Jetzt ist es komplett – das Doppel-Album von ELLIOTT BROOD, das vor gut einem halben Jahr mit „Town“ (einem Album, das sich ironisch mit dem Leben in einer Kleinstadt beschäftigte) durchstartete und nun als „Country“ (das sich noch ironischer mit dem Leben in den Staaten auseinandersetzt) seine vinyle Vollendung findet, die man sich einerseits als Einzel-LPs oder ab sofort gleich als Doppel-LP unter dem Titel „Town And Country“ zulegen kann.
Da wir uns aber fein an die chronologische Reihenfolge gehalten haben, wurde bei uns erst <a href="http://www.musikreviews.de/reviews/2024/Elliott-Brood/Town/" target="_blank" rel="nofollow">die Vinyl-Version von „Town“</a> vorgestellt, der mit dieser Review „Country“ folgt.
<br><center><iframe style="border: 0; width: 100%; height: 120px;" src="https://bandcamp.com/EmbeddedPlayer/album=3295428942/size=large/bgcol=ffffff/linkcol=0687f5/tracklist=false/artwork=small/transparent=true/" seamless><a href="https://elliottbrood.bandcamp.com/album/country">Country von Elliott BROOD</a></iframe></center></br>
Schon der erste Song der LP, „Wind And Snow“, geht dermaßen in die Füße, dass man wild durch die Bude hüpft. Und dann gibt’s textlich noch einen vor Zynismus triefenden Hammer drauf, denn der Song ist wie eine musikalische Reise durch das aufgeblasene Amerika aufgebaut, die vor fiesen Seitenhieben und jeder Menge Spott nur so überläuft.
Einfach herrlich!
Hierbei nicht nur rhythmisch mitzuhotten, sondern auch genau zuzuhören und am besten dabei gleich lauthals mitzusingen, sollte selbst bei Wind und Schnee oberstes Pflichtprogramm sein. Außerdem wird der eine oder andere 'Ich mag die Amis nicht'-Vertreter hier seine angehäuften Vorurteile bestätigt finden, wobei eben niemals das ironische Augenzwinkern des Brood-Trios aus den Augen und Ohren verloren werden sollte.
Ansonsten gilt aber auch für „Country“ ganz Ähnliches (inklusive der 45er-Geschwindigkeit, in der die LP abzuspielen ist), wie wir es bereits zu „Town“ schrieben – oder wie es gar Kollege König zu dem genau vor 11 Jahren erschienenen Album <a href="http://www.musikreviews.de/reviews/2014/Elliott-Brood/Work-And-Love/" target="_blank" rel="nofollow">„Work And Love“</a> bemerkte, als er feststellte: „ELLIOTT BROOD treiben es schön bunt. Bluegrass, Country, Blues, hymnische Refrains und BEATLES-Harmonien werden bei gemäßigtem Tempo zu einem funktionierenden Ganzen verbunden.“
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Das ist auf „Country“ der eine Teil der Wahrheit, der andere ist, dass die Jungs diesmal mitunter deutlich rockiger zur Sache gehen, die Cowboy-Stiefel ausziehen und 'These Boots Are Make For Rock'n'Roll' überstreifen. Ein Beweis hierfür ist beispielsweise die dieses Mal gewählte Cover-Version des hymnischen „Out Of Time“ von keiner geringeren Band als den ROLLING STONES.
Trotzdem bleiben ELLIOTT BROOD aber ihrem Americana-Country treu, lassen mitunter sogar ein wenig die BYRDS (bei der Ballade „Long Since Lost“) sowie ganz viel den MELLENCAMP durchklingen und beweisen wie bereits auf dem Vorgänger, der nun die Doppel-LP abrundet, eine uneingeschränkte Spielfreude, die es diesmal sogar beinahe auf eine halbe Stunde Spielzeit bringt, was trotzdem noch viel zu wenig ist.
Mit dem regelrecht epischen „C'mon Let's Go“ gibt’s sogar den einzigen Song, der die Fünf-Minuten-Marke knackt und der zudem eine der bewegendsten Nummern samt BEACH BOYS-Augenzwinkern des (so gesehen) Doppel-Albums ist, da er die rockige mit der finsteren und der country-verliebten Seite von ELLIOTT BROOD vereint.
Auch hier gilt am Ende wieder: Ganz großes Kino!
Und dabei belassen wir es am besten auch.
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FAZIT: Die vergangene Review zu ELLIOTT BROOD zum ersten Teil des Town-Country-Vinyl-Doppeldeckers begannen wir mit der Frage: Hat wer Lust auf Country? Und das meinten wir ernst, obwohl ELLIOTT BROOD vielmehr zu bieten haben – melancholisch getränkter Americana, der auch mal so richtig rocken kann. Gerade auf diesem staatlichen „Country“-Teil wird noch dynamischer gerockt und sogar die Texte wirken dabei noch zynischer als während des musikalischen „Town“-Stadtrundgangs zuvor. Außerdem wartet an jeder Ecke eine andere Musikgasse, wie Americana, Folk, Blues, Rock, Surf, Country, Bluegrass...
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.04.2024
Casey Laforet, Mark Sasso
Casey Laforet
Mark Sasso, Casey Laforet
Casey Laforet, Stephen Pitkin
Stephen Pitkin
Mark Sasso, Stephen Pitkin (Harmoniegesang)
Six Shooter Records
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12.04.2024