Menschenfressende Meeresungeheuer scheinen seit einiger Zeit im extremen Metal (wieder) en vouge zu sein.
Warum sonst sollten sich auch auf ETHELYNs „Anhedonic“ Tentakelwesen zwischen Schädeln und Sternen umherschlängeln?
Wo aber die Vorzeigepropheten kosmischer Schrecken SULPHUR AEON schwarzem Death Metal frönen, gehen Polens ETHELYN auf ihrem fünften Album weniger theatralisch und mit deutlich vereister Stimmung ans Werk. Das Tremolo-Picking der Gitarren kommt wohl nicht von ungefähr und könnte sich sowohl auf die musikalische wie auch landestechnische Herkunft der Band beziehen.
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Gemessen an manchen Granden ihrer Heimat können ETHELYN zwar noch nicht ganz an Mitstreiter wie u.a. MGLA heranreichen, aber ihr Talent für Frostmetall ist zweifellos hörbar. So vermeiden es die Musiker, ihre Songs am Reißbrett zu entwerfen und gewinnen viel eher durch kontrolliert wirkende Raserei, zwischen Schwarzmetall-Drama und abstrakter Fiktion an Reiz.
Da passt auch das saubere Soundbild perfekt. Denn es lässt sowohl finstere Schleifer wie „Deathless Mother and the Mold“ als auch Fetziges der Marke „It Comes in Waves“ zu bekömmlichen Kleinoden heranwachsen. Hierbei finden sich in puncto Stimmung, Sound und Technik immer wieder Parallelen zu Bands wie SATYRICON, wenngleich deren Rock’n’Roll-Faktor komplett ausbleibt.
Stattdessen setzen ETHELYN auf stimmungstechnischen Stoizismus und ziehen die frostige Reise durch ihren Schreckenskosmos nach Herzenslust durch. An mancher Stelle würde sich die eine oder andere Variation in der Stimme gut machen, aber auch so sind ETHELYN ein effektives Genre-Geschwader, welches das Ende aller Tage in melodischen Black Metal zu verpacken weiß.
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FAZIT: Dunkelheit und Black Metal sind untrennbar miteinander verbunden, was ETHELYN auch durch das Cover-Artwork von „Anhedonic“ zum Ausdruck bringen. Egal ob ihre Texte von kosmischen Schrecken handeln, oder ob in ihnen das Meer als Metapher für das Unbekannte, Destruktive in der Welt herhalten muss: ETHELYN verstehen ihr Handwerk und fangen die Dunkelheit, das Potenzial von Tod und Verderben, das ihr Cover suggeriert, authentisch in Musik ein. Originalitätspreise braucht die Band dabei nicht zu erwarten, das schmälert aber kaum die Qualität von „Anhedonic“.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.05.2024
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