Musik als Ausdruck einer spirituellen Sinnsuche ist seit einigen Jahren wieder auf dem Vormarsch. Nordic-Folk Acts wie WARDRUNA oder auch HEILUNG erfreuen sich bei einem breitgefächerten Publikum anhaltender Beliebtheit und selbiges wäre auch dem schwedisch-norwegischen Kollektiv KALANDRA zu wünschen.
<br><center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/PL7NWFIUpxQ?si=KwFIYXkT-nW0PUb_" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" referrerpolicy="strict-origin-when-cross-origin" allowfullscreen></iframe></center></br>
Mit „A Frame Of Mind“ haben die Musiker einen Folk-Rock/Progressive Rock-Hybrid mit gehörigem Tiefgang an der Hand. Dabei steht die Stimme von Sängerin Katrine Bdegard Stenbekk klar im Mittelpunkt des Geschehens, wirkt vielfach ätherisch und elfengleich rein.
Dementsprechend weiß die düstere Stimmung eines Nordic-Folk Stücks wie „Bardaginn“ über mehrere Hördurchläufe auch am meisten zu fesseln. Denn die Kontraste zwischen Stimme und Musik scheinen sich gegenseitig zu bedingen, wirken wie ein akustisches Spiel von Licht und Schatten, das in seiner Dynamik immer mehr an Kraft gewinnt.
<br><center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/Vcpe23dG-jk?si=YeSM7dYU_6M9fjJC" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" referrerpolicy="strict-origin-when-cross-origin" allowfullscreen></iframe></center></br>
Demgegenüber stehen Stücke wie „Untie The Knot“, das musikalische Zurückhaltung übt und in beinahe rein akustischem Gewand zwischen zarten Tönen und anbrandendem Charakter pendelt, der Assoziationen zu einem vertonten Sonnenaufgang zulässt.
„A Life Worth Living“ wirkt dagegen eine Spur nervöser. Zwar ist die Rhythmik zurückhaltend, baut sich nur behäbig auf, aber der Song als solcher scheint stetig anzusteigen. Die Streicher lassen Bilder von einer wolkenverhangenen Abendsonne vor dem geistigen Auge heraufziehen, während es doch immer wieder so wirkt, als würde in jedem Moment eine dunkle Regenwolke kühles Nass verheißen.
<br><center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/sRtI0fjwuj8?si=B1fRgiA1c4jPefT4" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" referrerpolicy="strict-origin-when-cross-origin" allowfullscreen></iframe></center></br>
Dass diese unstete Qualität beileibe kein Schwachpunkt ist, wird mit jedem Hördurchlauf deutlicher. Denn KALANDRA vertonen gleichsam Licht und Schatten, Schaffen Raum für kleine Schritte durch den Irrgarten des eigenen Fühlens, Denkens und Handelns. Wobei sie niemals den Glauben an die eigene Kraft und Größe verlieren („I’ll Get There One Day“).
„Hytta“ führt dann wieder zurück zur Natur und trägt dank Naturgeräuschen, Piano und sanften Streichern meditative Züge, die in „Segla“ zur nachdenklichen Innenschau motivieren. Nicht nur, dass die norwegische Sprache an sich einen mystisch-schönen Klang mitbringt, auch der visuelle Charakter der Musik erweckt Assoziationen zu einem Gleitflug über unberührte Natur, zwischen Anmut und Ehrfurcht.
<br><center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/HH4rbzwrTIc?si=Ho3Uc8b6q5dOvony" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" referrerpolicy="strict-origin-when-cross-origin" allowfullscreen></iframe></center></br>
Am Ende begeben sich KALANDRA auf die Suche nach Liebe, Gemeinschaft und Vergebung, stellen in der Akustikballade „I Remember Time“ aber auch fest, dass Hoffnung sowohl Potenzial für Angst als auch Kraft bietet, was den fragilen Charakter der Musik sehr passend macht.
<br><center><iframe style="border: 0; width: 350px; height: 350px;" src="https://bandcamp.com/EmbeddedPlayer/album=1794499876/size=large/bgcol=ffffff/linkcol=0687f5/minimal=true/transparent=true/" seamless><a href="https://kalandra.bandcamp.com/album/a-frame-of-mind">A Frame of Mind von KALANDRA</a></iframe></center></br>
FAZIT: „A Frame Of Mind“ ist in vielen Teilen ein Wechselbad der Gefühle zwischen Hoffnung, Ehrfurcht aber auch introvertierter Selbstreflektion. Mit ihrer Kreuzung von progressiver Rockmusik, rituellem Folk und manch zurückhaltender Elektronik wissen KALANDRA als musikalische Grenzgänger zu überzeugen und haben ein Album an der Hand, das an vielen Stellen gehöriges Potenzial für emotionalen Tiefgang mitbringt. Als Auszeit-Soundtrack aus dem eigenen Alltag eignet sich das Album aber ebenso gut.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.11.2024
Anderas Danielsen Fumme
Katrine Bdegard Stenbekk
Florian Bernhard, Döderlein Winter, Jogeir Daae Maeland
Oskar Johnsen Rydh
John Stenersen (Harfe), Raphael Weinroth-Browne (Cello), Jenny Zett (Cello), Konstantine Helmers (Violine, Viola), Niclas Rydh (Posaune), Elvira Lindbe Rydh (Violine)
By Norse Music
48:05
13.09.2024