Black Metal, der durch Wälder und Haine streift, ist keine Seltenheit mehr. Und das HARVST-Debüt hat mittlerweile auch schon mehr als vier Jahre auf dem Buckel. Aber der Test der Zeit darf im Fall von „Narbenhain“ als bestanden abgehakt werden.
Ähnlich filigran und feingeistig wie das Cover-Artwork ausfällt, klingt auch die Musik dieses Duos.
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Dank einem Hang zu epischem Songwriting und tendenziell melancholischen Gitarrenmelodien haftet der Musik von Wynthar und Dornh durchaus eine gewisse Natur-Ästhetik an, die natürlich von der optischen Aufmachung bestens untermauert wird.
Und so wie das einsame Cover-Männchen durch die Weiten knorriger Wälder streift, so wirkt auch die Musik von HARVST auf eine gewisse Art isoliert. Der Klargesang verleiht den Songs zudem einen gewissen Hauch von Erhabenheit und Stolz, während die Screams schwarzmetallisch durchs Gehölz schneiden.
Ab und an schleicht sich aufgrund der Atmosphäre ein gewisser Hang zum Pagan Metal ein, der auch durch die vielseitige Melodiearbeit der Gitarre unterstützt wird. Alles in allem halten sich episch schleppendes Material und schwarzmetallische Raserei die Waage, wobei ersteres doch mehr im Vordergrund steht.
Mit einer minimalen Songlänge von über fünf Minuten bieten die Songs natürlich reichlich Platz für tiefgehende Lautmalerei, die ihren Höhepunkt im knapp zwölfminütigen Titeltrack findet.
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Hier wird auch der Hang zu erhabener Atmosphäre, schneidender Melodik und durchaus poetischer Formulierung der Texte deutlich ausgereizt. Was eine gehörige musikalische Tiefe nach sich zieht, die sich in gewisser Weise in allen Stücken von „Narbenhain“ finden lässt.
Mit „Rabentränen“ ziehen Raserei und Finsternis in den Sound ein und bewahren das Album damit vor der Eintönigkeitsfalle.
Auffällig ist, dass die zweite Hälfte des Albums etwas finsterer wirkt, als der Beginn. Besonders der schleifende Abschluss „Droom“ schleppt sich als melancholischer Brocken zwischen Fatalismus und Epik, die sich u.a. in den klaren Gesängen herausschält, voran. Am Ende wird’s rasanter, die Gitarre klingt melancholisch aber aggressiv schneidend, während sich erhabene Chöre und Keifgesang die Klinke in die Hand geben.
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FAZIT: Vielleicht sind die Zutaten, aus denen „Narbenhain“ zusammengebraut wurde, wenig außergewöhnlich. Aber als Gesamterlebnis ist HARVST hier ein fesselndes Black-Metal-Album mit gehöriger Tiefe und spannungsgeladener Atmosphäre gelungen. Es bedarf also nicht zwingend extravaganter Instrumentierung, um intensive Musik zu erschaffen.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.04.2024
Wynthar
Dornh, Wynthar
Wynthar
Wynthar
Schattenpfade/Pesttanz Klangschmiede
48:04
13.12.2019