<b>„Eine Sensation! Dieses Album erschien 1988 nur in einer limitierten Privatpressung von 300 Stück! Nun erscheint dieses heiß gefragte Sammlerstück erstmals offiziell.“</b> (Auszug aus dem Pressetext von Sireena Records)
Ja, mit 'Sensationen' ist das so eine Sache. Was für den Einen sensationell ist, holt den Anderen nicht mal hinterm Ofen vor und beim Dritten löst es massive Ablehnung aus. Alle drei Varianten treffen sicher auch im Umgang mit dem nach nunmehr 36 Jahren auf CD gepressten „Live '88“-Album von JANE zu, die damals in ihren letzten JANE-Zügen lagen, um sich dann nach Streitigkeiten in MOTHER JANE (unter Federführung von Klaus Hess) sowie PETER PANKAS JANE und WERNER NADOLNYS JANE zu verwandeln.
Darum bleiben wir besser auf dem Boden der Tatsachen und verweisen darauf, dass dieses interessante Live-Album aus den schon massiv umstrittenen End-80er-Jahren von JANE, den ehemals progressiven Krautrockern, die sich zu diesem Zeitpunkt immer stärker dem Melodic-Hard-Rock-Mainstream angenähert hatten, sicher einen hohen Sammlerwert für alle Fans der Band hat, vielleicht auch für den einen oder anderen Krautrock-Freund, der zu dem hoch gelobten JANE-Live-Album aus dem Jahr 1976 noch ein weiteres mit hinzustellen möchte, das war's dann aber auch, weil selbst der Live-Sound zwar gut, aber keinesfalls beachtlich ist, da er etwas zu dumpf und ohne großartige Stereo-Effekte daherkommt. Das Publikum wirkt mitunter etwas störend in den ruhigeren Passagen der Songs, da es diese mit Pfiffen usw. 'stört'. Sicher kam das live gut rüber, als Mitschnitt auf einem Album ist es aber etwas unpassend.
Und dann wäre da noch Pankas Stimme, die ähnlich dumpf und rau wie der Sound des Albums klingt. Überzeugend ist das nicht. Allerdings gibt es da dann zum Glück doch ein ganz großes 'Aber'. Denn dass es auch anders geht und klingen kann, beweist dann Charly Maucher als der kurz das Mikro auf dem mit gut 10 Minuten längsten Stück „Hangman“ (an dem alle beteiligten Sänger und Sängerinnen zum Einsatz kommen) übernimmt, eine vom Blues durchtränkte Rocknummer samt längerem Gitarren-Solo im Gallagher-Stil, die neben dem „Energy“-Schlagzeug-Solo aus dem Konzert bzw. Album hervorsticht. Auch wirft sich nach der CD-Veröffentlichung die Frage auf, warum nicht mehr von dem Konzert zu hören ist. Anno 1988 waren die Aufnahmen für eine LP-Veröffentlichung sondiert gewesen, die mit den gut 39 Minuten angebracht waren, aber nunmehr? Wieder nur 39 Minuten auf CD, die am Ende zwar ein wenig die (längst vergessene) Live-Geschichte um JANE, als die sich noch JANE nannten, weiterschreibt, aber summa summarum alles Andere als sensationell ist. Ein Sammlerstück. Mehr nicht. Und vielleicht werden ja auch ein paar LINDENBERG-Fans neugierig, wenn sie erfahren, dass auf diesem Album der 2023 verstorbene Thomas Kretschmar als Gitarrist zu hören ist, der damals (1972) bereits an Lindenbergs Album „Daumen im Wind“ beteiligt war, später sogar bei FRUMPY einstieg, um dann Jahre später nach geschlechtsangleichenden Maßnahmen erneut in Lindenbergs PANIKORCHESTER einzusteigen – allerdings als <a href="http://carola-kretschmer.de" target="_blank" rel="nofollow">die Gitarristin Carola Kretschmar</a>.
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FAZIT: Sireena Records auf Raritätensuche mit dem Ergebnis, ein 1988 auf 300 Exemplare limitiertes Live-Album von JANE auszugraben, das nunmehr mit 39-Live-Minuten seine digitale Wiedergeburt im dreiflügeligen Digipak feiern darf und die JANE zeigt, die sich vom Krautrock entfernt und hin zum Hard- wie Melodic-Rock entwickelt hatten. Ein feines Erinnerungs- und Sammlerstück für JANE-Freunde. Und dabei sollten wir es dann auch belassen, statt wie in der Pressemitteilung von einem 'unverzichtbaren Krautrock-Dokument' zu sprechen.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.03.2024
Stephanie Shea, Charly Maucher
Peter Panka, Stephanie Shea, Charly Maucher
Klaus Walz, Thomas Kretschmar
Werner Nadolny
Peter Panka
Anca Graterol, Martina Maschke, Petra Steffens (Harmoniegesang)
Sireena Records
39:06
15.03.2024