Ob GJENDØD eine Wette am Laufen haben, wie viele – hörenswerte! – Tonträger sie innerhalb von zehn Jahren einspielen, ist mir nicht bekannt, doch der Fleiß der norwegischen Band, die erst seit 2015 von sich reden macht, ist außergewöhnlich: Neben nicht weniger als sechs Demos liegt mit "Livskramper" bereits das fünfte Langspielalbum vor, und wieder einmal variiert die vom Duo zum Trio angewachsene Formation aus Trondheim ihren Stil merklich, ohne auch nur einen Gran an ursprünglicher Schwärze einzubüßen.
Die Vehemenz, mit der die mittelalten Norweger zu Werke gehen, dürfte selbst grimmigsten Traditionalisten Respekt abnötigen, und originell tönt der trollische Schwarzmetall auf "Livskramper" allemal, gelegentlich sogar wie ein fernes Echo von Bak de Syv Fjell oder Arcturus, und bei aller Garstigkeit hält er auch hier und dort nahezu idyllische Passagen bereit.
Doch in erster Linie geht es harsch zur Sache und hurtig durchs Unterholz, das Klangbild erinnert dabei zuweilen an klassische Aufnahmen mancher Genre-Wegbereiter, deren Vision so groß war wie der Gitarrensound dünn. Das hält K keineswegs davon ab, nicht nur wölfische Riffs zu schrubben, sondern auch als Leadgitarrist starke Akzente zu setzen. Die Kreativität des Trios steht außer Frage, doch die Norweger präsentieren sie nicht auf dem Silbertablett, sondern so, dass genaueres Hinhören lohnt.
Ein offenbar begeisterter Hörer bezeichnete "Livskramper" in einem Kommentar als "ein exzellentes Album", das so klinge wie "ein schrulliger Bruder von Enslaved, der in den Wald zog, um dessen dunkle Geheimnisse zu erforschen". Mir scheint das ein passendes Bild zu sein für eine im wahrsten Sinne des Wortes unheimlich abenteuerlustige Musik, die zwar stellenweise an "Bergtatt" erinnert, sich aber keineswegs damit begnügt, dieses oder andere Meisterwerke zu zitieren, sondern eigene Standards setzt, indem sie völlig angstfrei im Prog Rock wildert.
Ob das Endergebnis dem Avantgarde (Black) Metal zugerechnet werden kann, darüber mögen sich die Gelehrten streiten. Relevant ist, dass GJENDØD auf "Livskramper" Arrangements zum Niederknien kredenzen, als ob es keinen Morgen mehr gäbe. Der garstige Black Metal behält dabei letztlich die Oberhand.
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FAZIT: Ursprünglicher Black Metal wird von GJENDØD auf "Livskramper" so raffiniert und leidenschaftlich dargeboten, dass Traditionalisten wie Abenteuerlustige bedenkenlos zugreifen können, denn das Album dürfte sich kaum schnell abnutzen, sondern sollte eher den Sprung in einige Jahresbestenlisten schaffen.
Punkte: 14/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.11.2024
KK
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Osmose Productions
36:11
28.06.2024