Mit textlichen Positionen gegen Montagsspaziergänge teilen LOWKNOX schon im Opener „Arschweg“ wahlweise gegen sog. 'Verschwörungstheoretiker' oder 'Menschenhasser' aus und schwimmen damit einmal mehr auf der Welle, die es erlaubt, Andersdenkende verbal unterzubuttern, womit die Argumentation gegen die Besungenen interessanterweise hinfällig wird.
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Aber Politik und gesellschaftliche Meinungen sind seit jeher so vielfältig wie die Menschen per se. Da verwundert etwaiges Gehetze gegeneinander auch in jeglichem künstlerischen Kontext kaum und darf auch vorhanden sein, sollte aber eben von sämtlichen Seiten betrachtet werden. Abgesehen von diesem (erwartbaren) Streitpunkt hauen LOWKNOX mit „Kind am Brunnen“ aber ein launiges Punkrock-Album zwischen Politik- und Gesellschaftskritik raus.
Dabei gelingen den Herren einige Ohrwürmer, die sich auch nicht immer mit den dunklen Themen der jüngsten Zeit beschäftigen. „Innere Atmung“ beispielsweise könnte sich u.a. um Entspannungstechniken bzw. den inneren Zustand von Ausgeglichenheit drehen. Da passt es umso mehr, dass der Song als warm tönender Ohrwurm daher kommt.
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Gleiches gilt für „Einsame Qual“, wobei bereits der Titel klar macht, dass hier wieder ein markigeres Thema angesprochen wird. Anonyme Einsamkeit macht krank. So könnte der Tenor dieses Liedes lauten, das als knackiger Ohrwurm eine sehr gute Figur macht. Überhaupt ist das Mitsing-Potenzial auf „Kind am Brunnen“ erfreulich hoch. So gehen Stücke gegen Selbstbetrug („Never protect the past“), oder auch ein Song wie „Worte“ mit eindrücklichen Texten mehr als einmal ans Herz, ohne penetrant auf die Tränendrüse zu drücken.
Von musikalischem „Anstand“ zeugt „Kind am Brunnen“ auf jeden Fall, auch wenn der erwähnte Song textlich eher wenig Hoffnung für die Spezies Mensch verheißt. Es geht um Hass, Ignoranz und Selbstbetrug, wobei das Thema Wahrheit und Unwahrheit zwar auch etwas einseitig gegen die politische Rechte ausgemerzt wird, aber wir sind hier schließlich im Punkrock.
Und auch da wird am Ende doch noch „Alles Gut“. Als Denkanstoß, die eigenen Probleme bzw. generell herbei geredete Missstände zu hinterfragen, hinterlässt der Song nicht nur textlich eine gute Figur, sondern schließt „Kind am Brunnen“ auch mit energischem Sound ab. Und dass der Song (speziell dank der Melodiearbeit von Gesang und Gitarre) außerdem als Ohrwurm durch die Lauscher fetzt, macht den Abschluss umso bekömmlicher.
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FAZIT: LOWKNOX präsentieren sich auf „Kind am Brunnen“ als Punkrocker, die sich einmal mehr am Problemsumpf unserer Zeit reiben. Dank musikalischem Wohlklang, inklusive hoher Ohrwurmdichte, dürfte das Klientel der potenziellen Hörer dieses Albums aber deutlich breiter ausfallen, als es die Einschränkung auf die besungenen Themen vielleicht vermuten lässt.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.07.2024
Bromfiets Records
27:50
19.07.2024