Treibende Rhythmen, fette Gitarrenwände, blecherne Snare, metallisches Mathcore-Chaos und raues Gebrüll von Frontfrau Crow Lotus – bereits der Opener „CHSF“ vom neuen CAPRA-Album „Errors“ ist nichts für zartbesaitete Post-Hardcore-Jünglinge, sondern bedient eher die hartgesottene Stiefel-in-die-Fresse-Fraktion. In dieser Hinsicht stehen die durchweg knackigen Nummern vom Rest des zweiten Longplayers dem Eröffnungsstück in Nichts nach. Ergo kommen die insgesamt zehn Lieder mit ordentlich Wut im Bauch daher, sodass versöhnlich klingende Melo-Parts völlig Fehl am Platz erscheinen würden, sofern die Band denn von ihnen Gebrauch machte. Tut sie aber nicht.
Weder scheren sich CAPRA also um Eingängigkeit noch geben sie einen feuchten Kehricht darauf, berechenbare Songstrukturen zu kreieren. Viel eher kommt deren Hardcore von dort, wo die oben zitierte Wut sitzt, nämlich aus dem Bauch heraus.
„Tied Up“ fesselt dabei trotz nervöser Instrumentierung mit Punk-Attitüde und flexibler Rhythmussektion, während „Trauma Bond“ ein Groove-Monster vor dem Herrn ist, welches hier und da Abstecher in brachiale Moshdowns vollführt. Daneben fällt ein „Kingslayer“ mit einigen interessanten Riffwechseln auf, wobei hier vor allem die MOTÖRHEAD-Gedächtnis-Griffe erinnerungswürdig bleiben. Das Dissonante an der Gitarre kann sich auch einmal in „tanzbare“ Grooves auflösen, die wie in „Human Commodity“ mächtig Arsch treten, nicht zuletzt, weil hier Candace Kucsulain von den stilistisch vergleichbaren WALLS OF JERICHO mit Crow Lotus Gift und Galle um die Wette speit.
Bis dahin fällt bereits auf: Das Material wurde nicht um markante Punkte herumkomponiert, auf welche die Songs hinauslaufen. Viel eher nehmen CAPRA erst einmal Fahrt auf und machen mehrere tollkühne Schlenker, und spielen im enggesteckten musikalischen Rahmen durchaus variabel auf.
Faszinierend ist, welch simple Aggression da ein ums andere Mal erzeugt wird, im vorletzten Lied „Obligatory Existence“ gen Metal weisend und von HC-typischen Gangshouts supportet. Der treibenden Drums eines „Nora“ ungeachtet, könnte im Gegensatz zu allem aggressiven Gebaren doch noch ein Hauch feine Melancholie durchschimmern, zumal der Gesang cleaner und die musikalischen Gefilde in Ruhe und fast schon psychedelische Atmosphäre getaucht sind. So abrupt wie der Song endet, darf man sich aber keine allzu großen Hoffnungen diesbezüglich machen.
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FAZIT: Mit „Errors“ sind zwar mutmaßlich menschliche Fehler gemeint, auf musikalischer Ebene indes hat die amerikanische Band um Frontfrau Crow Lotus offenbar einiges richtig gemacht, sonst würde das groovige, fett produzierte Material nicht Lust auf den nächsten schweißgetränkten Moshpit bereiten. Bei Live-Auftritten dürften CAPRA ohnehin besonders von ihrer adrenalingesättigten Hardcore-und-mehr-Melange profitieren.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.02.2024
Trevor Alleman
Crow Lotus
Typer Harper
Jeremy Randazzo
Metal Blade
31:05
06.10.2023