<img src="http://vg02.met.vgwort.de/na/426957d32878446f974d783ab502acf2" width="1" height="1" alt=""> Die niederländische Hardrockband Vengeance löste sich 1992 zum ersten Mal auf, und bevor ihr Gitarrist Arjen Lucassen mit seinem Prog-Konzept-Projekt Ayreon durchstartete, tat er sich mit Sänger Robert Soeterboek zusammen (der seinerzeit wiederum Frontmann von Arjens früherer Band Bodine war), um Whitesnake nachzueifern, wie er heute selbst sagt. Die geplante gemeinsame Band hieß Plan Nine, und das Songwriting war sehr ertragreich, bloß interessierte sich Anfang der 1990er praktisch kein Label für traditionellen Hardrock, also verlief sich das Ganze, und Arjen "rettete" seine Karriere bekanntlich mit dem 1995er Ayreon-Debüt "The Final Experiment". Robert war sowohl auf diesem Album als auch später immer wieder im Ayreon-Kosmos zu hören.
Ab 2022 arbeiteten die beiden das Plan-Nine-Material schließlich zu elf fertige Songs aus, die nun unter dem sinnigen Titel "The Long-Lost Songs" erscheinen, wobei Organist Cleem Determeijer und Bassist Peter Vink von der Urbesetzung anfangs auch mitwirkten. Zur Beschreibung der Platte bedarf es keiner höheren Wissenschaft; der Whitesnake-Vergleich drängt sich allein schon wegen Roberts Stimme auf, aber Arjens Handschrift als Songwriter ist unverkennbar (weiblicher Chorgesang, teils knallharte Metal-Rhythmen, die sein derzeitiger Lieblingsdrummer Koen Herfst mit kraftvollem Punch unterfüttert).
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Das Spektrum reicht demnach von typischem Orgel-Hardrock wie dem Opener 'Doctor Robert's Medicine Show' und dem stampfenden 'Drunker Than Whiskey' bis zu ebenfalls klasssischen Power-Balladen ('Before the Morning Comes') mit Blues-Einschlag, dazwischen wirken sparsam arrangierte Nummern wie 'The Preacher', wo sich Leadgitarrist Marcel Singor viel Spielraum zum Solieren lässt, immer wieder erfrischend, weil zwar Arjens prägnanten Songwriting-Stil widerspiegeln, aber eben nicht so opulent sind - ein Trend, den man schon im vergangenen Jahr bei seiner anderen "Spaßband" Supersonic Revolution erfreut zur Kenntnis nahm.
Plan Nine sollen ohne Arjen auf Tour gehen, und die Stücke schreien danach, seien es die Ohrwürmer 'Annie Moore' und 'Long Cold Night mit ihren pfiffig eingewobenen Akustikgitarren, 'Get Down to Bizniz' und 'High Speed Chase' mit ihren fetten Bläser-Klängen oder das Van-Halen-'Jump'-mäßige 'Ice on Fire'. Die augenzwinkernden Texte sind gleichsam typisch für die Protagonisten und spiegeln die Absicht hinter "The Long-Lost Songs" wider… Good-time music it is.
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FAZIT: Unter dem Banner Plan Nine haben Arjen Lucassen und Robert Soeterboek (für ersteren "einer der besten Rocksänger Hollands") einen kurzweiligen Tribut an den bombastischen Stadionrock der 1980er geschaffen, der auf musikalisch hohem Niveau unterhält und gerade deshalb gefällt, weil er keinen Hehl aus seiner selbstreferenziellen Art macht. Eine Bonus-CD ist im Übrigen gespickt mit sämtlichen (sehr hörenswerten) Demos, aus denen das eigentliche Album hervorging; die beiden Bonustracks 'Stand Tall' und 'Gimme The Nighttime' sind den Albumnummern absolut ebenbürtig.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.05.2024
Rob van der Loo
Robert Soeterboek, Irene Jansen, Jane Goulding
Arjen Lucassen, Marcel Singor
Joost van den Broek
Koen Herfst
Music Theories / Mascot / Rough Trade
112:15
17.05.2024