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Frank Schäfer: Nötes of a Dirty Old Fan - Metal Storys

Stil: Buch

Cover: Frank Schäfer: Nötes of a Dirty Old Fan - Metal Storys

<img src="http://vg02.met.vgwort.de/na/9ca35458aeef47f0809d50d80239ee47" width="1" height="1" alt=""> Man kennt Frank Schäfer vielleicht als Musiker, mindestens aus seiner "Nötes of a Dirty Old Fan"-Kolumne im Magazin Rock Hard, aufgrund seiner umfassenden Kenntnis der Metal-(Früh-)Geschichte und/oder über seinen recht hohen Ausstoß als Buchautor, der sich ebenfalls überwiegend im Rock- bis Metal-Bereich bewegt und durch einen ausgesprochen literarischen, teils regelrecht poetischen Sprachstil auszeichnet, ohne sich an - das Wort dürfte dem Niedersachsen liegen - piefige (Pseudo-)Intellektuelle zu richten. Er ist ein Lautmaler und Wortbilde-Meister ("Gästelistenschmarotzer", "rappelkistenvoll", "Duggedaggeduggedagge"), ein kleiner Wolfgang Borchert ohne Kriegszittern.

"Nötes of a Dirty Old Fan - Metal Storys" folgt dem Konzept von Franks erwähnter Heftkolumne: Auf jeweils nur wenigen Seiten gibt er oft anekdotisch Gedanken zur Musik und zu den Menschen wieder, die sie hören beziehungsweise machen. Das Spektrum reicht von Konzert-/Erlebnisberichten ("zu 97 Prozent wahr") über geradezu philosophische Betrachtungen bestimmter Aspekte der Szene bis zu Rückblicken am rockigen Zeitstrahl entlang - stets geistreich und abseits von Stereotypen, die allenfalls auf liebevolle Weise geschildert und ohne Wertung im Raum stehengelassen werden. Als Leser findet man in Franks subjektiven Betrachtungen das Allgemeine und filtert es schließlich durch die eigenen Augen. Dass es zwar hilft, in Sachen Rock und Metal selbst kundig zu sein, aber eben keine Notwendigkeit darstellt, um "Nötes of a Dirty Old Fan" zu mögen, ist an sich schon eine beachtliche Leistung.

Franks Schreibe wirkt im besten Sinne meta (und nie post, also widerwärtig ironisch bis zynisch) geht über das rein Deskriptive hinaus und lässt die Bandmaschine im Kopfkino losrattern. Das Hirn wirft mithilfe des Herzens neue Bilder an die geistige Wand, selbst wenn man die Sujets schon hinlänglich kennt. Man gewinnt dem Vertrauten frische Seiten ab - eine Qualität, die "Nötes of a Dirty Old Fan" mit immer wieder neu inszenierbaren Bühnenstücken und der zigsten guten Rezension eines tausendmal gehörten Album-Klassikers gemein hat. Das Buch liest sich wie eine Sammlung von Kurzgeschichten, die typischerweise unvermittelt beginnen und enden. Frank überträgt oder besser gesagt findet und beschreibt das Menschliche (allzu Menschliche) im subkulturellen Milieu auf seine ureigene Weise, wobei er längst ein eigenes Vokabular entwickelt hat - die "Silberrücken in Bandshirts" etwa sind seinen langjährigen Lesern sicherlich geläufig - und das Lokale, Episodenhafte oder Triviale mit dem Globalen, Zeitlosen oder Tiefsinnigen versöhnt.

Jemand hat mal im Zusammenhang mit Franks Schaffen sinngemäß suggeriert, Hochkultur und Heavy Metal würden einander nicht widersprechen. Und wenn er wie hier eine Brücke von Kiss' Rocktheater zum Verfremdungseffekt in Brechts epischem Theater schlägt, bringt das seinen Modus operandi ziemlich gut auf den Punkt.

FAZIT: "Nötes of a Dirty Old Fan - Metal Storys" ist genau das - eine Kollektion von Geschichten von, über und mit Metal, verfasst von jemandem, der einen Großteil seiner 58 Lebensjahre damit verbracht, aber halt auch eine Menge anderer Dinge gelernt hat, was Frank Schäfers Werk letzten Endes auch ganz, ganz weit über das Niveau der üblichen Afterliteratur aus der Stromgitarren-Ecke ("Wackööön!") hinaushebt.

Erschienen auf www.musikreviews.de am 03.11.2024

Tracklist

  1. Klappenbroschur
  2. 16 Euro

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    Satyr Verlag

  • Spieldauer

    176 Seiten

  • Erscheinungsdatum

    04.11.2024

© Musikreviews.de