Die Berliner DEATH BY GONG liefern mit „Descalator“ ein schwer zu kategorisierendes Rockalbum ab, das sowohl Shoegaze als auch Grunge und einen Hauch Britpop in einen Topf wirft.
Dabei treffen ausladend komponierte Post-Rock-Epen, wie das repetitive „Angel Cake“ auf Stücke, die wie eine schlaftrunkene Version von NIRVANA klingen („Noise Floor“), während der Opener „Troy Troy“ an eine verkorkst-depressive Version von RADIOHEAD erinnert.
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Dass gerade der Einstieg nur behäbig aus dem Quark kommt, erschwert den Erstkontakt mit „Descalator“ doch ein wenig. Denn es wirkt immer als laufe die Musik auf einen Höhepunkt, eine Art Ausbruch hin, der letztendlich aber ausbleibt.
Ähnlich verhält es sich mit „Until It Breaks“, dessen pumpender Bass zwar Druck mitbringt, aber sich im zäh dahinmäandernden Synthesizer-Klangwald nicht wirklich behaupten kann. Zwar klingt die Musik verträumt, lässt am Ende gar beinahe positive Gefühle zu, aber das repetitiv dräuende Bass-Monster „Heavy Air“ macht damit erstmal Schluss. Gegen Ende kratzt der Song dann aber doch noch die Kurve hin zu shoegaziger Freundlichkeit, ehe „Angel Cake“ in seinem behäbigen Aufbau und der diffusen Atmosphäre durchaus von Bands wie PINK FLOYD inspiriert erscheint.
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Der erwähnte Britpop-Einfluss kommt z.B. in „Everything Is Given“ zur Geltung. Unaufgeregt und subtil sorgt der Synthesizer für gute Laune, ehe sich druckvoller Groove seinen Platz im Song erkämpft. Dass der Schluss etwas abrupt erscheint, verstärkt den Übergang zum diffusen Schleifer „Negativity“. Die Musik scheint sich durch dichten Schlick zu kämpfen, was dem Album eine spannende Kehrseite verpasst.
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Der Titeltrack knüpft zwar anfangs an diese Stimmung an, wird aber von den lichten Gesängen in ein interessantes Spannungsfeld zwischen Noise (die Gitarren) und Art-Rock gepflanzt, das überraschend leicht zugänglich wirkt.
„Noise Floor“ dagegen streift durch meditative Soundlandschaften, die vornehmlich von Synthesizern bewohnt werden, und lässt Assoziationen zu einem etwas kruden Schlaflied zu. Womit der vorläufige Abschluss von „Descalator“ doch recht passend ausfällt.
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Aber da sind ja noch zwei Hidden-Tracks.
Oder wurden „In Despair“ und „Distant“ schlicht bei der Artwork- bzw. Booklet-Gestaltung vergessen?
Grübeleien derart sind für die Musik unerheblich, denn „In Despair“ versprüht auch so eine ungemein drängende, fast hibbelige Stimmung, die in „Distant“ zu einem monolithischen Abschluss gebracht wird (das Riffing hat dräuend schwere Qualitäten, die von dem ätherischen Gesang stets ein Stück weit aufgebrochen werden).
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FAZIT: DEATH BY GONG haben mit „Descalator“ ein experimentelles Album zwischen Eingängigkeit und sperrigem Klang an der Hand. Hier prallen diverse Welten alternativer Rockmusik aufeinander, wenngleich eine Art verträumter Charakter alle Stücken eint. Dass diese Traumreferenzen aber alles andere als farbenfroh ausfallen, verdeutlicht nicht nur die monochrome Farbpalette des Albumcovers.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.11.2024
Jobst M. Feit, Chris Breuer
Jobst M. Feit
Jobst M. Feit
Jobst M. Feit, Chris Breuer, Peter Voigtmann, Fabian Bremer
Peter Voigtmann
Crazysane Records
51:58
20.09.2024