<b>„Es ist schwer, sich die Blues-Szene ohne diesen Kolossus John Mayall vorzustellen. So einen wie ihn hat man nie zuvor gesehen. Und sicher werden wir auch keinen wie ihn irgendwann wiedersehen.“</b> (Trevor Hodgett in seinen Linernotes zum Album)
Gerade einmal vier Monate sind seit dem Tod der Blues-Legende JOHN MAYALL, der am 22. Juli 2024 im hohen Alter von 90 Jahren verstarb, vergangen. So gesehen ist „The Power Of The Blues, Part II“ mit Live-Aufnahmen des Jahres 1987 aus Deutschland eins seiner ersten Post-Mortem-Alben, das dank MIG music in richtig guter Sound-Qualität (aufgenommen live mit Dierks-Mobile-Studio, 2x24-Spur-Geräten) veröffentlicht wird.
Natürlich gemeinsam mit seinen BLUESBREAKERS betrat Mayall am 19. April 1987 die Bühne des Volksbildungsheims in Frankfurt/Main, um der deutschen 'Volksbildung' knackig den Blues (nicht den Marsch, auch wenn das bildungspolitisch in Deutschland West wie Ost schon vor Jahrzehnten bis in die Gegenwart unbedingt nötig wäre) zu blasen, wobei er eindrucksvoll bestätigte, warum er als Gitarrist zu den Blues-Pionieren und Vätern gleichermaßen zählt und noch heute – auch nach seinem Tod – als Vorbild für viele noch heranwachsende Blues-Musiker gilt.
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Mit den Klängen von Claptons „Layla“ eröffnend präsentieren sich herrlich spiellaunig JOHN MAYALL'S BLUESBREAKERS, um dann mit Mundharmonika voller Blues-Laune und beschwingten Rhythmen „I Ain't Got You“ durchzustarten. Und diese Laune vergeht dem Blues-Rock-Sextett, das da in Frankfurt am Main auf der Bühne steht, zu keiner Minute. Ein Solo jagt das nächste, die drei (!!!) Gitarristen laufen zu Höchstleistungen auf, duellieren sich gegenseitig oder spielen im wild gestimmten Einklang miteinander. Oh ja: Das ist echter Blues vom Feinsten, der da am 19. April 1987 über die Bühne ging.
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Dazwischen werden die Songs mit Ansagen zu den Stücken oder Musikern gewürzt, die beim Publikum Begeisterung und Applaus hervorrufen. Wenn dann die düstere, fast 10 Minuten lange Blues-Ballade „Cold, Cold Feeling“ beginnt, die noch dazu mit grandiosem Gesang vorgetragen wird, brechen alle Dämme und sogar das bisher extrem angeheizte Publikum besinnt sich aufs intensive Zuhören, statt wie zum Anfang dazwischenzugrölen. Auch wenn der eine oder andere bewundernswerte Pfiff für die spielerische Perfektion nicht ausbleibt, während die Gitarre jault, heult, jammert oder sich fordernd steigert.
Mayall wandert hier selbstsicher durch die Gefilde von Clapton, Cream, Korner und Peter Green's Fleetwood Mac, wobei ihn seine Bluesbreakers zielsicher begleiten, wozu kurz darauf sein musikalischer Band-Begleiter, Gitarrist WALTER TROUT (nachzulesen im achtseitigen Booklet) feststellt: „Du wirst keinen besseren Bandleader finden. Was ich von ihm gelernt habe, ist, dass es ein echtes Talent voraussetzt, um eine Band führen zu können. Er war lustig und humorvoll. Und selbst wenn wir hungrig waren oder froren, verstand er es, uns immer aufzumuntern. Er hielt uns immer zusammen und sorgte dafür, dass die Chemie zwischen uns dauerhaft stimmte. Es war die wahre Freude, mit ihm zusammenzuarbeiten.“
Und genau das hört man auf „The Power Of The Blues, Part II“ live und ohne doppelten Boden, bis mit dem Zwölfminüter „It's My Own Fault“ das Konzert leider schon nach 55 Minuten zuendegeht …
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FAZIT: Wer wissen möchte, wie wahrer Blues-Rock klingen kann, der höre JOHN MAYALL'S BLUESBREAKERS live im April 1987 in Frankfurt am Main und genieße jede Minute davon, um dann noch einmal kurz dem vor vier Monaten verstorbenen Meistergitarristen und einem der Väter des britischen Blues zu gedenken, denn (Trevor Hodgett im Booklet): „So einen wie ihn hat man nie zuvor gesehen. Und sicher werden wir auch keinen wie ihn irgendwann wiedersehen.“!
Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.11.2024
Bobby Haynes
John Mayall, Walter Trout, Coco Montoya
John Mayall, Walter Trout, Coco Montoya
John Mayall
Joe Yuelle
John Mayall (Mundharmonika)
MIG music
55:38
25.10.2024