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Leprous: Melodies of Atonement

Stil: Progressive Metal

Cover: Leprous: Melodies of Atonement

<img src="http://vg02.met.vgwort.de/na/7fce368f0015464382ab8aed70afb50f" width="1" height="1" alt=""> Durch Sänger/Keyboarder/Hauptkomponist Einar Solbergs Solo-Einstand "16" (2023) setzte bei LEPROUS eine Schwerpunktverschiebung ein: Die Band wird ihre Musik in Zukunft deutlicher vom Output ihres Frontmanns trennen, und "Melodies Of Atonement" ist das erste Ergebnis dieser stilistischen "Teilung".

Die norwegischen Prog-Metaller bewahre den charakteristischen Leprous-Sound auf ihren jüngsten Werk, geben sich aber wieder härter und fassen sich kürzer. Härte bedeutet allerdings nicht immer Gitarren-Heaviness, sondern äußert sich nicht selten in durchdringenden Synthesizer-Arrangements ('Silently Walking Alone', 'Atonement'), Solbergs waghalsigen Gesangslinien und einer grundsätzlich merklich düstereren Atmosphäre als zuletzt. Anders gesagt: "Aphelion" (2021) zehrte von Depression und ihrer Überwindung als inhaltlichem Aufhänger, wohingegen "Melodies of Atonement" oft einen trotzigen, regelrecht aggressiven Ton anschlägt.

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Unter den seit Sommer 2023 entstandenen Stücken ist 'Faceless' das mit knapp sechseinhalb Minuten längste und auch klanglich ein relativer Ausreißer: ruhige Strophen mit Kontrabass und Klavier zu Solbergs unverkennbarer Stimme wechseln sich mit knallharten Riffs im Refrain ab - ein Muster, das zuvor das weitgehend gedämpfte und erst gegen Ende aufbrausende 'My Specter' eingeführt hat. Es setzt sich in 'I Hear The Sirens' fort, doch Leprous meiden es selbstverständlich, zu vorhersehbar zu werden.

Das minimalistisch arrangierte 'Like A Sunken Ship' mit seinen Dissonanzen und verfremdeten Vocals geht neben dem stark elektronisch geprägten 'Self-Satisfied Lullaby' als sperrigstes Experiment des Albums durch, ehe das etablierte Leise-Laut-Muster in 'Limbo' entspannt wird: Die Nummer baut sich langsam auf und wartet mit dem stärksten Refrain von "Melodies of Atonement" auf. Die Hooklines bleiben ungefähr ab hier und bis zum Ende mitreißend.

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'Starlight' dürfte der Track sein, mit dem sich Fans der letzten drei Alben am schnellsten anfreunden werden. Solberg brilliert wieder mit weiten Melodiebögen, deren Gänsehaut-Faktor passenderweise im abschließenden 'Unfree My Soul' am höchsten ist. Insofern stimmt die Selbsteinschätzung der Band, die angibt, sehr gezielt komponiert und jeglichen Ballast außen vor gelassen zu haben.

FAZIT: Das achte LEPROUS-Album schießt kein Hit-Feuerwerk ab, sondern zieht seinen Reiz aus kunstvoller Verdichtung aller Elemente, für die man die seit 2001 aktive Band lieben gelernt hat. Die mit David Castillo, dem langjährigen Studiogehilfen (Opeth, Katatonia) der Musiker aufgenommenen Songs enthalten keinen Ton zu viel und wurden unheimlich klug angeordnet, um einen bedächtig ansteigenden Spannungsbogen zu zeichnen. Drei Jahre nach dem diskografischen Highlight "Aphelion" ist die Gruppe nicht unbedingt leichter zugänglich geworden; dafür erfüllt sie ihren künstlerischen Selbstanspruch und bleibt ein Big Player des modernen Progressive Rock/Metal.

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Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.08.2024

Tracklist

  1. 1. Silently Walking Alone (04:05)
  2. 2. Atonement (04:49)
  3. 3. My Specter (03:55)
  4. 4. I Hear The Sirens (04:31)
  5. 5. Like A Sunken Ship (04:04)
  6. 6. Limbo (05:56)
  7. 7. Faceless (06:25)
  8. 8. Starlight (06:09)
  9. 9. Self-Satisfied Lullaby (06:21)
  10. 10. Unfree My Soul (05:21)

Besetzung

  • Bass

    Simen Børven

  • Gesang

    Einar Solberg

  • Gitarre

    Tor Oddmund Suhrke, Robin Ognedal

  • Keys

    Einar Solberg

  • Schlagzeug

    Baard Kolstad

Sonstiges

  • Label

    Inside Out / Sony

  • Spieldauer

    51:42

  • Erscheinungsdatum

    30.08.2024

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