Zu dem letzten Album <a href="http://www.musikreviews.de/reviews/2018/Dave-Alvin-and-Jimmie-Gilmore/Downey-To-Lubbock/" target="_blank" rel="nofollow">„Downey To Lubbock"</a> des territorial weit voneinander entfernten Duos, der Eine aus Kalifornien (DAVE ALVIN) und Texas, der Andere (DALE GILMORE), stellte bereits unser Kollege Schiffmann eine „zwischen Westküsten-Harmoniesucht und rauchigem Rhythm'n'Blues aus Louisiana, zupfenden possierlichen Folk und frühsten Rock'n'Roll“ fest und wünschte sich von den beiden (wegen der vielen Cover-Versionen): „Doch im Grunde genommen wünscht man sich ein Album der beiden, das ausschließlich auf ihrem eigenen Mist gewachsen ist. Beste Voraussetzungen also für eine Wiederholung ihrer Zusammenarbeit.“
Nun ähneln sich nicht nur die LP-Cover von „Downey To Lubbock“ und „TexiCali“ schon frappierend – sondern auch die Musik, sodass der Wunsch unseres Kollegen auch auf „TexiCali“ nicht gänzlich, aber immerhin ansatzweise in Erfüllung geht, denn sechs der insgesamt 11 Songs sind Alvin/Gilmore-Eigenkreationen, von denen die erste mit „Borderland“ bereits als Album-Opener den Hörer erwartet.
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Und dass bereits der Albumtitel die Herkunft der beiden Musiker offenbart, ist unübersehbar – genauso wie unüberhörbar ist, dass Alvin & Gilmore ihre ausgeprägten Musikrichtungen bedienen, also einerseits die Country- und andererseits die Blues-Schiene. DAVE ALVIN stellt dazu auf dem LP-Einleger fest, dass dieses Album einer Fahrt auf dem großen amerikanischen Musik-Highway gleicht und Gilmore und er als Fahrer darauf das Beste zu geben versuchen. Ob dieses Beste aber wirklich bei all dem Americana-Musik-Überfluss auch gut genug ist, wird sich zeigen. Vom Sound her ist die Doppel-LP aber allererste Sahne, ein idealer Schmierstoff für den Musik-Van, der da über den 'American Music Highway' entspannt dem Sonnenuntergang entgegenfährt, ohne dabei auf zu übertriebenes Tempo zu setzen.
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Hinter unüberhörbaren Blues-Licks wird „TexiCali“ so zu einem Roadtrip durch die geliebten Heimatstaaten des Grammy-Gewinners DAVE ALVIN und des Grammy-Nominiertem JIMMIE DALE GILMORE, wobei sie die darin enthaltenen Erinnerungen als eine Hommage an ihre gemeinsamen musikalische Einflüsse, zu früh verstorbene Freunde und alles, was sie auf ihrem Weg durchgemacht haben, verstanden wissen wollen. Nunmehr also haben die beiden Folk-Heroen ihre unzertrennliche Verbindung zu einer vollwertigen musikalischen und songwriterischen Partnerschaft ausgebaut, die eben deutlich verstärkter auf die eigene Kreativität als auf die Exklusivität von gewählten Cover-Versionen setzt.
Hierbei verbinden die 11 Songs besonders ihre gemeinsame Vorliebe für ein breites Spektrum amerikanischer Musikformen, wobei bereits ein Song wie der das Album abschließende „We're Still Here“ nicht nur Programm der beiden in Würde gealterten Musiker, sondern auch klares musikalisches Folk-Country-Blues-Statement ist.
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Aber auch die hymnische, Alan 'The Blind Owl' Wilson gewidmete, Blues-Nummer „The Blind Owl“ inklusive des Gesangs geht absolut zu Herzen und scheint einen auf die Route 66 mitzunehmen – und dass die um zehn Lebensjahre auseinanderliegenden Gilmore (Jahrgang 1945) und Alvin (Jahrgang 1955) auch ihren gesellschaftskritischen Blick mit einer noch todtraurigeren Ballade, bei der sich ihre Stimmen hervorragend ergänzen, bewahren, beweist dann gleich der folgende Song „Death Of The Last Stripper“.
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In der schön gestalteten Doppel-LP im Gatefoldcover entdeckt man zudem einen LP-Einleger, auf dem die beiden Musiker ihre Eindrücke zu dem Album und ihrer Zusammenarbeit beschreiben – versehen mit zwei Schwarz-Weiß-Fotos, während auf der anderen Seite ein ebenfalls in schwarz-weiß gehaltenes Foto mit den insgesamt vier beteiligten Musikern plus der einen Musikerin, die am Schlagzeug sitzt, bewundert werden darf.
Alles echt Old-School, genauso wie auch die Musik auf „TexiCali“.
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FAZIT: Als DAVE ALVIN & JIMMIE DALE GILMORE vor sechs Jahren erstmals ihre gemeinsame Blues-Country-Folk-Leidenschaft samt ihrer sympathischen Zugewandtheit entdeckten, schufen sie mit „Downey To Lubbock" ihr erstes gemeinsames Werk, das sie nach ihren Herkunftsorten in Kalifornien und Texas benannten und darauf eigene Kompositionen mit Cover-Versionen vereinten. Nun also der zweite, dem ersten sehr ähnliche Streich, der nicht nur in puncto Album-Cover und Album-Titel sowie der musikalischen Gestaltung viele Parallelen aufweist. „TexiCali“ vereint den Blues des Einen mit dem Country des Anderen zu einer gelungenen Folk-Americana-Mischung, die allerdings auch jede Menge an Altersweisheit mit sich bringt, die mit der Feststellung „We're Still Here“ eindrucksvoll im letzten „TexiCali“-Song endet.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.06.2024
Brad Fordham
Dave Alvin, Jimmie Dale Gilmore
Dave Alvin, Jimmie Dale Gilmore, Chris Miller
Bukka Allen, Skip Edwards
Lisa Pankratz
Jimmie Dale Gilmore (Harmonika), Lisa Pankratz, Brad Fordham (Harmoniegesang)
Yep Roc Records
50:11
21.06.2024