Zum zehnten Geburtstag schenkt die Band aus Turku sich und uns ihr drittes Album "Monokroma". Wer damit gerechnet hat, dass von den Wurzeln im extremen Metal kaum noch was zu hören ist, dürfte staunen, wie offensiv die Finnen jene Elemente in ihre Musik einbinden, die mit "Blackgaze" oder "Post Black Metal" nur noch annäherungsweise beschrieben werden kann. Gibt es eigentlich eine Stilbezeichnung für Metal, der mit Leichtigkeit aus dem Dunklen schöpft, um ihn musikalisch mitreißend ins Positive zu wenden?
EINVIGI sind jedenfalls Wegbereiter genau dieser Spielart: In ihren eingängigen Liedern bilden Blastbeat-Attacken und träumerische Passagen eher eine Einheit als Kontraste, und in punkto Dynamik ergibt sich aus solcherlei Kombinationen im Fall von "Monokroma" ein so kurzweiliges wie stimmungsvolles Album. Die lichtdurchfluteten Abschnitte spotten jeder Beschreibung und sprechen für sich selbst. Auf das metallische Reinheitsgebot pfeifen die Finnen ohnehin und arrangieren ihre Songs mit wohligem Klargesang genauso wie mit Black-Metal-Screams. Das klingt stellenweise ungefähr so, als ob Ajattara hoffnungsvoll-träumerischen Rock spielten: Finnisch bis ins Mark, melancholisch und doch auch optimistisch.
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Es ist jedoch keineswegs so, als ob EINVIGI nicht immer noch rasend und abgründig klingen würden – das tun sie, und zwar intensiver denn je. Scheinbare Gegensätze fließen ineinander, während Melodielinien erklingen, die gehört werden wollen. Mit "Tumman veden lapsi" schießt die Band in dieser Hinsicht den sprichwörtlichen Vogel ab, doch auch mit Songs der Klasse von "Kuolintanssi" sollte es den Finnen gelingen, versteinerte Herzen zu erweichen. Das liegt nicht zuletzt an der phantastischen Gesangsdarbietung von Bandgründer und Gitarrist Petteri Granberg, der aus seinem eigenen Herzen mit dieser Musik keine Mördergrube macht.
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Das binnen eines Jahres (!) von Pekka Wärri illustrierte sonnige Cover-Motiv und dessen heitere Farbgebung erinnern an das "Eclipse"-Album, mit dem Amorphis einst ihre Rückkehr mit dem damals neu verpflichteten Tomi Joutsen am Mikro einläuteten, und es wäre EINVIGI zu gönnen, wenn von dem Erfolg der Pioniere etwas auf sie abfärben würde, denn mit "Monokroma" ist es um den finnischen Metal zweifelsohne richtig gut bestellt, und mit "Tumman veden lapsi" knallt uns die Band eine ganz famose Hit-Single des noch jungen Jahres um die Ohren.
FAZIT: "Monokroma" von EINVIGI ist längst nicht nur für Fans von Post Black Metal eine ganz dicke Empfehlung wert und ein heißer Anwärter auf die Jahresbestenliste.
Punkte: 14/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.02.2024
Joonas Koppanen
Petteri Granberg, Krister Virtanen
Mikael Ruoho
Einheit Produktionen
47:06
01.03.2024