Mit dem Gerne Noise ist das ja immer so eine Sache: Des einen Ohrenfeind ist des anderen Klangvaseline und daher dürften sich auch an der HYPER GAL-Schrägheit „Pure“ die Geister scheiden. Für ungeübte Ohren könnte die Musik dieses japanischen Duos als Geisterbahn-Soundtrack/Kinderlied-Crossover durchgehen, wobei sämtliche Töne darauf abzielen, maximal zu stressen.
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Nicht umsonst bezeichnen Band und Label die Musik als „Lärm-Pop“. Zu krachenden Rhythmen, die den ersten Schlagzeugübungen auf der heimischen Abfalltonne ähneln, dudelt eine Art Keyboard oder eine Zirkusorgel ihr monoton-penetrantes Lied, das jedes Kind nach einigen Minuten zum verstörten Heulkrampf verleitet. Hinzu kommt eine japanisch kreischende Stimme, die wie eine Kreuzung aus hysterischer alter Lady und Kleinkind klingt und damit das Krach-Orchester auf penetrante Weise komplettiert.
Stücke wie „bleach“ sind reine Wutexplosionen. Melodie? Fehlanzeige.
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Alles was zählt, ist die brachiale Gewalt, mit der das Schlagzeug gemartert wird. Da kann auch die repetitive Orgel-Orgie „Transparent new Living“ keine Abhilfe schaffen, im Gegenteil. Die verstörenden Melodien wiederholen sich ständig, während das Schlagzeug damit beschäftigt ist, nicht komplett auseinander zu fallen. Und über all dem kreischt diese stimmliche Mischung aus Babygeschrei und Tattergreis-Hysterie ziellos umher.
Nur gut, dass dieses Werk nicht mal eine halbe Stunde Lebenszeit beansprucht, für die meisten Hörer wird es wohl auch bei dieser einen, knappen halben Uhrenrunde bleiben, ehe der Hunger des Mülleimers gestillt wird.
<br><center><iframe style="border: 0; width: 350px; height: 350px;" src="https://bandcamp.com/EmbeddedPlayer/album=986141184/size=large/bgcol=ffffff/linkcol=0687f5/minimal=true/transparent=true/" seamless><a href="https://hypergal.bandcamp.com/album/pure">Pure von HYPER GAL</a></iframe></center></br>
FAZIT: Wer Lust auf Selbstgeißelung mittels nervtötendem Krach hat, der ist mit HYPER GAL wohl gut beraten, denn selbst Kenner des Noise-Genres dürften bei „Pure“ an ihre Grenzen stoßen. Mit Ach und Krach ein Album eintüten? In diesem Fall wurde das Ach wohl vernachlässigt.
Punkte: 4/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.07.2024
Ishida Koharu
Kadoya Kurumi
SKiN GRAFT Records
28:18
16.02.2024