<b>„'Still Dreaming' von FAIRNIE & ADAMASCHEK erweist sich als stilles Juwel der Songwriterkunst, als feines und zeitloses Meisterwerk.“</b> (Susanne Kanngieser – Freie Journalistin)
Sind wir nicht alle Träumer?
Die beiden Singer/Songwriter FAIRNIE & ADAMASCHEK, der eine aus Schottland, der andere aus Deutschland, jedenfalls sind ganz besonders große Träumer, wie sie uns auf ihrem wirklich gelungenen, zwischen Americana, Folk, Scottish Pub und Country wandelnden Album „Still Dreaming“ wissen lassen: „Sometimes the reality of playing music can seem like a dream. We're still dreaming“, teilen sie uns darum gleich im 16-seitigen Booklet (mit allen Texten) unter ihrem ersten Song „Just A Dream“ mit. In diesem Sinne erhält jeder der insgesamt 12 Songs eine kleine Weisheit, die uns auf den jeweiligen Song einstimmt und mit „The Rainbow“ endet, wenn wir darunter lesen dürfen, worauf es unter diesem Regenbogen wirklich ankommt: „Friendship and the people who colour our lives; mostly for the better.“
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Was der schottische TOM FAIRNIE und der deutsche KLAUS ADAMASCHEK hier auf „Still Dreaming“ tatsächlich für kleine, aber feine Songwriter-Perlen aus den anfangs so unscheinbaren Muscheln bergen, ist tatsächlich beachtlich, denn hier dürfen wir tief in eine Zeit zurückgehen, als der große TOWNES VAN ZANDT oder ein LEONARD COHEN (Man höre nur „Forever And More“) die Singer/Songwriter-Szene erst zu dem machten, was sie so unwiderstehlich werden ließ, mit ihren poetischen (oft traurigen) Texten und wunderschönen Melodien. Genau die bekommen wir auch auf dem zweiten Album des Duos, das sich durch weitere Musiker an Gitarre, Keyboards, Bass und Harmoniegesang unterstützen lässt, zu hören.
Die Stimmen der Beiden samt ihrer bewegenden Texte sind das feste Fundament aller Songs: Einerseits der fragile, warme Gesang des 72-jährigen Schotten, der auf die tiefen Vocals des 66-jährigen Deutschen trifft, bei dem manchmal sogar ganz vorsichtige JOHNNY CASH-Ambitionen durchschimmern, lassen einen unweigerlich immer wieder auf- und zuhorchen, egal ob die Themen eher bedrückend sind, wenn über falsche Freunde gesungen wird („False Friends And Dazzlers“) oder echte („The Rainbow“, hier von Tina Möller gesungen) oder wenn in „England In Winter“ unerbittlich der 'Brexit' auf's Korn genommen wird. Und dass die beiden in ihrem Winter-Song auch noch den wunderbaren, leider in unseren Reihen viel zu unbekannten <a href="http://www.musikreviews.de/reviews/2024/Jackie-Leven/Live-Or-Die--Live-in-Bremen-1999--2004/" target="_blank" rel="nofollow">JACKIE LEVEN</a> einfließen lassen, weist auf eine weitere Richtung hin, in die sich die beiden begnadeten Songwriter unverkennbar bewegen: „Finally we reach the Lammermuir Hills / An old Jackie Leven song on our minds / Isn't it amazing how much warmer Scotland feels / It's good to still have friends in winter time“.
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Wenn dann bei verschiedenen Songs auch noch die Dobro-Gitarre ins Spiel kommt, werden natürlich unweigerlich sofort Erinnerungen an einen MARK KNOPFLER geweckt, der besonders auch in seinem Alterswerk nur zu gerne auf dieses Instrument zurückgriff, das er früher aber immer wieder auch bei den DIRE STRAITS einfließen ließ und so beispielsweise die „Telegraph Road“ oder „Love Over Gold“ und natürlich „Brothers In Arms“ (auf dessen LP-Cover genau diese Gitarre abgebildet ist) zu unvergesslichen Meisterwerken werden ließ.
Im Falle dieses Albums betrifft es einen besonders bewegenden Titel, der auch dieses traurige „Brothers In Arms“-Feeling verbreitet: „I'll Know When I Get There“, ein Song, in dem Tom Fairnie mit weinerlicher Stimme den Tod seines sehr früh verstorbenen Bruders musikalisch wie textlich verarbeitet: „Searching for an answer / In a breath of ancient air / Don't know where I'm going / But I'll know when I get there“.
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„Still Dreaming“ ist tatsächlich ein Album geworden, das Träumer zum träumen einlädt, genauso wie zum Nachdenken darüber, was wirklich wichtig ist, um seine Träume in dieser Zeit wenigstens halbwegs wahr werden zu lassen.
FAZIT: Wenn die schottische und deutsche Mentalität kunstvoll aufeinandertreffen, dann kommt dabei im Falle von FAIRNIE & ADAMASCHEK mit „Still Dreaming“ ein beeindruckend arrangiertes Album heraus, das an solche 70er-Jahre-Größen wie SIMON & GARFUNKEL oder einen TOWNES VAN ZANDT erinnert – und von der Altersweisheit beider Musiker lebt, die geschickt ihre Songwriter-Qualitäten mit dem Folk-Flair längst vergangener Tage sowie ihrem markanten Gesang, der einerseits zerbrechlich (Tom Fairnie) und andererseits nach warmer Bass-Melancholie (Klaus Adamaschek) klingt, kombinieren und dabei bleibende Wirkung hinterlassen.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.06.2024
Paul Adamaschek
Klaus Adamaschek, Tom Fairnie, Jane Fairnie, Marisa Linss, Paul Adamaschek, Tina Möller
Klaus Adamaschek, Tom Fairnie, Johannes Gunkel
Sascha Schmitt
Klaus Adamaschek (Harmonika, Cajon), Paul Adamaschek (Cajon, Shaker), Sascha Schmitt (Akkordeon)
DMG Germany
58:20
29.03.2024