<img src="http://vg02.met.vgwort.de/na/81ac9a5714804f56892f58414699e973" width="1" height="1" alt=""> Es bleibt dabei: Auch beim Hören des jüngsten FROST*-Studiowerks kommt man nicht umhin, Mastermind Jem Godfrey als mit unverhältnismäßig Aufmerksamkeit bedachtes Ausnahmetalent der Progressive-Rock-Szene hervorzuheben. Gemeinsam mit seiner relativ stabilen Bandbesetzung - Drummer Craig Blundell sitzt neuerdings sogar wieder fest im Boot, Godfrey selbst singt wieder alleine - versucht sich der Brite dieser Tage an der Königsdisziplin des Genres, einem Konzept-Doppelalbum.
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Und gleich vorweg, "Life in the Wires" ist ein Erfolg auf mehreren Ebenen. Godfrey löst damit gewissermaßen ein Versprechen ein, das er schon mit “Falling Satellites (2016) abgab, weil diese Platte bereits als Doppel-LP geplant war, und knüpft inhaltlich an "Day and Age" (2021) fort, denn das eröffnende 'Skywaving' beginnt mit dem Rauschen von 'Repeat to Fade', dem letzten Track des vorangegangenen Albums.
Erzählt wird die Geschichte eines Jungen namens Naio in einer von künstlischer Intelligenz beherrschten Welt ohne Zukunftsperspektiven, für den quasi ein Knoten platzt, als er über ein altes Radio seiner Mutter Mut zum Ausbruch aus dem offensichtlich totalitären System fasst. Es ist eine typische Heldenreise, auf die uns Godfrey und Co. mit ihrem charakteristischen Modern-Prog-Sound mitnehmen.
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Das von jeher leicht futuristische Flair der Musik von Frost* wird heuer von John Mitchells bisweilen knallharten Gitarrenriffs ('Idiot Box', 'School'!) unterstrichen, was sich angesichts der Story ohnehin förmlich aufdrängt. Unabhängig davon komponiert Godfrey monumentaler denn je; "Life in the Wires" strotzt vor Ideen, wobei die Melodien aber stets im Brennpunkt stehen, so wie man es von der Band gewohnt ist. Und dass die Platte nie erschlagend wirkt muss man ihr ebenfalls hoch anrechnen, wobei nicht einmal die längeren Tracks 'Evaporator', 'Moral And Consequence' und 'Life In The Wires (Part 2)' (fast 16 Minuten) anstrengen.
Dies ist auch der abermals luftigen Produktion zu verdanken, deren Vielschichtigkeit zu ergründen durch maximale Transparenz (allein Bass und Drums zu folgen ist spannend) zu einem Vergnügen wird. Und dann gelingen Frost* wieder verkappte Hits wie das aufbauende 'This House Of Winter', die Ballade 'Absent Friends', das kraftvolle 'Propergander' oder das sonnige 'Life in the Wires (Part 1)'. Die subtile Message des Konzepts setzt dem Ganzen die Krone auf.
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FAZIT: Sehnsucht nach schlichteren Zeiten, in denen das Radio ein Tor zu besseren (musikalischen) Welten gewesen sein mag, wird auf "Life in the Wires" mit Musik nach Frost* der alten Schule verbunden - Solos und andere Prog-Sperenzchen sind zurück, Eastereggs verweisen auf die vorangegangenen Alben - und paradoxerweise zu einem sehr zeitgemäßen Album, das alle Tugenden der Band - Breitwand-Sound, meisterhaftes Songwriting und Gesangslinien, für die manche Pop-Band töten wird - in knapp 90 Minuten auf den dicken Punkt bringt.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.10.2024
Nathan King
Jem Godfrey
John Mitchell
Jem Godfrey
Craig Blundell
Inside Out / Sony
85:50
18.10.2024