<img src="http://vg02.met.vgwort.de/na/e3e820d6bd7b47cdb951bdbb32de6f71" width="1" height="1" alt=""> "Fused" von 2005 ist in der offiziellen Chronologie Black-Sabbath-Gitarrist Tony Iommis zweites Soloalbum, nach "Iommi" (2000). Betrachtet man Black Sabbaths "Seventh Star" (1986) hingegen ebenfalls als Solowerk des Briten (so war es ursprünglich gedacht, ist es das zweite - und noch komplizierter wird es, wenn man die 2004 erschienenen "The DEP Sessions" ebenfalls berücksichtigt. Ein gemeinsamer Nenner bei allen drei Titeln ist Glenn Hughes, der dem Riff-Meister nicht nur seine Stimme und Basslinien lieh, sondern auch als Songwriter mit im Boot saß.
Die Initialzündung für "Fused" war auf alle Fälle die nachträgliche offizielle Veröffentlichung der besagten "The DEP Sessions", die bis dahin als Bootleg kursiert waren. Iommi und Hughes schrieben kurzerhand ein weiteres gemeinsames Album, das stilistisch logischerweise nahe an "Iommi" liegt, zumal der Namensgeber die Songs erneut gemeinsam mit Bob Marlette produzierte und wieder mit Drummer Kenny Aronoff arbeitete, der auf dem Vorgängeralbum nur den Track 'Black Oblivion' einspielte.
<center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/d9iWDt8lV48?si=UE8Xok9YbSeC4DI0" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" referrerpolicy="strict-origin-when-cross-origin" allowfullscreen></iframe></center>
Die Songs wirken im positiven Sinn stromlinienförmig konzipiert. Mehr als ein, zwei griffige Riffs und einen meistens packenden Refrain brauchen sie selten, was auch an Hughes' Vocals liegt, die zu seinen mitreißendsten Gesamtleistungen auf Album-Distanz gehören - höre etwa das dramatisch aggressive 'Wasted Again' und das für Iommi-Verhältnisse rasante 'What You’re Living For' im Geist alter Sabbath-Klopfer wie 'Neon Nights'. Das Highlight unter künstlerischen Gesichtspunkten ist das fast zehnminütige Finale 'Insane', das als epischer Progressive-Rocker unter die Haut geht.
Die Ohrwurm-Single 'Dopamine' und die düstere Halbballade 'Resolution Song' klingen wie vieles, was Iommi nach der Jahrtausendwende komponiert hat, nach einer Kanalisierung des Sounds seiner "Ziehkinder" (Alice in Chains, Soundgarden), was ihm hervorragend steht und Hughes die perfekte Plattform für seinen oft bissigen Gesang bietet. Seine einfühlsamen Momente - etwa die recht traditionellen Doom-Schleicher 'The Spell' und 'Grace' oder die Orgel-Ballade 'Deep Inside a Shell' - erzielen ihre Wirkung dafür umso nachdrücklicher.
Neben der CD-Version wird "Fused" auch auf Vinyl aufgelegt. Die ausnahmslosen starken Boni sind Sammlern sicherlich bekannt: 'Slip Away' und 'Let It Down Easy' stammen von der Compilation "Who Cares?" (2012 unter Ian Gillan & Tony Iommi erschienen), während 'The Innocence' der Japan-Bonustrack der Erstauflage war. Dringend angebracht wäre übrigens auch mal eine Neuauflage von Iommis erwähntem (gigantischem!) Solodebüt aus dem Jahr 2000.
<center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/rAe2qtKRSjM?si=BeXc_nsJxEBXfWbk" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" referrerpolicy="strict-origin-when-cross-origin" allowfullscreen></iframe></center>
FAZIT: "Fused" ist ein modernes Doom-Album, das von Tony Iommis unverkennbarer Gitarren-Handschrift geprägt und von Glenn Hughes ebenfalls unvergleichlicher Stimme veredelt wird. Unter den Songs befinden sich einige Knaller und keine Stinker, der Re-Release mit drei weiteren Tracks aus den Sessions ist somit nichts weniger als ultimativ und ruft eine gern übersehene Platte zurück (oder erstmals) ins Bewusstsein.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.09.2024
Glenn Hughes
Glenn Hughes
Tony Iommi
Bob Marlette
Kenny Aronoff
BMG
68:04
04.10.2024