Punkrock + Synthesizer = Discopunk?
Geht es nach dem Cover von „Hass im Ärmel“, dann wohl eher nicht, denn der Disko-Kugelmann scheint reichlich aufgebracht. Aber besser die rauchende Knarre in seiner Hand feuert in die Luft, anstatt dass das Album musikalisch ein Schuss in den Ofen ist.
<center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/0S5OC-gd6JE?si=l5sPlFlgGb98aKA4" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" allowfullscreen></iframe></center>
Davon kann bei JACK POTTs Zweitwerk kaum die Rede sein, vorausgesetzt Punkrock zwischen Spaß, Disko und Pogo sagt einem zu.
Mit augenzwinkernden Texten nimmt sich die Band allem Anschein nach selbst auch nicht allzu ernst, was schon mal für Sympathiepunkte sorgt.
<center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/ZCDcaGMpDvU?si=1_xQL68CY7civjxX" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" allowfullscreen></iframe></center>
Die gibt’s auch in Form der Musik.
Denn Breitseiten gegen austauschbare Künstler („4 von 10“), eine von Akkordeon-Charme getragene, süffisante Liebeserklärung an die französische Hauptstadt („Ce n’est pas une Scherz“), oder das frech-sarkastische „Fass mich nicht an“ (mit relevanter, aber in Anbetracht aktueller politischer und gesellschaftlicher Entwicklung auch diskutabler Thematik, Stichwort: sexualisierte Gewalt) bieten allesamt schmissigen Punkrock mit reichlich Mitsing-Potenzial und überschwappender Energie.
<center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/6MY0lfEIrdQ?si=QfWV8krkcdd6pfHT" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" allowfullscreen></iframe></center>
„Jesus hätte sich geschämt“ gefällt vor allem ob seiner Eingängigkeit und trifft auch thematisch ein noch immer aktuelles Thema (Kirchenkritik).
Gleiches gilt für „Solang das Dschungelcamp noch läuft“, das sich thematisch gegen Ignoranten aller Art wendet und vor allem hinten raus ziemlich auf die Kacke haut.
<center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/qfZk5hFfuT8?si=DixPOAUnRLQU09p9" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" allowfullscreen></iframe></center>
Etwas leichtfüßiger kommt da „Verliebt in einen Traum daher“, das dank Bläsereinsatz und passendem Wechselgesang für Kurzweil sorgt.
Für die Feststellung „Deutschland ist zu fett für Rock’n’Roll“ holen sich JACK POTT Verstärkung von ihren Kollegen von MONTREAL und gemeinsam gibt’s eine augenzwinkernde Funpunk-Nummer, die zwar Spaß macht und mit der einen oder anderen Politikerschelte für Sympathie sorgt, musikalisch aber wenig zwingend ausfällt.
<center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/48VoL72X0og?si=fu7rXe0oN3CbM1xz" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" allowfullscreen></iframe></center>
Anders verhält es sich mit „Boomer, Boomer“, das den Disko-Vibe des Covers auch musikalisch umsetzt und in einem entsprechenden Club für reichlich Action sorgen dürfte.
„Nadine“ dreht sich um Aufstieg und Fall einer gescheiterten Gesangskarriere und gewinnt mit seinem griffigen wie einfachen Refrain und der einprägsamen Bassarbeit.
Zum Abschluss gibt’s bei Lagerfeuerromantik eine kritische Auseinandersetzung mit der besten Freundin der potenziellen Liebesdame.
<center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/w44QPPkXcbc?si=8vhzPKujeelaSJe_" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" allowfullscreen></iframe></center>
FAZIT: Als eingängiges Punkrock-Album macht „Hass im Ärmel“ eine gute Figur und JACK POTT zeigen sich als launige Band, die sowohl mit Humor als auch mit Ernst bei der Sache ist. Die gewisse Prise Wortwitz mancher Texte sorgt außerdem für zusätzlichen Charme.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.02.2024
Jakob Brandt
Alex Levering, Justin Barthel
Justin Barthel
Alex Levering
Leo Papendieck
Dackelton Records
40:51
20.10.2023