<b>„Mein Ziel ist ganz einfach: Ich möchte die Welt mit einem Gedicht nach dem anderen bewegen.“</b> (Iyeoka Ivie Okoawo)
Mit diesem einfachen Ziel vor Augen lässt die gute nigerianisch-amerikanische Musikerin wie Literaturliebhaberin IYEOKA garantiert viele Musikliebhaber mit weit offenen Ohren wie Augen zurück, auch wenn das nicht in erster Linie an ihrer literarischen Leidenschaft, sondern ihrer unglaublichen Stimme, welche wie der Missing Link zwischen SADE und AMY WINEHOUSE klingt, sowie der abwechslungsreichen Verschmelzung von Afrobeat, Pop, Electro Soul, Jazz, Dance und Rock sowie ausgiebigen Percussion-Einlagen liegt, mit der sie auch ein Telefonbuch runtersingen und dabei ähnlich beeindrucken könnte.
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Doch das tut sie zum Glück nicht, sondern setzt auf die emotionale Wirkung der Musik in Kombination mit beeindruckenden poetischen Texten, die in ihrer Gesamtheit zum Nachlesen im Inneren des LP-Gatefoldcovers zu finden sind. Allerdings sollte man nicht unbedingt zu den Gotteslästerern (sondern besser zu deren Anbetern) gehören, wenn man genauer zuhört, denn nicht nur in IYEOKAs Danksagungen wird als erstes Gott benannt, sondern auch viele Texte, besonders wie beispielsweise „Millionaire“, machen unmissverständlich deutlich, wo bei der Musikerin der gute Jesus hängt – am Kreuz und nicht am blasphemischen Pranger. Glaube als musikalische Botschaft, die durchaus funktioniert, auch wenn sie vielleicht nicht jeden erreicht (wie beispielsweise den Schreiber dieser Zeilen).
Dafür darf man sich aber glaubensunabhängig in dem Ohrwurm „Simply Falling“ wortwörtlich fallen lassen und genüsslich dabei in himmlischen Höhen schweben wie schwelgen. Ganz genauso wie in „This Time Around“, das selbst, genauso wie „Simply Falling“, einer SADE zu Ehren gereichen würde.
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Auch sonst spielen, neben allen Glaubensgrundsätzen, partnerschaftliche Beziehungen voller Höhen und Tiefen genauso eine Rolle wie der alltägliche Kampf ums Überleben oder die Rolle der Frau in einer patriarchalischen Welt, wobei die Musikerin mit ihren afrikanischen Wurzeln genauestens weiß, wovon sie da spricht und singt. Ihr eigene Persönlichkeit macht das Album auf diese Weise eben zugleich besonders persönlich, selbst wenn sie in einigen der Songpassagen, wie dem poppigen „Soundtrack To Life“ einfach nur ausgiebig 'La la la la...' intoniert.
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Demgegenüber wartet „Say Yes“ als hymnische Rock-Ballade auf, während „Testify“ mit ein paar Reggae-Klängen überrascht und „Happily Ever After“ sogar mit einem vorsichtigen Ausflug in den Jazz besticht, um ganz am Ende mit dem melancholischen „Baba“ sein besinnliches, perkussiv geprägtes Album-Ende zu finden.
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In ihrer amerikanischen Heimat erschien „Say Yes“ bereits vor 14 Jahren, doch IYEOKA versteht ihre Musik als eine sich ständig in Entwicklung befindende, weswegen sie immer an den Songs weiterarbeitet oder neue hinzugefügt werden, wobei die Käufer des Albums auch kostenlosen Zugang zu den weiteren Songs erhalten. Eine spannende Idee – doch ob die dauerhaft bei der Masse digitaler Neuveröffentlichungen greifen wird, ist und bleibt wohl die Frage. Ohne Frage aber bleibt, dass IYEOKA mit „Say Yes (R)evolved“ ein spannendes und abwechslungsreiches Album gelungen ist, das manchmal den einen oder anderen stilistischen Sprung ein wenig zu weit ansetzt.
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FAZIT: „Jeder sollte einmal in seinem Leben einen Poesie-Workshop besuchen. Gedichte sind etwas Wunderbares. Sie verändern Körper und Seele“, so sagt und glaubt es die amerikanische Musikerin IYEOKA schon seit Jahren – in diesem Falle gut 15 Jahre. Und da der Glauben bekanntlich auch Berge versetzen kann, hielt sie daran nicht nur fest, sondern lässt mit „Say Yes (R)evolved“ ein eindrucksvolles Album aus Poetry Slam und Rap Battle, Gesang, Songwriting und gelegentliche Trommeleinlagen entstehen, das seinesgleichen sucht – grade weil in ihm durch das unglaubliche Charisma der Sängerin immer wieder deutliche Erinnerungen an SADE und AMY WINEHOUSE geweckt werden, während die nigerianisch-amerikanische Musikerin ihre Aura mit herrlichen Hooklines, berauschenden Melodien und warmen Sounds zwischen kraftvollem Gesang und einer elektrisierenden Mischung aus Afrobeat, Pop, Electro Soul, Jazz, Dance und Rock vereint. Und noch etwas sollte man wissen: IYEOKA bedeutet in der nigerianischen Esan-Sprache 'Respektiert mich'. Mit „Say Yes (R)evolved“ hat die amerikanische Musikerin mit den nigerianischen Wurzeln als Musikerin und Texterin jedenfalls unseren vollen Respekt verdient.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.08.2024
David Franz
Iyeoka Ivie Okoawo
David Franz, JJ Reichert
David Franz, Francis Phan
David Franz
David Franz (Streicher, Bläser, Percussion), Andy Bergman (Percussion, Mbira, Mundharmonika, Okarina, Saxophone), Will Robertson (Kontrabass), Ryan Perez-Daple (Bläser), Brian Paulding (Posaunen), Iyeoka Ivie Okoawo (Percussion)
Intuition
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23.08.2024