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IZZ: Collapse The Wave

Stil: Progressive Rock

Cover: IZZ: Collapse The Wave

Da sind sie nun schon so ungewöhnlich lange weg gewesen, dass sie fast in Vergessenheit gerieten, obwohl man die Ami-Progger doch nach fast jedem ihrer Alben immer wieder sofort ins große Prog-Herz geschlossen hatte. 5 Jahre sind eine lange Zeit, auch wenn die Zwischenzeit mit <a href="http://www.musikreviews.de/reviews/2023/IZZ/I-Move--20th-Anniversary-Edition/" target="_blank" rel="nofollow">einer Luxusausgabe zum 20. Geburtstag von „I Move“</a> überbrückt wurde und <a href="http://www.musikreviews.de/reviews/2019/IZZ/Dont-Panic/" target="_blank" rel="nofollow">das gelungene 2019er-Album „Don't Panic“</a> durchaus nachwirkte. Nur bisher hatte sich die Ami-Prog-Größe seit ihrem Debüt „Silver Of A Sun“ im Jahr 1999 nie so viel Zeit zwischen zwei Studio-Alben gelassen. Nur bei dem hohen Anspruch, den IZZ (Endlich ist der Name jetzt raus!) grundsätzlich an ihre Musik und die darauf folgenden Alben stellen, ist es wohl immer schwerer, diese Qualitätsstandards durchgängig zu halten oder gar noch zu steigern.
Doch diese 5 Jahre zwischen „Don't Panic“ und ihrem 2024er-Album haben gelohnt, denn „Collapse The Wave“ hält die Standards nicht nur, sondern setzt erneut einen drauf.
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Längst haben sich die New Yorker aus dem amerikanischen Dunstkreis von SPOCK'S BEARD, mit denen sie lange Zeit gerne konkurrierend verglichen worden, befreit und präsentieren einen völlig eigenständigen Progressive Rock zwischen melodiös und experimentell, harmoniebetont und jazzig, der ihnen ein völlig eigenständiges Prog-Gesicht (allerdings mit einigen vorrangigen YES-Gesichtszügen) verleiht, auch wenn einem immer wieder speziell die 1970er-Jahre und die absolute Hochzeit des Prog in den Sinn kommen, sowie man die bunte Mixtur von „Collapse The Wave“ genießt.
Diesbezüglich herausragend und YES-betont ist der hoffnungsvolle, an „Heart Of The Sunrise“ erinnernde, Song „There's Hope!“ Da stellen sich beim Hören regelrecht die YES-Nackenhaare auf, die dann bei dem folgenden 'drumvollen', kurzen Instrumental „Brethren“ weiterhin hoch aufgerichtet bleiben.
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Retro-Prog eben! Diese Etikettierung auch nur ansatzweise abwertend zu meinen, wäre eine Schmach, denn IZZ geben diesem eben wortwörtlich ein eigenes Gesicht mit einigen altbekannten Lach- und Trauerfalten: Satzgesänge a'la YES oder symphonische Tastenausflüge in Richtung Emerson-Himmel, vielfältiger Gesang, bei dem neben den zwei großartigen Männerstimmen immer wieder Sängerin Laura Meade (auch mit gedoppeltem Gesang) heraussticht und komplexe Kompositionen, dass es einem schwindelig werden kann, weil mit allen Mitteln jede noch so klitzekleine Form von Eintönigkeit vermieden wird. Und sollte es mal etwas zu harmonisch werden, dann kann man getrost einen darauf lassen, dass dies nur die scheinheilige Einleitung eines knackigen Jazz-Rock-Moments ist, der sich dann in Art- oder Sympho-Prog-Gefallen auflöst, um das ganze Spiel kurz darauf wieder von vorn zu beginnen.
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Die Texte drehen sich um existenzielle Themen, ausgestattet mit allen Höhen und Tiefen sowie Unberechenbarkeiten (kongenial jede Stimmung in der Musik umgesetzt), wobei die New Yorker extrem kritisch den Egoismus, Narzissmus und die Überhöhung des eigenen Selbst reflektieren, genauso wie das Abdriften in Parallelwelten. Zeitkritik, nicht nur der Kritik wegen, sondern wohl auch aus Bedenken darüber, wohin sich unsere Zeit und diese Welt momentan hinentwickelt. Eine Zeit, der man am Ende mit einem „Go quickly“ sowie einem unüberhörbaren YES-Akkord in „And We Will Go“ zu entfliehen versucht.

So wird „Collapse The Wave“ nicht nur musikalisch, sondern in gewisser Weise auch textlich eine Flucht in die Vergangenheit, in der die Musik-Welt eben völlig anders aussah und in der neben solchen Größen wie die Beatles oder Stones eben auch YES und ELP geboren wurden. Eine mehr als lohnenswerte Flucht, besonders auch für all jene, denen diese Vergangenheit noch immer am Herzen liegt und zugleich herzlich fehlt und die tatsächlich noch daran glauben, dass statt einem 'Ich zuerst' ein 'Gemeinsam sind wir stark' der bessere Weg durch diese Zeit der egomanen Ellenbogen ist – oder um es mit den Wort des singenden Bassisten und IZZ-Mitbegründers Tom Galgano auszudrücken: „Wir haben versucht, jeden unserer musikalischen Einflüsse mit philosophischen, spirituellen und wissenschaftlichen Ideen zu verweben, um ein Album zu schaffen, das sowohl persönliche als auch universelle Themen erforscht.“
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FAZIT: Bei IZZ, den New Yorker Prog-Enthusiasten muss das 'I' definitiv für <b>I</b>nnovation stehen. Die insgesamt elf Songs voller vertrackter Rhythmen und komplexen Harmonien, die sich zwischen symphonischem Art- bis hin zum verspielten Jazz-Rock samt großartigem dreistimmigen Gesang bewegen, nehmen den Hörer thematisch auf eine Reise durch das eigene Ich und den universellen Kosmos mit und regen so gleichermaßen zum Nachdenken (Texte) wie zum Genießen (Musik) an. Progressive Innovation oder innovativer Prog!? Dreht's, wie ihr wollt – für „Collapse The Wave“ ist alles davor, danach und dazwischen zutreffend.

Punkte: 13/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.07.2024

Tracklist

  1. We Are The 3rd
  2. So Many Voices
  3. Brace For Impact
  4. Deep Inside
  5. Collapse The Wave
  6. Sometimes Sublime
  7. There's Hope!
  8. Brethren
  9. Not About Me
  10. Soak Up The Sunlight

Besetzung

  • Bass

    John Galgano

  • Gesang

    Laura Meade, John Galgano, Tom Galgano

  • Gitarre

    Paul Bremner, John Galgano

  • Keys

    Tom Galgano

  • Schlagzeug

    Brian Coralian, Greg DiMiceli

Sonstiges

  • Label

    Doone Records/Just For Kicks

  • Spieldauer

    53:11

  • Erscheinungsdatum

    11.06.2024

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