„Manifestations“ ist ein Album der leisen Töne, die eine erstaunliche Kraft besitzen. Kontemplative Musik im besten Sinne, mit spanisch-mediterranem Flair und einem angenehmen Pat Metheny-Vibe, der sich wohlig einstellt, obwohl Jan Wilkendorf ein ganz eigenständiger Stilist ist.
„Open The Door“ gibt zum Einstieg die Richtung vor. Wilkendorfs Gitarre steht im Mittelpunkt, hält Zwiegespräche mit sich selbst, während Keyboards für den atmosphärischen Background sorgen. „Val de Robles“ ist noch spartanischer instrumentiert, doch Wilkendorf schafft mit seinem Instrument, teils in Doppelung, eine beeindruckende Klangfülle, die viel Luft zum Atmen hat und dennoch klar konturiert bleibt. Jan Wilkendorf ist kein egomanischer Saitenhexer, er lässt den Tönen Raum zu klingen und auszuhallen.
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Das achtminütige Titelstück erweitert die Besetzung, es gibt vorwärtstreibende Drums, abwechslungsreiche Percussion, ein gepflegtes Bass-Fundament, wortlose Vokalbegleitung, Flöteneinsatz, Bass-Solo und elektrische Gitarren. Alles geschmeidig und fließend, hier ist die Nähe zu folkrockigen Metheny-Stücken am nächsten. Acht Minuten ohne Füllstoff.
Das folgende „Revelations“ ist fast ebenso lang, klassisch angehaucht, ein melancholisches Nachtstück, zwischen intimer Soiree und orchestralem Fluss. Ein weiterer Höhepunkt. „In Between“ steigert den Jazz-Faktor, was besonders dem elaborierten Saxophon zugutekommt. „Dunkle Pfade“ ist, dem Titel entsprechend, ein verhangenes, grüblerisches Stück für akustische Gitarre. Mit dem opulenter ausgerichteten „Were I Belong“ nimmt der Schwung wieder zu, um im agilen „Home“ zu auszuklingen.
Die finale „Meditation“ gibt noch einmal einzelnen Tönen nachhallende Bedeutung und wird begleitet von einem in Zeitlupe pochenden Rhythmus. Zwischen Fado-Stimmung und Vergänglichkeit, ein passender, beseelter Abschluss.
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FAZIT: Jan Wikendorfs „Manifestations“ ist ein traumhaftes Album. Verstiegen, innig, hochmelodisch, aber nicht verkitscht. Mit vielen akustischen Kabinettstückchen, die sich nicht verselbständigen, sondern zu einem wohl ausbalancierten, klangvollen Ganzen beitragen. Filigraner Jazz, gepaart mit weltzugewandtem Folk und einer Prise Rock: Ein famoses Solodebüt.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.06.2024
Florian Kolditz
Jan Wilkendorf
Tobi Thiele, Jan Wilkendorf
Florian Manuel Fügemann, Tobi Thiele
Marco Fernandez Carrascosa (Flöten, Sax)
Eigenpressung
44:10
24.05.2024