MANGROVE! Immer für eine progressive Überraschung gut! Und zwar die der besten Sorte!
Und das Gute daran ist, dass man noch nicht einmal sehr viele Worte dazu verlieren braucht, wenn man sich einfach den Titel-Song und den letzten Mega-Long-Song „A Call To Arms“ mit 22 Minuten vornimmt.
Gut – zuvor sollte aber der Hauptgrund für die Überraschung genannt werden: Im Grunde hätte wohl kaum noch ein Liebhaber symphonischen Progressive Rocks erwartet, dass die holländischen Sympho-Progger, welche sich 13 Jahre lang in Luft aufgelöst zu haben schienen und mit <a href="http://www.musikreviews.de/reviews/2011/Mangrove/More-or-Less--an-acoustic-evening/" target="_blank" rel="nofollow">„More Or Less... An Acoustic Evening“</a> ein nicht wirklich beeindruckendes letztes Lebenszeichen hinterließen, mit solch einer spannenden Prog-Scheibe wieder aus der Versenkung auftauchen.
Nun also „Bridge To Fiction“, das mit einem üblen Knurren beginnt und ebenso übel knurrend endet...
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Das Album startet mit dem Titelsong durch, der sich anfangs wie eine Kombination aus GONG und MIKE OLDFIELD zu progressiver Schönheit erhebt, um sich kurz darauf mit dem einsetzenden Gesang deutlich an STEVE HACKETTs Frühwerk zu orientieren und im Anschluss daran gleich noch einen überdeutlichen GENESIS-Schlenker in Richtung der Gabriel-Ära zu vollziehen. Ähnliches kennt man auch von den großartigen, sich extrem an GENESIS orientierenden, THE WATCH – doch MANGROVE setzen mit ihrem aktuellen Album noch einen drauf. Und alle, denen die hier erwähnten Vergleichsgrößen (beim grandiosen, härter rockendem Instrumental „Touch Of Light“ darf sogar noch KING CRIMSON mit ins Spiel gebracht werden) am Herzen und in den Ohren liegen, die sollten fast zwingend notwendig ihre eigene progressive Musik-Brücke zu „Bridge To Fiction“ schlagen.
Sie werden es definitiv nicht bereuen!
Und ob beabsichtigt oder nicht – das Album-Cover erinnert zudem vom Motiv her auch noch an „Leave It Open“ von PIERRE MOERLEN'S GONG. Musikalisch durchaus eine Hausnummer, die man auch auf <a href="https://www.mangrovemusic.nl/Audioplayer/index.html" target="_blank" rel="nofollow">„Bridge To Fiction“</a> wiederfindet.
Doch nicht nur von diesen oder ähnlichen Erinnerungen werden wir übermannt, denn wenn auch noch die Violine ins musikalische Spiel kommt, gehen die Erinnerungen weiter in Richtung RENAISSANCE und KANSAS – oder auch an die megafleißigen THE SAMURAI OF PROG aus Finnland, die jedes Mal mit einer illustren Musiker-Gästeschar alle Grenzen des Progressive Rocks auszuloten versuchen.
Ein Pluspunkt geht hierbei aber an MANGROVE, da deren Gesang summa summarum beeindruckender ausfällt, als der einiger TSOP-Vokalisten, was sich besonders positive auf den das Album abschließenden Longtrack mit bedrückendem textlichen Hintergrund (und viel MARILLION-Flair) „A Call To Arms“ bemerkbar macht.
Vielleicht müssen wir ja nicht noch einmal 13 Jahre warten, bis diesem ambitionierten wie durchaus prog-gefälligen und einfallsreichen Album ein neues Werk dieser Güteklasse folgt...
...FAZIT: Die Brücke dorthin ist mit „Bridge To Fiction“ definitiv geschlagen – nun gilt es für holländischen Sympho-Progger MANGROVE nur, diese erneut zu überschreiten. Die Wartezeit von 13 Jahren auf das Album hat sich gelohnt – denn es ist MANGROVEs bestes geworden.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.03.2024
Pieter Drost
Roland van der Horst, Lex Bekkernens, Ebert Zwart
Roland van der Horst
Ebert Zwart, Roland van der Horst
Lex Bekkernens
Mangrove Music/Just For Kicks
66:38
23.02.2024