Wer genau Charlie ist und warum KENSINGTON ROAD seinem Dasein ein ganzes Album widmen, wird aus der Musik nicht wirklich ersichtlich. Das ist aber kaum weiter schlimm, denn „Charlie Is Alive“ macht auch ohne Kenntnis des Protagonisten Spaß.
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Irgendwo zwischen radiofreundlicher Rockmusik und unkitschigem Pop klingen Songs wie das schwermütige „Sad July“ zugleich beruhigend und zerbrechlich intim. Zu Streichern und Piano-Einlagen singen KENSINGTON ROAD vom Unverständnis der Welt und der eigenen Existenz. Da verwundert es eigentlich kaum, dass zuvor davon berichtet wird, wie es ist, sich als Geist zu fühlen („Like A Ghost“).
In Verbindung mit dem monochrom schwarz-grauen Artwork ergibt sich hier das Gefühl unterdrückter Kissenheulerei, die aber doch immer wieder von dem positiven Glauben an das Leben selbst überlagert wird. Ab und zu schimmert ein wenig belebender Esprit in der Musik durch (z.B. in „Road To You“, oder in der verkappten Tanznummer „The Lowdown“), aber die Momente, in denen die Bläser ein Straßenfest-Gefühl erzeugen, halten sich eher in Grenzen.
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Kein Wunder, dass die eigene Obsession („Obsession, Possession, Liberation, Salvation“) am Ende in „Brandy And Coke“ ertrunken werden muss. Leicht benebelt lässt sich das Leben eher ertragen, die Welt steckt wie unter einer Käseglocke, was den kollektiven und individuellen Problemen gleich wieder etwas weniger Gewicht verleiht. Ganz nach dem zynischen Motto: ‘Am Ende lässt sich das alles nur besoffen ertragen‘.
Allerdings dürfte das weniger die Intention hinter „Charlie Is Alive“ gewesen sein, denn eine gewisse Grundentspannung und innere Lockerheit kann das Album nicht leugnen.
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FAZIT: KENSINGTON ROADs Musik ist auf „Charlie Is Alive“ kaum in eine klare Schublade zu packen. Alternative-Pop-Rock könnte ein einigermaßen passendes Schlagwort sein. Aber die Band wird wohl kaum viel von Schubladen halten und konzentriert sich auf diesem Album eher darauf, ein Gefühl der Melancholie, vielleicht sogar begleitet von einer Portion Zynismus, zu erzeugen. Am Ende kommen dadurch Gedanken über die (Un-)Endlichkeit des Lebens oder die eigenen Gedanken als einzige Begrenzung des Bewusstseins im Hörer auf. Ob es das Ziel war/ist, den Hörer auf eine Reise zu sich selbst zu schicken, ist sicher diskutabel. Dass es KENSINGTON ROAD mit „Charlie Is Alive“ aber gelungen ist, steht fest.
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Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.07.2024
Dominik Henn
Stefan Tomek, René Lindstedt
Stefan Tomek, René Lindstedt
Michael Pfrenger
Jan Türk
Timezone Records
38:47
10.05.2024