, was die textliche Haltung ja durchaus deutlich werden lässt.
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FAZIT: ZEBRAHEAD sind wütend und haben eine Menge Spaß dabei. „II“ transportiert eine Menge Energie, die ansteckt und vor allem live für einige Ausraster sorgen könnte. Aber auch auf Platte überzeugen die Kalifornier durch klangliche Frische und authentische Kraft, die mal wieder beweist, dass persönliche Krisen Düngemittel für gute Musik sein können.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.03.2023
Ben Osmundson
Ali Tabatabaee, Adrian Estrella
Adrian Estrella, Daniel Palmer
Ed Udhus
MFZB Records
16:25
03.02.2023