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Alcest: Les Chants d'Aurore

Stil: Blackgaze

Cover: Alcest: Les Chants d'Aurore

<img src="http://vg02.met.vgwort.de/na/ea753f2b58f1413f81b8900892b8994d" width="1" height="1" alt=""> Wohingegen ALCEST-Mastermind Neige im Vorfeld der Veröffentlichung von "Les Chants de l'Aurore" ("Die Gesänge der Morgendämmerung") kundgibt, er habe beim Schreiben der neuen Songs zum positiven Kern seiner Band zurückkehren wollen, ist es nicht so, dass "Spiritual Instinct" (2019) oder irgendetwas anderes aus der Diskografie je negativ gewesen wäre. Wir sprechen hier also höchstens von Nuancen der Veränderung.

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Und da wir gerade den Vorgänger erwähnt haben: Das neue Werk hat die Nase in puncto Songwriting leicht vorne, doch ansonsten bleibt mehr oder weniger alles beim Alten - gut so in Anbetracht von Alcests unverkennbarem Stil zwischen Shoegaze/Indie Rock und einem geringen Black-Metal-Anteil. Das eröffnende 'Komorebi' und sein Titel (auf Japanisch ungefähr "Sonnenlicht, das durchs Blätterdach fällt") stehen beispielhaft für die Atmosphäre und Ausrichtung des Albums. Entrückt naive (im besten Sinne) Melodien, Neiges dünne wie markante Stimme, rauschhaft echoende und flirrende Gitarren sowie Spannungsbögen, wie sie keine zweite Band aus dem schwammigen Blackgaze-Spektrum hinbekommt, machen den Opener zu einem offensichtlichen Einstieg.

In gleicher Weise nahe liegt die Vorab-Single 'L'Envol' mit ähnlichen Riffs und Melodien wie das Titelstück "Kodama" (2016), und spätestens bei 'Améthyste', dem vielleicht stärksten Stück der Platte, ist das Hörerherz zum Zerreißen weit geöffnet. Die Franzosen brillieren hier in ihrer Paradedisziplin, indem sie eine unheimlich erhebende Stimmung erzeugen und dich (ebenfalls im besten Sinne) ganz weit aus der grauen Wirklichkeit hinaus in eine Märchenwelt katapultieren.

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'Flamme Jumelle' ist der kompakte Konsens-Track der Platte, während das kurze Zwischenstück 'Réminescence' (mit Gambe, Piano und den Gesangsstimmen der vier Kids eines alten Freundes von Neige) das ebenfalls ruhige 'L'Adieu' als aufwändigeres Outro herhält. Dazwischen ist 'L'Enfant de la Lune' zwar nicht die längste Nummer des Albums, aber die abwechslungsreichste, ohne dass die Band den vorgegebenen Rahmen verlassen würde. Jegliche Kritik, die Chose sei bisweilen ein wenig zu "lala", ist durchaus berechtigt, aber quasi im Sinne der Erfinder, und gehört zu Alcest dazu.

FAZIT: Hinsichtlich seiner Struktur ähnelt "Les Chants de l'Aurore" den Highlights in ALCESTs Diskografie (insbesondere "Les Voyages de l'Âme"). Demnach ist es ein typisches Album für die Band, die sich angesichts ihres einzigartigen Stils freilich nicht zu verbiegen braucht. Es lebt von einer starken ersten Hälfte, derweil die zweite zur dynamischen Breite des Materials beiträgt und es als Gesamtwerk im eigentlichen Album-Sinn präsentiert. Ob das Duo hiermit nach langer Zeit zur kindlichen Unbekümmertheit seiner Anfangstage zurückfindet oder nicht doch vielleicht stets daran festgehalten und sie nur noch einmal forciert hat, dürfen andere erörtern. Der Verfasser dieser Zeilen überlegt unterdessen, ob die Herren die vereinzelt gesampelten (albern/kitschig wirkenden) Vogelschreie in ein paar Jahren bereuen werden.

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.06.2024

Tracklist

  1. 01] Komorebi
  2. 02] L'Envol
  3. 03] Améthyste
  4. 04] Flamme Jumelle
  5. 05] Réminiscence
  6. 06] L'Enfant de la Lune
  7. 07] L'Adieu

Besetzung

  • Bass

    Neige

  • Gesang

    Neige

  • Gitarre

    Neige

  • Keys

    Neige

  • Schlagzeug

    Winterhalter

Sonstiges

  • Label

    Nuclear Blast / Believe

  • Spieldauer

    43:41

  • Erscheinungsdatum

    21.06.2024

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