CHOTZÄ bleiben auch mit „Pächschwarz“ tendenziell angekotzte Black Metal-Rabauken. Der altbekannte (und geliebte) Punk-Spirit der u.a. Alben wie <a href="http://www.musikreviews.de/reviews/2021/Chotzae/Plump-u-Primitiv-10-Jahr-Furchtbar/" target="_blank" rel="nofollow">„Plump u Primitiv“</a> zu chaotischen Hagelschauern gemacht hat, ist im Jahre 2024 aber vermehrt einer gewissen Liebe zu sehnsüchtigen Melodien, fast melancholischer Stimmung und einer weniger asozialen Attitüde gewichen.
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Klar, ein Stück wie „Gottvergässä“ erweckt dank seines Black n‘ Roll-Grundtons immer noch den Eindruck, das CHOTZÄ nichts verlernt haben, aber sie wissen jetzt mehr und mehr um die musikalischen Qualitäten von Melodien und Harmonien. Dadurch bekommen Nummern wie der Titeltrack, trotz eines unverkennbar schwarzmetallischen Grundstocks, eine Menge Feinheiten verpasst. Diese zeigen sich u.a. in den schneidenden Gitarrenharmonien, die zwar an schlechtes Wetter mit Hagelschauern gemahnen, aber eben auch durch stimmige Feingeistigkeit aufhorchen lassen.
Der Titeltrack klingt da eine Ecke lockerer, wirkt etwas dreckverkrusteter, lässt aber gerade im Gitarrenbereich eine Menge Spielraum für Melodien, zu denen das Rhythmusfundament wie der Leibhaftige voranstürmt. Das gallige Keifen tut sein Übriges und strahlt trotz aller Boshaftigkeit auch eine lockere, tendenziell asoziale Attitüde aus.
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„Löutschä“ geht als fetzige Blac'n'Roll-Salve sogar noch einen Schritt weiter in diese Richtung und entpuppt sich mit der Zeit als sowas wie der ‘Hit‘ der Platte. Die Melodien scheinen Eis zu schneiden, während die Riffs, ebenso wie das Schlagzeugspiel, Bilder von langhaarigen Punks auf Motorrädern auf Streifzug durch die nahegelegene Kleinstadt wachrufen.
„Unusgschprochä“ gewinnt im Anschluss u.a. dank der famosen Melodiearbeit der Axtschwinger an Reiz und entwickelt sich, speziell im Mittelteil zu so etwas wie einer Depressive-Black Metal-Light Version, die ganz entfernt gar an die Könner von LIFELOVER denken lässt.
„Satan’s Sündä“ macht mit dieser lebensmüden Tendenz aber erstmal wieder Schluss. Die Zeichen stehen auf Sturm. Lediglich die sakralen Chöre im Refrain stechen aus dem Eiswind hervor, passen aber hervorragend ins Bild der aggressiv-kalten Raserei.
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Das abschließende „Wundgang“ wirkt dagegen angenehm drückend-warm und erweckt Assoziationen zu einem Hitzetod im Winter. Ja, das scheint widersprüchlich aber unter der kalten Oberfläche, die u.a. durch die melancholischen Gitarrenmelodien und das gallige Keifen entsteht, brodelt ein feuriger Sturm, eine Menge Gewaltpotenzial, dass sich vor allem durch eine gewisse Sturheit in der Attitüde der Band äußert. Das heißt aber beileibe nicht, dass CHOTZÄ nicht ein Händchen für variablen Black Metal haben, denn „Pächschwarz“ schlägt doch einige Haken, die so nicht unbedingt zu erwarten waren, die aber die schlechte Laune keineswegs vermiesen.
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FAZIT: CHOTZÄ schaffen es auf „Pächschwarz“ gleichsam die asozialen Black-Metal-Punks zu mimen, wie sie eine Menge Tiefe und emotionales Wachstums- bzw. Entwicklungspotenzial u.a. in Sachen Gitarrenarbeit offenbaren. Trotzdem ist der Albumtitel Programm, denn die Schweizer bleiben Black Metal bis ins Mark und behalten sich auch ihre leicht asoziale Attitüde mit Würde bei. Atmosphäre zwischen Wahn und Sinn? CHOTZÄ liefern ab!
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.05.2024
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