Als schrammelndes Lo-Fi-Produkt ist „Babybong Babylon“ unüberhörbar ein Produkt seiner Zeit. Denn es stellt nicht nur klangästhetisch einen Gegenpol zu manch aufpolierter Hochglanzproduktion (die auch immer mal im Punk zu finden ist) dar. Diese Ästhetik zieht sich logischerweise stur durch sämtliche Songs dieses Albums, womit DAS LECK aber eben auch in die Falle der Abnutzung tappen.
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Das gilt auch für die lyrischen Inhalte, die von allgemeiner Gesellschaftskritik über Islamismuskritik bis hin zur Israel/Palästina-Thematik so manches heiße Eisen aufgreifen. Dabei wirken die Texte für sich genommen vielfach bewusst krude, überspitzt und provokant formuliert, werfen aber auch ganz allgemein einen kritischen Blick auf das menschliche Dasein und das Gebaren unserer Spezies.
Musikalisch poltern DAS LECK nach Herzenslust durch die chaotische Punk-Botanik. Das hat etwas von einer vertonten Krise, der musikgewordenen inneren Unruhe, welche durch allgegenwärtige Ungewissheit in den Individuen unserer Gesellschaft brodelt. So passend das auch ist, so sehr strengt es mit der Zeit zugleich an, wenn sich Lo-Fi-Quicken unter blechernem Sprechgesang hervorquält. Da scheint eine Zeile wie „Das Mädchen mit der goldenen Stimme, das Mädchen vom Meer…gibt es nun nicht mehr…“ (aus „Josefine“) beinahe wie eine Eigenbeschreibung des Bandsounds.
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Ähnlich bizarr wie sich die Musik gibt, fällt auch die optische Gestaltung des Albums aus, denn im Booklet finden sich allerlei krude Zusammenstellungen scheinbar bezugsloser Objekte und Situationen, die im Verbund eine groteske, vielfach auch unangenehm wirkende Szenerie beschreiben. Dadurch ergibt sich einerseits ein spannendes Gesamtkunstwerk, denn die optische Aufmachung scheint untrennbar mit der Musik verbunden zu sein, aber bis sich die Inhalte mit der optischen Darstellung voll zu erkennen geben, kann es mitunter etwas dauern.
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FAZIT: „Babybong Babylon“ wirkt inhaltlich durchdacht und hintergründig, allerdings dauert es mitunter, bis sich die Themen und deren Bezüge zur optischen Aufmachung des Albums erschließen. Dass DAS LECK darüber hinaus reichlich schrammelnd ans Werk gehen und sich nicht die Bohne um Schönklang im klassischen Sinne scheren, hat zur Folge, dass das Album anfangs durchaus anstrengt. Mit der Zeit entwickelt das Material zwar einen interessanten Reiz, der die Punk-Verortung der Band unterstreicht, nichtsdestotrotz dürfte das Album eher Nischenliebhaberei als Genre-Konsens sein. Interessant ist es allemal.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.09.2024
Fuego Records
55:26
01.06.2024