Zum Jahresende veröffentlicht der Schweizer Dimitri Howald mit „Southern Return“ eines der luftigsten, fluffigsten Alben 2024. Bis auf Sebastian Lötschers Violine bei „Serafin“ im Alleingang eingespielt, brilliert Howald mit einschmeichelnden, stellenweise hymnischen Melodien, ohne auf Spannung und Experimente zu verzichten. Kein wachsweiches New Age-Gedudel, sondern eine anregende Reise, die besonders auf der zweiten LP-Seite gerne mit verstiegenem Rock flirtet.
Gerade was die fein ziselierte Gitarrenarbeit in Verbindung mit der aparten, wortlosen Vokalbegleitung angeht, erinnert die Musik an Pat Metheny in guten Zeiten. Wobei Dimitri Howald seinen eigenen Spielstil pflegt und durch die fast hemdsärmelige, geerdete Begleitung eigener Güte (inklusive gelegentlichen Drum-Machine-Einsatzes) nicht ins Schwurbelige abdriftet. Das ist so zupackend wie federnd, Howald versteht es aufzurütteln und die Hörerschaft gleichzeitig wonniglich in den Arm zu nehmen.
Hier gibt es keine Aufgeregtheiten, die filigran gespielte Akustikgitarre ist ein passendes Pendant zu den ebenfalls gewandten E-Gitarren-Parts. Selbst wenn es wie auf „16-8“ schlichter und fast schon post-rockig zugeht, verliert die Musik nicht an Laissez faire und einnehmendem Charme. Gilt auch für „7+9=1 (Levitate)“, das für Howaldsche Verhältnisse fast schon ruppig daherkommt und gekonnt mit Elementen elektronischer Musik spielt.
Der „Grunge Song“ macht seinem Namen alle Ehre. Aber das Holzfällerhemd muss nicht ausgepackt werden, alles bleibt im Fluss, es gibt keine Gewalt gegen die Ohren. „Southern Return“ ist abwechslungsreich, dabei tonal ausgewogen und in jeder Hinsicht (auch klanglich) eine Empfehlung wert.
FAZIT: „Southern Return“ von Dimitri Howald ist ein Jahresendbegleiter wie man ihn sich, nach dem chaotischen, stellenweise üblen Verlauf von 2024, besser nicht vorstellen kann. Ein guter Freund, der unterhält, Tiefe besitzt und auch nach mehreren Begegnungen immer noch bestens unterhält. Ein in allen Belangen versonnener, flirrender Grenzgang zwischen Jazz, Rock, sachten Experimenten und einem Hauch von Global-Folk.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.12.2024
Dimitri Howald
Dimitri Howald
Dimitri Howald
Dimitri Howald
Dimitri Howald
Sebastian Lötscher (violin)
XJAZZ!Music
37:27
04.10.2024