Zurück

Reviews

Lilla Veneda: Primordial Movements

Stil: Death- und Black-Metal

Cover: Lilla Veneda: Primordial Movements

Was ist Wahrheit? Was ist Realität?
Künstler, Philosophen und Wissenschaftler balgen sich seit jeher um die Antworten auf diese Fragen und auch LILLA VENEDA widmen ihr neustes Werk den existenziellen Fragen des Mensch-Seins. Der Frage nach dem Zweck des Daseins, der Suche nach Erkenntnis und dem Sinn und Unsinn von Fortbestand durch Entdeckung, ständigem Streben nach Entwicklung und andauerndem Hinterfragen von Tatsachen.

Und um diesen lyrischen Sprengstoff in die richtige Klangkulisse zu verpacken, präsentieren LILLA VENEDA eine spannende Collage aus Death Metal, Black Metal und manchem progressiven Klebstoff, der aber zu keiner Zeit traditionell klingt.
<br><center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/DdZG2SE-Sno?si=i4UCnEX6IO54neYp" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" referrerpolicy="strict-origin-when-cross-origin" allowfullscreen></iframe></center></br>

Vielmehr klingt „Primordial Movements“ vielfach von der Ästhetik klassischer Dramen beeinflusst, was zur Folge hat, dass Stücke wie „Iron-Black Pestilence“ die überlebensgroße Inszenierung einer Band wie BEHEMOTH nehmen und auf ein neues, komplexeres Level heben.
Progressiv wäre ein etwas großes Wort, aber neben der todesmetallischen Wucht und der kantigen Schärfe des Black Metal peitscht sich die Musik zu einer dramatischen Klangkulisse auf, die im weiteren Verlauf des Albums immer technischer und anspruchsvoller wird.
<br><center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/DdZG2SE-Sno?si=i4UCnEX6IO54neYp" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" referrerpolicy="strict-origin-when-cross-origin" allowfullscreen></iframe></center></br>

Gleichzeitig zieht das Album den Hörer immer tiefer in seinen Bann, was ab und an sogar Vergleiche zur Filmwelt zulässt. Denn sind es nicht die unerwartet, aber zugleich unter die Haut gehenden Wendungen, oder kleine Feinheiten in Dialogen etc. die Meisterwerke wie „Gladiator“ zu dem machen, was sie sind?
Übertragen auf „Primordial Movements“ bedeutet das, dass Stücke wie „Colossi“ oder „Immortal Vision of Chaos“, egal ob sie sich in schwerer Schlacke bewegen, oder ob das Tempo angezogen wird, zu keiner Zeit vorhersehbar scheinen.
<br><center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/pbbC7nqf964?si=fNknkADOlHCf3tzH" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" referrerpolicy="strict-origin-when-cross-origin" allowfullscreen></iframe></center></br>

Dadurch liegt in jeder Wendung (z.B. dem Schwenk von schleppendem Todesblei hin zu orchestral inszeniertem Schwarzmetall-Drama in „Immortal Vision of Chaos“) ein ungewisses Element der Gefahr, das Black Metal immer auszeichnen sollte.

Sicherlich könnte mancher diesen Sound als zu clean, zu sauber für echten Black Metal empfinden, was aber die Frage aufwirft, was denn echter Black Metal ist.
Denn sollte sich speziell dieses Genre nicht durch eine gewisse Unvorhersehbarkeit, Gefahr und Grenzenlosigkeit auszeichnen?
<br><center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/GMyr6Mdq1q4?si=zXYYaDxczcn356gg" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" referrerpolicy="strict-origin-when-cross-origin" allowfullscreen></iframe></center></br>

Dieser Ansatz wird auch durch das tendenziell depressiv anmutende Finale „Pytasz co w Moim Zyciu“ unterstrichen. Zwar versteht der Nicht-Pole nur Bahnhof bei dem Text, aber die Musik strahlt eine Art transzendentale Erhabenheit aus, wirkt lebensvergessen und gleicht erneut eher einem Mini-Drama, als klassischer vertonter Frost zu sein. Hier kulminiert alles auf ein bestimmtes Ziel hin, ohne dass klar zu erkennen wäre, welches das ist, was dem Album letztendlich eine gehörige Tiefen- und Langzeitwirkung verleiht.
<br><center><iframe style="border: 0; width: 100%; height: 120px;" src="https://bandcamp.com/EmbeddedPlayer/album=2033153436/size=large/bgcol=ffffff/linkcol=0687f5/tracklist=false/artwork=small/transparent=true/" seamless><a href="https://lillaveneda.bandcamp.com/album/primordial-movements">Primordial Movements von Lilla Veneda</a></iframe></center></br>

FAZIT: LILLA VENEDA sind Freunde der großen Inszenierung, vergessen aber die ursprüngliche Gefahr, den nebulösen Charakter des Black Metal zu keiner Zeit. Stattdessen sorgen todesmetallische Härte und Stoizismus in Sachen Groove für spannende Kontraste. Dass „Primordial Movements“ darüber hinaus regelrecht orchestral in Szene gesetzt wurde, macht das Album zu einem vielschichten Brocken Düster-Musik, der, wenn er einmal zupackt, nur zögerlich wieder loslässt.
<br><center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/OMrMsBc1ke8?si=f4LBoSveoEptzSfg" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" referrerpolicy="strict-origin-when-cross-origin" allowfullscreen></iframe></center></br>

Punkte: 13/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.05.2024

Tracklist

  1. Fury Dimension
  2. Sleeping Knight's Sky
  3. Biomechanic Algorithm
  4. Iron-Black Pestilence
  5. Scratched Crown
  6. Colossi
  7. Immortal Vision of Chaos
  8. Primordial Movements
  9. Pytasz co w Moim Zyciu

Besetzung

  • Bass

    Boro

  • Gesang

    Virian

  • Gitarre

    Antris

  • Schlagzeug

    Andrew

Sonstiges

  • Label

    Eigenproduktion

  • Spieldauer

    41:45

  • Erscheinungsdatum

    29.02.2024

© Musikreviews.de