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Bastard: Live & Alive

Stil: Hardrock, Classic Rock, Rock’n‘Roll

Cover: Bastard: Live & Alive

Sireena betreibt einmal mehr Musikarchäologie der seltenen Sorte. BASTARD waren eine deutsche Band, die drei Alben und etwas mehr als drei Jahre zwischen 1978 und 1981 unterwegs waren. Passenderweise besteht die letzte Veröffentlichung „Live & Alive“ aus Hamburger und Kieler Konzertaufnahmen. BASTARD spielen schnörkellosen Hardrock’n’Roll, der vor allem textlich kein Klischee auslässt.

Etwas teutonisch hüftsteif, aber gutgelaunt prescht man durchs schlichte Material. Im Presse-Info werden FREE und BAD COMPANY (Coverversion von „Can’t Get Enough“ zum Finale) als Geistesverwandte genannt, und noch näherliegend AC/DC, deren vorantreibenden Härtegrad die Band nach eigenem Eingeständnis nicht erreicht. Doch erwartet man gelegentlich reflexartig ein „you shook me all night long“. Stattdessen zelebriert die „Crazy Woman“ ein gepflegtes „put you down“. Nur echt mit vorangegangener Aufforderung „come on baby, let’s do a ride“ und anschließendem knorken Gitarrensolo. Das fetzt wie ein Ausflug in Holger‘s Old Inn.

In seiner geradlinigen Boogie-Woogie-Mentalität erinnert „Live & Alive“ auch an STATUS QUO. Es wird im gehobenen Midtempo gerockt, harte und zarte Ausreißer gibt es nicht. Das Album ist etwas für gepflegte Nostalgiker, die sich an jene Tage zurückerinnern möchten, an denen man den Kopf im Takt zur Musik geschüttelt hat, ohne den Minipli zu schädigen. Hamburg und Kiel, es rockt und rollt – aber die Frisur sitzt. Eine launige, nicht essentielle Geschichtsstunde in germanifiziertem Hardrock.

FAZIT: „Live & Alive“ ist Hardrock aus der Mottenkiste des deutschen Krautmichels. BASTARDs Performance besitzt naiven Charme und ist in seiner lauteren Rumpelhaftigkeit mit Texten voller unfreiwilliger Komik („Danger Of Fire, burning desire“ – Feuer, Schere, Licht dürfen kleine Kinder nicht, wussten schon die Urgroßeltern) sehr anrührend. Die Hardrock-Handwerkskammer stellt mit einem schiefen Grinsen und viel Gutwilligkeit den Gesellenbrief aus.

Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.10.2024

Tracklist

  1. We Got The Power
  2. I'll Tell You The Lies
  3. Danger Of Fire
  4. Are You Ready
  5. Back To The Nature
  6. I Put You Down
  7. I've Got The Feeling
  8. Can’t Get Enough

Besetzung

  • Bass

    Kalle Rothert

  • Gesang

    Kalle Rothert

  • Gitarre

    Ulli Meißner, Keith Kossoff

  • Schlagzeug

    Toto

Sonstiges

  • Label

    Sireena/Broken Silence Distribution

  • Spieldauer

    37:58

  • Erscheinungsdatum

    04.10.2024

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