Leif, der holländische Löwenbändiger und seine wilde Southern-Rock-Jam-Bande machen ihrem Bandnamen genauso wie dem Albumtitel „Mighty Fine“ alle Ehre, denn das aktuelle 2024er-Album ist besonders auch in seiner ganzen vinylen Schönheit sowie dem groß angelegten Cover-Artwork und natürlich vor allem dieser freihändig gespielten Southern-Rock-Musik im besten Sound-Gewand 'mächtig gut'. Nein, noch besser: Hervorragend und ein Wegweiser für vieles, was noch nach „Mighty Fine“ aus aller Welt kommen sollte. Denn dieses Album der holländischen Rock-Equipe setzt Maßstäbe, an denen sich selbst eine TEDESCHI TRUCKS BAND und BLACKBERRY SMOKE oder GOV'T MULE reiben können.
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Doch gehen wir erstmal ein wenig in der Zeit zurück, als sich die LEIF DE LEEUW BAND bereits mit ihrem Album-Debüt „Leelah“ im Jahr 2016 bei diesem Titel schon ganz offensichtlich an ERIC CLAPTONs DEREK & THE DOMINOES orientierten, wobei allerdings auch LYNYRD SKYNYRD deutlich durchklingen, um sich kurz darauf an den Coverversionen ihrer ganz großen Vorbilder, nämlich den ALLMAN BROTHERS, auszulassen.
Mit welcher unglaublichen Perfektion die Jungs bereits vor fünf Jahren die Songs der ALLMAN BROTHERS BAND auf ihrer ABB-Tribute-Tour coverten, verlangte jedem Kritiker uneingeschränkte Hochachtung ab, genauso wie die Tatsache, dass de Leeuw bereits achtmal in Folge zum besten Blues-Rock-Gitarristen der Benelux-Länder gewählt wurde und Sem Jansen der Gewinner der Fernsehsendung ‘Hit the Road‘ ist.
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Genau diesen Stil, den sie erst coverten, machen sie nun zu der Grundlage ihrer eigenen Songs und hauchen diesen eine gehörige Prise Jugendlichkeit ein, um sich die alten Siebziger auf die Schultern zu laden und leichtfüßig durch die musikalische Kante zu tragen, ohne dabei anzuecken, sondern ihren Vorbildern ein neues Gewicht zu verleihen.
Auch dieses Mal wählen sie für ihr „Mighty Fine“-Album eine gewagte Cover-Version, allerdings nicht von den Gebrüdern Allman, sondern von einem anderen ganz Großen der Szene: NEIL YOUNG. Dessen klassischen „Southern Man“ mit dem bedrückenden textlichen Hintergrund veredeln sie zu einem Southern-Rock-Diamanten, der durch den souligen Duett-Gesang von Sängerin Berget Lewis und das intensive Trompeten- wie Saxophon-Gebläse sogar noch mehr als das Original leuchtet. So wird „Southern Man“ zu einem absolut ansteckenden und hinreißenden Duett. Eine Meisterleistung par excellence!
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Doch dass die LEIF DE LEEUW BAND weit mehr ähnliche Vorbilder hat, hört man dem retro-rockigen Album von Anfang bis Ende an, wenn in „Small Town“ beispielsweise Erinnerungen an PETER GREEN'S FLEETWOOD MAC oder immer wieder auch bei den anderen, sich oft in der Vergangenheit nur zu wohl fühlenden Songs an LYNYRD SKYNYRD oder CROSBY, STILLS, NASH & YOUNG und THE DOOBIE BROTHERS wach werden.
Herrlich ist zudem, dass in den Songs - neben dem begnadeten Gitarrenspiel von de Leeuw -, sich auch immer wieder die Hammond-Orgel in den Vordergrund spielt und einen besonders hohen Anteil in dem recht verrückten Instrumental „Gumbo Man“ eingeräumt bekommt, wozu die Band auf ihrer mit allen Texten bedruckten LP-Innenhülle feststellen: „Mit Worten ist das einfach nicht zu beschreiben“.
Recht haben sie – darum versuchen wir's mal trotzdem: Das Instrumental spielt geschickt mit einer ABB-Aura, der fette Bässe und finster wallende Orgelflächen zugrunde liegen, in die sich mitunter eine urwüchsige 'Gumbo'-Finster-Stimme einmischt und plötzlich die Gitarre immer wieder sehr lichte Momente darüber legt. Auch hier lassen DEREK & THE DOMINOES erneut grüßen.
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Demgegenüber beweisen die holländischen Jungs allerdings schon auf der LP-A-Seite, dass ihnen auch die ruhigen, sehr emotionalen, fast hymnischen Klänge liegen, die sie beim Start der LP-A-Seite zuerst mit „Rosalie“ und an deren Ende mit „Lone Star“ (und unverkennbaren Allman-Brothers-Parallelen) ausleben.
Selbst das extrem gelungene Gatefold-Cover-Artwork der LP besticht durch eine sich in Richtung 60er-Jahre-Psychedelic-Ästhetik bewegende Gestaltung, die ihre ganze Schönheit auch im Inneren der aufgeklappten LP-Hülle entfaltet und auf der (natürlich zeittypisch) ein ganzseitiges Pilz-Motiv zu entdecken ist. Dazu kommt die gute, offensichtlich auch von den Stereo-Effekten her an den frühen Siebzigern orientierende Sound-Qualität.
Ein Album und eine Band, die uns 'alten Säcken' und 'Damals war die Musik irgendwie besser'-Vertreter bestätigend grummelnd neben einem Lächeln ins Gesicht auch ein Glücksgefühl in beide Lauschlöffel zaubern – denn sie zeigen, wie wunderschön jung dieser Southern Rock auch heute noch klingen kann, ohne dass man vorher seine gesamtes Instrumentarium abstauben muss. So wird selbst der „Lone Star“ zu einem der hellsten am Musikfirmament des Jahres 2024, wenn er hinter „Mighty Fine“ funkelt.
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FAZIT: Schon das wunderschön hellblau marmorierte Vinyl und das fantastisch gestaltete LP-Gatefoldcover sind ein echter Hingucker bei „Mighty Fine“ der LEIF DE LEEUW BAND aus Holland, denen man bei dieser grandiosen Musik auf den amerikanischen Southern-Rock-Spuren der ALLMAN BROTHERS eigentlich gar nicht abnehmen will, dass sie nicht direkt aus dieser Gegend kommen. So authentisch, so urwüchsig, so beeindruckend. Die Jungs sind der echt heiße Scheiß mit diesem Retro-Tripp der Extraklasse, dem jeder verfallen muss, der den Americana-Bands der Siebziger verfallen ist. Diese junge LEIF DE LEEUW BAND darf gut und gerne jetzt schon als eine Top-Group der Southern-Rock-Szene angesehen werden, die noch dazu aus Europa kommt und neben dem Käse nunmehr auch der holländischen Musik alle Ehre macht!
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.04.2024
Boris Oud
Sem Jansen, Berget Lewis
Leif De Leeuw, Sem Jansen
Sven Figee, Willem 't Hart
Tim Koning, Joram Bemelmans
Aristo Tziniolis (Trompete), Carlo Banning (Saxophon), Sem Jansen, Berget Lewis (Harmoniegesang)
Leif De Leeuw Records
38:19
22.03.2024