Einer der wohl charismatischsten wie exzentrischsten Schlagzeuger aller Zeiten, der seiner roten Haare wegen den Namen 'Ginger' verpasst bekam, aber vor allem wegen seiner außergewöhnlich unberechenbaren Art, die Felle mit seinen Drumsticks zu traktieren, sodass er sogar dermaßen hart darauf schlug, dass ein Stick weit in die Luft sprang, damit er diesen dann wieder auffangen konnte, war der ehemalige CREAM-Drummer GINGER BAKER, der leider vor fast genau 5 Jahren endgültig seine Drumsticks an den Nagel hängen musste, um sich wohl in Richtung Hölle zu verabschieden, denn da sind Schlagzeuger garantiert willkommen, währenddessen der Himmel nur nach Harfenisten zu suchen scheint.
<br><center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/UVZ26JXKmHM?si=Z3YHZN0AXfTwrfZ1" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" referrerpolicy="strict-origin-when-cross-origin" allowfullscreen></iframe></center></br>
Obwohl sich der gute Ginger, die wortwörtliche Schlagzeug-Legende vorm Herrn, dort durchaus auch mit dem Petrus vereinen könnte, wenn dieser mal wieder nach dem richtigen Mann für die gigantischen Donnerschläge sucht.
Außerdem ist der rothaarige 'Trommel-Teufel' ja schon seit CREAM-Zeiten für den Sonnenschein unseres Lebens verantwortlich, den er danach mit seiner gigantischen eigenen Band GINGER BAKER'S AIR FORCE noch um einen Zacken schärfer mit Bläsern und Sängerinnen sowie fettem Orgelspiel fortsetzte, was in ganzer Schönheit auf der sensationellen „What A Day – BeatClub 1970“-Veröffentlichung (inklusive Drumstick-Flug) auf DVD plus CD und 12-seitigem Booklet in vollen Zügen genossen werden kann. Denn dass diese kompletten BeatClub-Aufnahmen (von denen viele bisher noch niemand zu Gesicht bekam) plötzlich – 54 Jahre später – zugänglich und auf Silberlingen gebannt sind, gleicht wirklich einer Sensation und darf nur zu gerne auch so genannt werden.
<br><center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/8zmdsKtsjiE?si=krJIsLLfWeppI4YR" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" referrerpolicy="strict-origin-when-cross-origin" allowfullscreen></iframe></center></br>
Es war eine der vielen Live-Sternstunden des BeatClubs, der legendärsten deutschen TV-Musiksendung, vor deren Erstausstrahlung sich sogar der Fernsehansager gezwungen sah, in seiner Anmoderation der ersten Sendung am 25. September 1965 eine Warnung auszusprechen...
<br><center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/VMzoVYcJHyQ?si=U1hGd-H6M6R0UkLm" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" referrerpolicy="strict-origin-when-cross-origin" allowfullscreen></iframe></center></br>
...als GINGER BAKER'S AIR FORCE im Jahr 1970 die Bühne (um beim Namen seiner Begleitband zu bleiben) im Sturzflug eroberte und aus allen Rohren des progressiven Jazz-, Funk- und Soul-Rock schoss, bis kein Bühnenbrett mehr auf dem anderen zu verbleiben schien.
Nunmehr, fast 55 Jahre später, bricht überraschend eine weitere BeatClub-Premiere diesbezüglich an, die uns im digitalen Bereich ein wahres Glücksgefühl vermittelt, wenn wir nur einen klitzekleinen Bezug zu dem am 6. Oktober 2019 verstorbenen Ginger Baker (Mitglied bei – in chronologischer Reihenfolge – GRAHAM BOND ORGANIZATION; CREAM; BLIND FAITH; AIR FORCE; BAKER GURVITZ ARMY; HAWKWIND u.v.m.) oder der Musik seiner Bands, die er leitete oder deren Mitglied er war, haben.
Und egal ob wir Frühaufsteher oder Nachteulen sind, schon der Konzert-Opener „Early In The Morning“, von dem es gleich zwei Varianten (die offiziell ausgestrahlte und die zwar aufgenommene, aber nicht im BeatClub zur Aufführung gekommen) auf „What A Day – BeatClub 1970“ zu bewundern gibt, stimmt auf das ein, was beim insgesamt 60. BeatClub als großes Highlight galt und so auch im Buch „50 Jahre der BeatClub“ nachzulesen ist.
