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Reviews

Lustmord: Much Unseen Is Also Here

Stil: Dark Ambient

Cover: Lustmord: Much Unseen Is Also Here

Ambient Musik - egal in welcher Ausführung - will in erster Linie Stimmungen erzeugen. Sie will und soll die Emotionen des Hörers mit wenigen, reduzierten Sounds ansprechen und sie, wie auch im Fall von LUSTMORD, auf eine unangenehme Spitze treiben.

„Much Unseen Is Also Here“ wirkt dabei wie ein dunkler Keller, in den nur schwerlich das fahle Licht der Außenwelt durch kleine Ritzen in der dicken Steinwand einfällt. Dieses dunkle Loch, dieses nass-klamme Gewölbe könnte dabei als Sinnbild für menschliche Stagnation stehen.
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Gleichzeitig stellt LUSTMORD Fragen nach dem Sinn der Existenz von allem.
Ist nicht das bloße Dasein in menschlicher Form schon ein Akt der Göttlichkeit und damit vollkommene Schöpfung?
Oder ist das Leben wirklich bloß ein Mix aus kosmischen Zufällen, die, ohne jeden tieferen Sinn, einfach passiert sind und noch immer passieren?

Je nach Betrachtungsweise kristallisieren sich bei diesen Thesen zwei mögliche Antworten heraus.
Die erste ist Nihilismus: Die Akzeptanz der Nichtigkeit allen Seins.
Die zweite ist Optimismus: Das Streben nach mehr, der unbedingte Wille an den Glaube daran, dass die Schöpfung, das Leben, der Mensch eben kein Zufallsprodukt ist, sondern wenigstens einer Art kosmischer Plan unterliegt.
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Hoffnung ist eine starke Triebfeder für das Leben als solches. Denn sie birgt das ständige Potenzial für Verbesserung und Heilung. Genauso birgt sie aber das Potenzial der Enttäuschung, die letztendlich zu Resignation und Stagnation führen kann.
Beide Pole liegen der Musik von LUSTMORD zugrunde und werden in ein dystopisch anmutendes Artwork verpackt. Dadurch bekommt dieses Album eine beklemmende Atmosphäre, die an mancher Stelle Assoziationen zu Sci-Fi-Horror-Geschichten zulässt und an anderer Stelle die Abgründe menschlicher Emotionen und ihre (sowohl destruktive, als auch konstruktive) Kraft in Töne zu verpacken versucht.
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FAZIT: LUSTMORDs Musik bleibt auch auf „Much Unseen Is Also Here“ schwer zu greifen, evoziert Bilder und Gefühle von Ungewissheit und Angst vor dem Unbekannten. Dieser Stimmung kommt auch das surreale Artwork zugute, denn bei längerer Betrachtung lassen sich dieselben Gefühle in der Musik und der Bildgestaltung finden. Dass dieses Album trotzdem ungewohnt zugänglich klingt (wenigstens für Freunde dunkler Ambient-Musik) schafft einen gewissen Reiz der Neugier, der Potenzial für neue Hörer mitbringt.

Punkte: 10/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 06.06.2024

Tracklist

  1. Behold A Voice As Thunder
  2. Entrails Of The God Machine
  3. An Angel Dissected
  4. A Shadow Cast Upon The Deep
  5. Invocation Of The Nameless One
  6. Their Souls Asunder
  7. Hence Shall They Be Devoured All Of Them
  8. Other Woes Are Yet To Come

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    Pelagic Records

  • Spieldauer

    77:26

  • Erscheinungsdatum

    15.03.2024

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