FILTER-KAFFEEs „106“ ist nach der letzten „EP“ wieder ein amtlicher Longplayer von fünfundsiebzig Minuten Laufzeit. Erscheint dementsprechend im DigiPak und nicht im einfachen Pappschuber.
Durch „106“ zieht sich ein düsterer Ton als auf den Vorgängern. Die gleitenden, sacht dahinfließenden Sequenzen besitzen einen Hauch Industrial-Ambience und flirten mit dem Abstrakten. Nicht so extrem wie VANGELIS seinerzeit auf „Beaubourg, aber ein bisschen wird Richtung „Weltmaschine“ gelugt, jener Erfindung Franz Gsellmanns, die keine Funktion hat, aber zum Klang einer eigenen Trommel existiert.
Doch keine Bange, bereits mit dem ersten Track sind Rothe und Schönwälder „In Search Of Hades“, ach nein, im „Murky Shadow Kingdom“ der griechischen Unterwelt, beziehungsweise des Totengottes. Die großen Ahnen TANGERINE DREAM sind im Geiste nah, vor allem „Phaedra“, aber auch Klaus Schulzes „Picture Music“ blinkt hin und wieder durch den FILTER.
Im weiteren Verlauf des Albums bekommen die Sequenzer mehr zu tun, es wird rhythmischer und das Tempo nimmt zu. „Kaltwasserhahn“ wird gekrönt durch Thomas „Tom“ Köhlers Gitarre, die effizient eingebunden wird und fast wie eine Hommage an den unlängst verstorbenen Manuel Göttsching und seinen ASHRA wirkt. Mario Schönwälder hatte in seinen Projekten seit jeher ein Herz für Gitarristen, so begleiteten bereits Thomas Kagermann und Lutz „Lüül“ Ulbrich die traumverwobene Musik der Manikin-Kollegen. Der stimmige Zuckerguss auf einem atmosphärischen Album.
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FAZIT: FILTER-KAFFEE „106“ modernisiert sachte das bekannte Programm und passt sich en dunkleren Momenten dieser Zeit und des Lebens an. Maßgeblich bleiben aber die Vorsteher der Berliner Schule, und was FILTER-KAFFEE aus den Vorgaben machen, ist einmal mehr eine mal getragene, mal pulsierende Angelegenheit. Aber jederzeit eine spannende Expedition in die Welt elektronischer Klänge.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.03.2024
Tom Köhler
Mario Schönwälder, Frank Rothe
Frank Rothe, Mario Schönwälder
Manikin Records
75:15
16.02.2024