<img src="http://vg02.met.vgwort.de/na/113659d0aa3e4b859d02401521da6016" width="1" height="1" alt=""> KERRETTA werden nächstes Jahr zehn und veröffentlichen dieser Tage ihr viertes Studioalbum (2008 erschien auch eine EP, "Antient"). Wenn man so möchte, ist "Angelm" der Soundtrack zu einer Reise mit Panoramablick über raue Landschaften eines Planeten, der eine vorzeitliche Erde sein kann, aber nicht muss.
Die Gruppe aus Auckland in Neuseeland spielt nach wie vor relativ typischen Instrumental-Post Rock, der seine Kraft aus der Gegenüberstellung fragiler und wuchtiger Momente zieht. Dass die Arrangements der acht Tracks zu keiner Zeit vorhersehbar wirken und die Spielzeiten an den Genre-Standards gemessen meist wohltuend kurz sind, zeichnet das Album im Besonderen aus.
<center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/YFguxOSfH_A?si=kN7ZzFmlnFrYO5ZV" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" referrerpolicy="strict-origin-when-cross-origin" allowfullscreen></iframe></center>
Das sich aus einem Drönen herausschälende 'Pan Ultima' fungiert mit seinen lange ausklingenden Zerr-Akkorden zum Schluss als Spannung aufbauendes Intro ('Valley Towers' fährt später zusätzlich mit Percussion auf einer ähnlichen Schiene), ehe 'Until the Atlas' - mit knapp über sieben Minuten gleich die längste Nummer der Platte - Kerrettas Modus Operandi mustergültig demonstriert. Dabei umspielen sich Gitarre und Bass auch in den harten Parts, während den soften jegliches Geplätscher fremd ist.
David Holmes versteht sich auf simple wie wirkungsvolle Riffs, und sein Single-Note-Spiel entzieht sich dem formelhaften Festhalten an effektbeladenem Flirren und schnell kitschig werdenden Melodien, zu denen so einige Post-Rock-Combos neigen. Die rhythmisch Haken schlagenden Highlights 'South Am' und 'Eyes in the Bull Temple' (mit etwas, das sich nach gesampelten Chören anhört) lässt eine Vorliebe beziehungsweise Sozialisierung mit klassischem Noise Rock vermuten, wobei die schon auf den letzten beiden Alben latent vorhandenen Synthesizer keinen vermehrten Einsatz erfahren.
<center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/KJQM-FenTuI?si=ZuMGtTudC6kNHqgk" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" referrerpolicy="strict-origin-when-cross-origin" allowfullscreen></iframe></center>
Das stampfende 'Opal Victor' gewinnt aber just durch das Tasteninstrument an Intensität, obwohl Holmes abgesehen davon, dass ihn William Waters oft mit gegenläufigen Basslinien flankiert, vorzugsweise mehrere Gitarrenspuren übereinanderschichtet. Die so erzeugte Wall of Sound - wieder: nicht auf die klischierte Tour, die man in diesem Genre schon zigmal gehört hat - kommt passenderweise am besten im finalen 'Oceania' zur Geltung.
FAZIT: KERRETTAs vierte LP bietet traditionellen Post/Instrumental-Rock wie aus dem Lehrbuch, dies aber mehr oder weniger unverbraucht. "Angelm" klingt nach Kopfkino ohne Raucherpause oder unerwünschte Klogänge, die den Genuss trüben könnten; die Stimmung ist Trumpf, bleibt aber stets abstrakt und mag je nach Hörer anders ausfallen. Mit greifbaren Melodien (rührseliger, düsterer oder welcher Natur auch immer) auf die Gefühlsklaviatur zu hämmern ist dem Trio zu plump, und das Ergebnis bleibt auch deshalb umso länger reizvoll.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.10.2024
William Waters
David Holmes
H. Walker
Dunk
43:23
18.10.2024