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Reviews

Fontaines D.C.: Romance

Stil: Postpunk, Art-Pop, Indie-Rock, Britpop, Alternative-Rock

Cover: Fontaines D.C.: Romance

Die schlechte Nachricht, das Gemecker zuerst: Das neue Album der irischen Postpunk-Überflieger FONTAINES D.C. hat ein scheußliches Artwork. Wer darauf gekommen ist, ein absurd verformtes Herz mit Tränengesicht vor hellblauem Hintergrund aufs "Romance"-Cover zu heben, hatte offensichtlich einen ganz schlechten Tag. Das ist aber eigentlich schon die einzige Kritik, die man zu dieser Platte äußern kann.
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Denn auch jenseits des sehr britischen Hypes, der spätestens mit "Romance" über diese Band von der Nachbarinsel hereingebrochen ist, kann man nur den Hut ziehen vor so viel Weiterentwicklung vom ruppigen Sound der ersten FONTAINES D.C.-Alben zum reifen, ambitionierten Art-Pop der neuen Songs. Die Postpunk-Wurzeln sind noch erkenn- beziehungsweise hörbar (etwa im knurrigen Opener/Titelstück), aber insgesamt geht das Gesamtpaket eindeutig in Richtung Arctic Monkeys, Blur, Slowdive oder sogar Tears For Fears.

Großen Anteil an diesem zugänglicheren, dabei aber eben nicht übermäßig glatten Songwriting und Klangbild dürfte der neue FONTAINES D.C.-Produzent James Ford haben, der beispielsweise besagte Arctic Monkeys zu Britpop-Juwelen aufpolierte und auch ansonsten viele Acts im Studio so richtig glänzen ließ. Was Ford und die Dubliner Band für "Romance" an prächtigen Chorgesängen, opulenten Streichern und Keyboards (Mellotron!) aufbieten, ist aller Ehren wert.
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Hinzu kommt das neu gewonnene Selbstbewusstsein von Frontmann Grian Chatten, der im Vorjahr mit dem sensationellen Soloalbum "Chaos For The Fly" sein riesiges Talent als Songschreiber, Arrangeur und nicht zuletzt Sänger nachwies. Die Vocals der FONTAINES D.C. sind im Vergleich etwa zum Debüt "Dogrel" (2019) oder dem Durchbruck-Werk "Skinty Fia" (Platz 1 der Charts im UK und in Irland) deutlich variabler und melodischer geworden, zwischen rap-artigen Wortkaskaden und Crooning ist alles drin. Des öfteren fühlt man sich bei Chatten inzwischen an sein großes Vorbild Damon Albarn (Blur) erinnert.
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Mit dem düsteren Bass-Sound des Titelstücks "Romance" legen die FONTAINES D.C. noch ordentlich postpunkig los, aber schon hier spürt man im Chorus eine neue Wärme. "Starburster" ist mit seinem markantem Mellotron-Einsatz, dem treibenden Groove und Chattens Sprechgesang (inklusive hektischem Nach-Luft-Schnappen wie bei einer Panikattacke) und Beatles-Gedächtnis-Break der erste Hit des Albums. Eine der besten Pop-Singles des Jahres, keine Frage.
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"Here's The Thing" (mit starkem Falsett-Gesang) ist ein Song, für den die beiden geldgeilen Oasis-Streithansel töten würden. Auch danach bleibt die Anzahl der Highlights hoch, von den streichergesäumten Midtempo-Tracks/Balladen "Desire", "In The Modern World" und "Horseness Is The Whatness", über den smarten Gitarren-Britpop von "Bug" und das Shoegaze-Stück "Sundowner", bis zum Grunge-Rocker "Death Kink" und dem herrlich harmonischen Closer "Favourite". Bei aller Melodieseligkeit wird "Romance" glücklicherweise nie zu süßlich, alles passt zusammen und ergibt ein kompaktes, knapp 38-minütiges 11-Track- Album aus einem Guss.
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FAZIT: Kaum ein Album aus dem UK oder Irland kriegt derzeit solche Lobeshymnen ab wie "Romance" von den Dublinern FONTAINES D.C. Man muss bei neuen Pop-Heilsbringern, die von der britischen Musikpresse fast im Monatstakt ausgerufen werden, bekanntlich vorsichtig sein. Aber bei dem irischen Quintett, das seit seinem Debüt vor gerade mal fünf Jahren eine rasante Entwicklung hinter sich gebracht haben, ist das Spektakel gerechtfertigt. Zumal die FONTAINES D.C. mit Grian Chatten einen der besten Rock-Sänger ihrer Generation aufbieten können. So do believe the hype!
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Punkte: 13/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.09.2024

Tracklist

  1. Romance
  2. Starburster
  3. Here's The Thing
  4. Desire
  5. In The Modern World
  6. Bug
  7. Motorcycle Boy
  8. Sundowner
  9. Horseness Is The Whatness
  10. Death Kink
  11. Favourite

Besetzung

  • Bass

    Conor Deegan, Conor Curley, Marriane Schofield

  • Gesang

    Grian Chatten

  • Gitarre

    Carlos O'Connell, Conor Curley, Grian Chatten, James Ford

  • Keys

    Carlos O'Connell, Grian Chatten, James Ford, Freddy Wordsworth

  • Schlagzeug

    Tom Coll

  • Sonstiges

    Emma Smith,  Jennymay Logan (Violine), Richard Jones (Bratsche), Laura Moody (Cello)

Sonstiges

  • Label

    XL Recordings

  • Spieldauer

    37:29

  • Erscheinungsdatum

    23.08.2024

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