Wenn Christian Achim Kühn unter seinem kämpferischen Künstlernamen KUHN FU zu seiner Klampfe greift, sich dazu Bläser, Bassisten und Schlagzeuger mit in den Kampfring holt, dann ist der ganz große Jazz Rock samt so einiger einfallsreiche ZAPPAismen angesagt.
Nur dass diesmal KUHN FU auf „Katastrofik Kink Machine“ nicht in den Ring steigen, sondern das Waffelhaus betreten, um es dort ordentlich krachen zu lassen. Doch bevor wir ihnen dabei folgen, sollte erst einmal der eigenartige Albumtitel geklärt werden: „Katastrofik Kink Machine“ wurde angeblich von der für die einen bedrohlichen und die anderen geheiligten KI generiert.
Da werden dann doch viele „Oh Schreck!“ denken, denn wie kann 'Künstliche Intelligenz' auf solch einen Titel kommen?
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Hört einfach diese grandiose Platte – und ihr kennt die Antwort.
Denn wenn Musik ähnlich schwer zu definieren und trotzdem irgendwie zu faszinieren oder neugierig zu machen versteht, dann die hinter „Katastrofik Kink Machine“.
Und hiermit sind wir schon mittendrin im „Waffle House“, dem zwölfminutigen, sich Bolero-ähnlich wie postrockig steigernden Album-Opener, der selbst vor Swing-Rhythmen wie Free Jazz nicht haltmacht und uns in die amerikanische Fast-Food-Kette unter gleichem Namen einlädt, welche an sieben Tagen die Woche 24 Stunden geöffnet hat, „egal, ob es draußen stürmt oder Kühe durch die Luft fliegen“ (Genauso wie bei KUHN FU!). Zugleich bemisst der sog. 'Waffle House Index' in den USA die Wucht von Katastrophen, während KUHN FU wie die musikalische Untermalung dieser dahinter klingen (mal ruhig, entspannt, dann wieder hochexplosiv und druckvoll).
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Darum hier die drei Graduierungen dieses Katastrophen-Index:
*Grün = vollständiges Menü – Restaurant hat vollen Strom, Speisen unbegrenzt, Schaden schlimmstenfalls begrenzt.
**Gelb = eingeschränktes Menü – kein Strom, Verfügbarkeit von Speisen ist begrenzt.
***Rot = Restaurant zu – ernsthafte Schäden oder Überflutungen.
KUHN FU beschwören auf „Katastrofik Kink Machine“ nunmehr die Katastrophen mit ihrem wilden wie entspannten Jazz Rock herauf, hüpfen wild zwischen den drei Ampel-Farben (Bitte auf keinen Fall mit der deutschen Ampel des Grauens in Verbindung bringen!) hin und her, beweisen dabei sogar jede Menge Humor, den sie am Ende in den banalen Rhythmen von „Simple & Charming“ auf die Spitze treiben und lassen am Ende der Platte einen garantiert verblüfften Hörer zurück, der – vorausgesetzt er ist ein Freund von elektrifiziertem wie von vielen Bläsern getragenem Jazz Rock – seine Begeisterung nach diesen 40 KUHN FU-Minuten ganz bestimmt nicht im Zaum zu halten vermag, denn in jeder einzelnen Minute wohnt der Freigeist des Jazz genauso wie der des Rock und der des schizophren anmutenden Waffle-House-Index', bei dem die Ampel unkontrolliert zwischen rot-gelb-grün hin- und herspringt, als würde sie von ZAPPAs aus dem Himmel geschleuderten Blitzen gesteuert.
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Sehr reizvoll ist zudem dieses Mal, dass – bis auf das letzte, sehr humorvoll ausgerichtete Stück (Nach langsamen Beginn wird die Frage in den Raum geworfen: „Sind wir hier auf einer Beerdigung – oder was?“, und schon wird das Tempo und die Härte deutlich angezogen!) – dieses Album sich komplett dem instrumentalen Jazz Rock hingibt und auf Gesang wie Gesprochenes verzichtet. Das lässt, trotz aller noch so wilder Experimentierfreude, „Katastrofik Kink Machine“ wie in einem Guss klingen, bei dem einerseits durchkomponierter Jazz auf Orchestrales und Psychedelisches wie Balladeskes, aber grundsätzlich immer echt Handgemachtes trifft. Denn in der Musik hinter KUHN FU spielt eben nur die menschliche Intelligenz in Kombination mit dem großartigen Musiker-Können eine Rolle, wobei die KI eben ausschließlich bei der Kreation des Albumtitels randarf, damit die beiden von Christian Kühn betonten Themen, in einen Topf geworfen werden können: „Katastrophen und Künstliche Intelligenz sind die beiden Themen des Albums!“
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Das kann einen nur zu dem eindeutigen FAZIT führen, dass „Katastrofik Kink Machine“ von KUHN FU aus thematischer Sicht zwar zur Katastrophe wird, die allerdings aus musikalischer Sicht für alle Freunde von extrem einfallsreichen Jazz Rock zum wahren Hochgenuss wird, dessen 'Waffle House Index' mal wild nach oben (rot) wie nach unten (grün) ausschlägt!
Punkte: 14/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.11.2024
Esat Ekincioglu
Christian Achim Kühn
George Hadow
Frank Gratkowski (Alt-Saxophon, Klarinetten, Flöte), John Dikeman (Tenor-Saxophon), Sofia Salvo (Bariton-Saxophone), Ziff Taubenfeld (Bass-Klarinette)
Eigenvertrieb/Berthold Records
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25.10.2024