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Electro Deluxe: Next

Stil: Soul, Funk, Nu-Jazz, Pop, Hip-Hop, Electronics

Cover: Electro Deluxe: Next

Manchmal gibt es Alben, die man in dem Wust der ganzen Neuveröffentlichungen auf keinen Fall übersehen sollte, weil sie dem Hörer Musik zu bieten haben, die nicht nur allerhöchste Ansprüche erfüllt, sondern auch – einmal nur im Ohr – aus diesem auf keinen Fall wieder rauskommen will. „Next“ von der französischen Band ELECTRO DELUXE ist genau so ein Album, auf dem sogar die unvergessliche 'Lily Was Here'-CANDY DULFER zum Saxophon oder die Jazz-Giganten NILS LANDGREN und FRED WESLEY zur Posaune greifen. Wer mit solchen musikalischen Qualitätsmarken aufwarten kann, der muss als Band wirklich schon mehr als speziell sein.

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Der französische Siebener besticht auf „Next“ mit einer einerseits gewagten und andererseits begeisternden Mischung aus Soul, Jazz, Funk, Hip Hop und Pop sowie herrlichem Motown-Retro-Flair, bei dem sich ein klassisch aufgestelltes Rockinstrumentarium mit einer ebenso breit angeordneten Bläser-Sektion (Hörner, Saxophone, Trompeten, Flügelhörner, Posaunen usw.) und großartigem Gesang (solistisch wie im Chor) vereint und dabei eine Stimmung, der man sich nicht entziehen kann, hinterlässt. Die Spannung hierbei steigt von Titel zu Titel, da man nie weiß, in welche Richtung der jeweilige Song tendiert, außer dass er eine hypnotische Dynamik zu entwickeln versteht.

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Ein besonders kluge Wahl ist hierbei gleich der Album-Opener, bei dem die bereits erwähnte CANDY DULFER zum Saxophon greift und dieses „Nakie, Nakie“ vor Funk und Soul sowie einer grandiosen 'HoHoHoHo'-Hookline regelrecht überbordet.
Musik für den Kopf und ganz besonders für die Füße – ein Grundsatz, der das gesamte Album durchzieht.

Unüberhörbar ist aber auch, dass die vier ELECTRO DELUXE-Gründungsmitglieder (Renaville, Faure, Coke und Cadoux) in den Anfangstagen der Band, als sie 2000 zusammentrafen, sich noch innovativ mit experimentellen Sounds beschäftigten und diese zu einer wilden Mixtur aus Jazz und Funk vereinten, die zugleich mit elektronischen Spielereien angereichert war, bei denen sich der Synthesizer als besonders hilfreich erwies, während Fender Rhodes, Hammond B3 Orgel und Hohner Clavinet für ein herrliches Sixties- und Seventies-Flair sorgten.

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Für eine ganz spezielle, wiedererkennbare Note sorgt zudem der 2010 zur Band hinzugestoßene charismatische amerikanische Sänger James Copley. Unter diesen Bedingungen setzten ELECTRO DELUXE ihre Musik-Experimente noch breiter fort, lassen Hip-Hop, Rhythm'n'Blues und bläserkräftigen Soul in ihre Klangpalette einfließen, die sich allesamt auch auf dem aktuellen 2024er-Album präsentieren, wobei im Rahmen dieses Albums auch die drei besonderen Gäste (Dulfer, Landgren und Fred Wesley) die Songs jeweils in unterschiedliche Richtungen lenken und beispielsweise unter Wesley-Beteiligung das Album mit einer dynamischen Mischung auf „Wanna Have A Good Time!“ abschließen und dem Hörer natürlich eine kopfnickende Bestätigung entlocken: „Aber klar doch hatte ich beim Hören dieses Albums eine gute Zeit!“

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FAZIT: Wer bei der französischen Soul-Funk-Jazz-Pop-Band ELECTRO DELUXE still bleiben kann, der ist nicht mehr zu retten. Denn was die Jungs hier mit Bläserkraft und solch namhafter Unterstützung wie CANDY DULFER und NILS LANDGREN anzubieten haben, klingt wie die moderne, schwer elektrifizierte Fortsetzung aus den Sounds, welche CHICAGO und die TEMPTATIONS weltberühmt machten – und die man unbedingt von dem gigantisch klingenden schwarzen Vinyl hören sollte. Eine unfassbar geile Scheibe (besser als vieles von HERBIE HANCOCK, der unüberhörbar wohl auch das Vorbild der Franzosen mit dem amerikanischen Sänger ist), die selbst in den noch so beschissenen Zeiten wilde Freude macht!

Punkte: 14/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.03.2024

Tracklist

  1. <b>Seite A</b> (23:59):
  2. Nakie Nakie (feat. Candy Dulfer) (4:29)
  3. One In A Million (4:17)
  4. 1979 (4:49)
  5. Who's Got Your Back? (5:16)
  6. Next (feat. Nils Landgren) (5:08)
  7. <b>Seite B</b> (20:14):
  8. Ain't No Stoppin' (5:11)
  9. Shame (6:01)
  10. Neverland (4:16)
  11. Wanna Have A Good Time! (feat. Fred Wesley) (4:46)

Besetzung

  • Bass

    Jérémie Coke

  • Gesang

    James Copley, Crystal Petit Night, Tanya Michelle Smith, Cynthia Abraham, Jérémie Coke

  • Gitarre

    Arnaud Renaville

  • Keys

    Gael Cadoux

  • Schlagzeug

    Arnaud Renaville

  • Sonstiges

    Thomas Faure (Tenor Saxophon, Hörner), Alexis Bourguignon (Trompete, Flügelhorn), Vincent Aubert, Nils Landgren, Fred Wesley (Posaune), Candy Dulfer (Saxophon), Cynthia Abraham (Flöte), Alexandre Herichon (Trompete)

Sonstiges

  • Label

    Stardown

  • Spieldauer

    44:13

  • Erscheinungsdatum

    16.02.2024

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