<br><center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/ZJlSyapiV84?si=_BWUmRp1HZc2Cdf5" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" referrerpolicy="strict-origin-when-cross-origin" allowfullscreen></iframe></center></br>
Und warum ein GINGER BAKER – eben nicht nur wegen CREAM und BLIND FAITH – seinen absoluten Kultstatus als außergewöhnlicher Schlagzeuger genießt, darf der Zuhörer und Zuschauer dann in dem gigantomanischen Song „Toady“ live mitverfolgen, der in seiner offiziellen BeatClub-Variante bis zum heutigen Tage als eins der aufregendsten und besten Schlagzeug-Soli von GINGER BAKER wie jeglicher Drummer-Historie gilt. Nicht nur das: Es gibt sogar auf der DVD/CD-Kombination eine weitere, nie gesendete „Toady“-Aufnahme von gänzlich gleicher Qualität zu bewundern. Nicht nur ein Ohren-, sondern ganz genauso auch ein Augenschmaus!
<br><center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/ED_6dYfjnj4?si=IdNjGEFzDx0xb9mj" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" referrerpolicy="strict-origin-when-cross-origin" allowfullscreen></iframe></center></br>
Doch trotz aller Dynamik und Spielfreude sowie der hochkarätigen Besetzung von GINGER BAKER'S AIR FORCE war deren Halbwertzeit (von 1970 bis zum Frühjahr 1971) nur extrem kurz und erstreckte sich gerade mal auf ein gutes Jahr, sodass gerade dieser BeatClub-Auftritt, inklusive der nicht ausgestrahlten Takes, eine echte Live-Rarität ist. Zum Glück war im Oktober 1970 die Band nach Deutschland gereist, um einige Konzerte zu geben und in diesem Rahmen gleich einen Abstecher in den Norden zu machen, um im TV-Studio von Radio Bremen in der längst legendären (sich aber leider schon wieder auf einem absteigenden Ast befindlichen) Musiksendung aufzutreten.
Das Ergebnis dieses Abstechers ist wirklich magisch – und noch dazu bietet es wortwörtlich bei den beiden wilden Background-Sängerinnen tiefe Einblicke, die heutzutage so einige moralapostelnde Puristen und Puristinnen auf den Plan rufen würden...
<br><center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/X62VL2kRWkk?si=DmhvNW2szGJg5jho" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" referrerpolicy="strict-origin-when-cross-origin" allowfullscreen></iframe></center></br>
FAZIT: Diese Veröffentlichung aus dem Labelhause MIG music von GINGER BAKER'S AIR FORCE darf gut und gerne als eine echte Sensation gelten. Mit „What A Day – BeatClub 1970“ gibt es alle Aufnahmen – auch die, die nicht am Samstagnachmittag des 24. Oktober 1970 über den Flimmerkasten liefen – in Bild und Ton auf DVD und CD, wobei Bakers Band auch auf CREAM-Klassiker zurückgriff und der knappe Zehnminüter „Toady“ die drummende Genialität des rothaarigen Wirbelwinds in perfekter Vollendung wiedergibt. Doch nicht nur Baker steht bei diesen Aufnahmen im Mittelpunkt, sondern ganz speziell auch der begnadete Keyboarder und Saxophonist GRAHAM BOND, der bereits mit seiner THE GRAHAM BOND ORGANIZATION (aus der kurz darauf CREAM und COLOSSEUM hervorgingen) im Progressive- wie Funk-, Soul- und Jazz-Rock ernsthafte Pionierarbeit geleistet hatte.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.09.2024
Colin Gibson
Graham Bond, Ken Craddok, Aiki Ashman, Dianne Stewart
Ken Craddok
Ken Craddok, Graham Bond
Ginger Baker, Neemoi Acquaye
Graham Bond, Bud Beadle (Saxophone), Steve Gregory (Tenor-Saxophon, Flöte)
MIG music
CD – 68:26 / DVD – 70:47
30.08.2024