Die Musik-Maschine ist wieder vollbesetzt und LEGACY PILOTS heben mit Kapitän Frank Us zum Flug in neue Welten ab, die allerdings viel von den bereits vorherigen angesteuerten vier Welten aus Progressive- und Art-Rock haben. Im Grunde knüpft dieser Flug genau dort an, wo er zuvor im vergangenen Jahr mit <a href="http://www.musikreviews.de/reviews/2023/Legacy-Pilots/Helix/" target="_blank" rel="nofollow">„Helix“</a>, dem bereits vierten Piloten-Album, aufhörte: Von den Siebzigern inspirierter Progressive Rock, der größtenteils ruhigeren Sorte, der sich in allen Bereichen der ganz Großen locker einzurichten vermag, egal ob das nun PINK FLOYD oder MARILLION bzw. PORCUPINE TREE und natürlich ELP sind, wobei diesmal durch den manchmal deutlich an DAVID SYLVIAN erinnernden Gesang noch unverkennbare JAPAN-Einflüsse („Don't Chase The Rainbows“) hinzukommen.
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Frank Us lässt nichts anbrennen und steuert die Maschine sicher durch die mal sonnigen, aber auch die eine oder andere gewittrige Höhe, wobei die Turbinen surren, öfters mal auf elektronisch verlässlichen Autopilot umgeschaltet, aber auch immer wieder zum akustischen Steuerknüppel gegriffen wird. Und da diesmal gleich fünf Vokalisten mit an Bord sind, ist auch der Gesang weit verbreitet. Hier passt alles und ist unterhaltsam, selbst wenn es nie zu neuen Ufern sondern nur in altbekannte Galaxien geht, die sich durchaus auch mal ein paar entspannten Jazz-Tönen öffnen dürfen, wie im instrumentalen Album-Opener.
Doch ist es nicht oft auch ein Wunsch von uns, das geboten zu bekommen, was wir auch von anderen Köchen mögen, anstatt mit Sachen abgefüttert zu werden, die angeblich neu und schmackhaft sind, aber irgendwie nicht zünden wollen?
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Multiinstrumentalist und Komponist Frank Us jedenfalls hat genau das richtige Händchen dafür, die Zündschnur immer am Glimmen zu halten, egal, ob er sie an die zwei Prog/Space-Epen „Cosmic Sea“ und „The Professor & Me“ (bei dem man stellenweise glaubt, sich in ELP-Werke der Marke „Tarkus“ oder „Trilogy“ verirrt zu haben), die es zusammen schon auf mehr als 23 Minuten bringen, oder an zu Herzen gehende Balladen, wie den mit wundervollem weiblichen wie männlichen Gesang ausgestatteten Fast-9-Minüter „Don't Chase The Rainbows“ oder das verträumte, mit ausgiebigen Gitarrensolo von STEVE ROTHERY, „Fooled Again“ anlegt.
Wo Frank Us draufsteht, das ist nunmehr längst klar, sitzen die besten LEGACY PILOTS drin, die ihre Flugstunden sonst bei den ganz großen Bands des Progs (ARENA, PORCUPINE TREE, MARILLION usw.) geben wie nehmen und viel von dem mit in die Us-Musik einfließen lassen. Und wenn dann auch noch gleich fünf Sänger, die ihr vokales Geschäft bestens beherrschen, ans Mikro dürfen, dann kann eigentlich nichts schiefgehen. Geht es auch nicht – zumindest wenn man auf gute Tradition statt auf permanente Innovation setzt. Und dass man diese Musik wohl nie live hören wird, da die LEGACY PILOTS (jedenfalls bisher) als ein reines Studio-Projekt verstanden werden müssen, sollte ebenfalls niemanden abschrecken – gerade weil diese fetten Prog-Klangwelten sicher auch bestens auf der Bühne funktionieren würden.
<br><center><iframe style="border: 0; width: 350px; height: 350px;" src="https://bandcamp.com/EmbeddedPlayer/album=870970730/size=large/bgcol=ffffff/linkcol=0687f5/minimal=true/transparent=true/" seamless><a href="https://legacypilots.bandcamp.com/album/thru-the-lens">Thru the Lens von Legacy Pilots</a></iframe></center></br>
FAZIT: Vom progressiven Düsenjet bis zum akustischen Propeller-Flugzeug fliegen die LEGACY PILOTS auf ihrem fünften Album „Thru The Lens“ mal wieder unter ihrem Prog-Kapitän Frank Us durch die Welten des anspruchsvollen Progressive Rocks, der besonders in den 70er-Jahren seine volle Blüte entfaltete. Frank Us drückt es selber so aus: „Als ich damit begann, Material für das neue Album zu schreiben, kam mir die Idee, dass es interessant sein könnte, verschiedene Elemente miteinander zu kombinieren, wie in einem Labor. Würden interessante Verbindungen entstehen? Oder vielleicht etwas Explosives? Könnten wir musikalische Inspirationen von Künstlern wie Emerson und Sakamoto miteinander vermischen? Nun, das Ergebnis war ein Ausflug in verschiedene stilistische Richtungen, welche die Aufmerksamkeit des Hörers fordern, sich aber im Rahmen der Kompositionen ganz natürlich anfühlen.“ Da fliegen wir doch nur zu gerne mit, auch weil wieder namhafte Musiker mit an den Steuerknüppel dürfen, die sonst bei solchen Bands wie MARILLION oder ARENA und DEEP PURPLE sowie PORCUPINE TREE und STYX im Cockpit sitzen.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.06.2024
Frank Us, Lars Slowak
Frank Us, John Mitchell, Finally George, Jake Livgren, Liza Livgren
Frank Us, Steven Rothery, Steve Morse, Ricky Garcia
Frank Us
Todd Suchermann, Marco Minnemann
Eigenpressung/Just For Kicks
58:32
06.06.2024