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Farsot: Life Promised Death

Stil: Dark Metal

Cover: Farsot: Life Promised Death

Würde ein Preis für unscheinbares Auftreten im dunklen Metal ausgelobt, wären FARSOT aus Gotha wahrscheinlich Anwärter darauf, wobei sie sich weder mit ihrem Casual Wear noch mit der Ästhetik ihrer Alben aufdrängen, sondern seit ehedem ihre Musik die erste Geige spielen lassen. Das gilt auch für "Life Promised Death", das vierte Langspielalbum der Band, das keineswegs effekthascherisch um der Hörer Gunst buhlt, sondern stilistische Neuerungen bemerkenswert gediegen in den eigenwilligen Sound der Band integriert.

Der Opener "Nausea" vollzieht zunächst den musikalischen Brückenschlag zum Debüt, Riffing und Drumming klingen unverkennbar nach FARSOT, der Refrain "Now I see" wirkt wie ein Echo – oder eine Antwort? – auf die im Song "The Antagonist" (von "Fail.Lure", 2017) aufgeworfene Frage "Who Am I?".

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"Buoyant Flames" geht grimmiger zur Sache, die sehr subtil im Hintergrund schwingenden Keyboardklänge verleihen dem Song eine unheimliche Tiefe, der Klargesang eine individuelle Note, die keine Vergleiche mit den üblichen Verdächtigen aus der Riege melancholischer (Post-) Black-Metal-Bands nahelegt, sondern im Zusammenspiel mit den nachdenklich tönenden Melodien Erinnerungen an die Frühwerke von Depressive Age weckt.

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Auch "Into Vertigo" zehrt vom Wechselspiel zwischen Aggression und Melancholie, doch schleicht sich hier eine hoffnungsvolle Note ein, Gesang und Songaufbau überraschen zuweilen mit einer deutlichen Nähe zum Sound von Enslaved in den 10er und 20er Jahren. Ein schöner Kontrast zum finsteren Grundtenor der Mannen aus Gotha, die sich mit – nomen est omen – "Chimera" noch wandlungsfähiger präsentieren.
Mit "Stray Dogs" legen FARSOT nach einem Vierteljahrhundert ihre erste Hit-Single vor, einen Crossover von abgefucktem Midtempo-Black-Metal und noch erbarmungswürdigerem Alternative Rock mit einer Prise abgründigem Gothic, in dem early Mayhem ebenso anklingen wie David Galas. Sehr eingängig, doch keineswegs gefällig, und hoffentlich ab sofort fester Bestandteil bei Konzerten. Warum dieser Song nicht als Single veröffentlicht wurde, verstehe wer will.
Die ersten zwei Minuten von "Descent" überraschen mit lockerem, Dordeduh-ähnlichen Vibe, bevor der Song an Härte zulegt und ein Wechselspiel folgt, das ein "file under" erschwert: Mit Black Metal auch im weiteren Sinne hat die Musik jedenfalls nicht mehr viel gemein.

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"Lost Momentum" beschließt "Life Promised Death" u.a. mit Flüstergesang atmosphärisch dicht, abwechslungsreich, schließlich metallisch schroff und wird nach rund acht Minuten einfach ausgefadet, was dem Album etwas Unabgeschlossenes verleiht.

FAZIT: Auf "Life Promised Death" stoßen FARSOT einige Türen auf und erkunden musikalisches Neuland, ohne sich allzu weit von ihrem derweil unverkennbaren Dark Metal zu entfernen. Zuzutrauen ist der Band nach diesem Album, das auch für langjährige Fans der Band manch Überraschendes bereithält, mehr denn je.

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.02.2024

Tracklist

  1. Nausea
  2. Buoyant Flames
  3. Into Vertigo
  4. Chimera
  5. Stray Dogs
  6. Descent
  7. Lost Momentum

Besetzung

  • Bass

    XX . VIII

  • Gesang

    X . XIX

  • Gitarre

    III . XXIII, I . XVI

  • Keys

    XX . VIII

  • Schlagzeug

    XIX . XVIII

Sonstiges

  • Label

    Prophecy Productions / Lupus Lounge

  • Spieldauer

    50:57

  • Erscheinungsdatum

    16.02.2024

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