<img src="http://vg02.met.vgwort.de/na/0ab1859a7c2c4a4a96567904e2eff976" width="1" height="1" alt=""> Die nicht mehr ganz so neue Welle junger Bands, die dem traditionellen Metal frönen, erzeugt mit unschöner Regelmäßigkeit Hypes, die selten gerechtfertigt sind, doch wenn man immer wieder einzelne Stimmen hört, die von einer bestimmten Gruppe schwärmen, sollte man dies vielleicht ernster nehmen - und INTRANCED sind so ein Fall: Die erst 2022 in Los Angeles als Trio gegründete Formation gilt nur anhand je einer EP und Single für manche als stärkster Newcomer der nordamerikanischen Szene und legt nun ihr erstes Album vor.
Nachdem High Roller Records die Vier-Track-EP "Intranced" und die 7-Inch "Rogue Warrior" im März 2024 als Compilation-Minialbum auflegte, darf man gespannt darauf sein, wie sich das jetzige Quartett (Bassist/Keyboarder Nico Staub stieß zuletzt hinzu) auf seinem LP-Einstand schlägt - gut und bar jeglicher Überraschungen, denn letzten Endes schöpft "Muerte Y Metal" ("Tod und Metal") von der gleichen Palette aus Stilmitteln und individuellen Merkmalen - allen voran James-Paul Lunas (ex-White-Wizzard) sehr markante Stimme - wie die beiden bisherigen Releases, bloß mit mehr abgestuften Zwischentönen und Schattierungen.
Intranced lassen sich von Metal mit Hardrock-Einschlag beeinflussen, und nennen dabei nicht zuletzt spanisch(sprachig)e Acts wie Angeles Del Infierno, Panzer oder Banzai als Impulsgeber, hinzu kommen europäische Vertreter (Rainbow) und zweifellos auch die Szene an den beiden US-Küsten (L.A.-Glam einerseits, die New Yorker Riot in ihrer Frühphase andererseits). Zudem bietet der Vierer inhaltlichen Tiefgang, falls man ihn will, denn Luna schreibt zumeist Texte, die unter anderem durch den teilweisen Einsatz seiner Muttersprache Unmittelbarkeit ausstrahlen und mit einem angemessen leidenschaftlichen Vortrag einhergehen.
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Betont wird dabei der unbedingte Realitätsbezug der Lyrics im Sinne von "metal por vida, y metal hasta muerte" ("Metal fürs Leben, und Metal bis zum Tod"), was bedeutet, dass uns altbekannte Tropen und Bilder begegnen, deren persönliche Motiviation sich allerdings nicht leugnen lässt. Intranced spulen also beileibe kein konventionelles Programm ab, sondern verstehen ihre Musik (wie es generell sein sollte) als individuellen Ausdruck - und der geht in ihrem Fall schlicht mit tief verinnerlichter Metal-Historie einher.
Gitarrist Fili Bibiano (Fortress, Gravesword) ist ein hervorragender Songwriter, der sich auf gewaltige Hooks versteht, aber auch einen gewissen künstlerischen Anspruch an den Tag legt, wie seine detailverliebten Arrangements beweisen, sei es in 'Reyes De Las Tinieblas' samt ausladender Solo-Bridge mit zackigen Downstrokes oder während 'Passionate Pretender', dessen Stimmung zwischen den wiederholt aufgegriffenen Schlüsselmotiven genauso häufig wechselt wie die Tonart. Den schnellsten Zugang gewähren dabei mehrere swingende Nummern, besonders 'Switchblade' und 'I Dunno Nothin'' ("I'm living in a trance, a heavy metal daze…"), letztere mit Kiss-artige "Uh-uh"-Choreinlagen.
Am anderen Ende des kompositorischen Spektrums steht die wahrlich epische Power-Ballade 'See You on the Other Side' im Geist der frühen Scorpions, wohingegen das getragene Titelstück mit subtilen Keyboard-Fanfaren wie ein typischer Black-Sabbath- oder Dio-Stampfer tönt. Tempomäßig punkten wiederum das dramatische Uptempo-Highlight 'Lady Lightning' und das von Doublebass-Drums getriebene 'Fantasy', derweil das schwungvoll federnde 'Pulse' eine der mitreißendsten Solo-Passagen der Platte aufweist.
FAZIT: Mit "Muerte Y Metal" werden Intranced ihren Vorschusslorbeeren gerecht. Die Platte baut auf den beiden vorangegangenen Kurzformaten auf und bietet abwechslungsreichen Classic Metal mit hohem Hit-Potenzial sowie einer interessanten Bildersprache, die den Ernst und Eigensinn der Musiker widerspiegeln, die sich selbstbewusst auf ihren lateinamerikanischen Background berufen. Die Band wird sich unter diesen Voraussetzungen künftig bestimmt umso mehr von der grauen Szene-Masse abheben.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.05.2024
Nico Staub
James-Paul Luna
Fili Bibiano
Fili Bibiano
Ben Richardson
High Roller / Soulfood
43:33
07.06.2024