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Millenium: Hope Dies Last

Stil: Progressive Rock

Cover: Millenium: Hope Dies Last

Dass mit MILLENIUM, eine seit einem Viertel-Jahrhundert alteingesessene polnische Prog-Vorzeige-Band, nicht nur ein neues Zeitalter, sondern auch vom Bandnamen her gleich ein progressiv rockendes Musik-Jahrtausend anbrach, ist längst nichts Neues mehr. Ebensowenig wie die Erkenntnis, dass ihre Musik sich deutlich stärker an den ausgewogen-entspannten Klangwelten des vergangenen Jahrtausends (zwischen MARILLION und IQ) orientiert. Denn immerhin ist der federführende Kopf hinter MILLENIUM der Prog-Tausendsassa (Keyboards und akustische Gitarre) und Label-Inhaber (Lynx Music) RYSZARD KRAMARSKI, der mit einer Vielzahl seiner Bandprojekte am liebsten die ruhigeren progressiven Töne anschlägt.

Allerdings gibt’s eine sehr wichtige Neuerung hinter „Hope Dies Last“. Es ist das erste Studio-Album mit dem Sänger Dawid Lewandowski, der eine verdammt gute Figur nach seinem Vorgänger Lukasz Gall abgibt, was sich bereits <a href="http://www.musikreviews.de/reviews/2024/Millenium/Souvenir-From-Holland--Live-At-Progdreams-X-Boerder/" target="_blank" rel="nofollow">nach MILLENIUMs 2023er-Liveauftritt in Holland</a> ankündigte, auch wenn er da auf der Bühne noch etwas unsicher wirkte. Im Studio jedenfalls vollbringt er im Rahmen von „Hope Dies Last“ Meisterhaftes. Egal, ob es die (wenigen) lauten oder (massenhaft) leisen und melodramatischen wie tragisch-verzweifelten Vokalanteile betrifft.
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Doch es ist nicht nur der neue Sänger, der den MILLENIUM-Klangkosmos bereichert, sondern ganz speziell auch der intensiv zum Einsatz kommende Tenorsaxophonist und Flötist Lukasz Platek, durch den besonders die ruhigen Momente der Musik – von denen nunmehr viele auch ein deutliches Früh-GENESIS-Flair verpasst bekommen – intensiv zur Geltung gebracht werden.

Nach wie vor versprühen MILLENIUM – wie auf all ihren Alben zuvor – wiederum keinen großen Optimismus, sondern legen ihren musikalischen wie textlichen Finger in die bedrohlichen Wunden unserer Zeit, besonders der Gegenwart. Nachdem sie vor vier Jahren erst deswegen die sieben Sünden zum Mittelpunkt von <a href="http://www.musikreviews.de/reviews/2020/Millenium/The-Sin/" target="_blank" rel="nofollow">„The Sin“</a> machten, erscheint aus diesem Blickwinkel „The Sin“ wie der thematische Vorbote von „Hope Dies Last“, in denen die Menschen darum kämpfen, ihre eigenen todbringenden Schwächen zu besiegen, dabei aber oft unterliegen und mit ihnen die Hoffnung stirbt, sodass am Ende, wie in der extrem melancholischen Ballade „Memento Mori“, nur noch der Platz auf dem Friedhof in Form eines Grabsteins bleibt. Doch hinter jedem Grabstein befindet sich eine Lebensgeschichte, die mit dem Tod und all seinen Schrecken zu Ende erzählt worden ist.
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Insgesamt bleiben sich MILLENIUM musikalisch treu und verweben melodischen Progressive Rock mit bombastisch schwebenden Keyboard-Sounds und ausgiebigen – immer wieder an MARILLION oder IQ gemahnenden – Gitarrenklängen, die sich weit in hymnische Höhen erheben.
Experimentell ausgerichtete oder schräge Ecken und Kanten sucht man vergebens. Dafür tauchen immer wieder beeindruckende, sich bestens in den Sound einfügende Bläsermomente von Flöte und Saxophon auf. Eine wahrhafte Bereicherung!

Bei der getragenen Grundstimmung des Albums möchte man allerdings der abschließenden Erkenntnis, dass alles, was einen nicht zerstört, nur stärker macht, hinter „What Does Not Kill You Makes You Stronger“ nicht wirklich folgen, denn zerstörerisch wirkt unter musikalischem Aspekt hier (bis auf einige Texte) nicht wirklich vieles.
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„Carpe Diem“ klingt dann auch noch nach einem locker-beschwingten 'Nutze den Tag'-Nümmerchen, zu dem man beschwingt durch besagten Tag hüpft und der noch dazu besagtes 'zerstörerisches' Ende einleitet. Da muss man sich dran gewöhnen – oder lässt es einfach sein.

Dementsprechend gilt die Tatsache, dass „Hope Dies Last“ insgesamt zu durchschaubar und damit zu ruhig ausgefallen ist. Die durchgängig getragene Stimmung und der sehr ähnliche Aufbau aller sich zwischen 5 und 9 Minuten bewegenden acht Stücke setzt, statt auf Komplexität oder ideenreiche Überraschungen, auf Schönklang. Daher ist „Hope Dies Last“ für alle Freunden des ruhigeren wie melodischen Progs eine echte Empfehlung wert – wer aber auf Prog-Verspieltheit und -Wagemut setzt, der wird trotz der finsteren Thematik des Albums mit „Hope Dies Last“ nicht wirklich warm werden.
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FAZIT: MILLENIUM, die altbekannten Prog-Rocker aus Polen, verbreiten auf ihrem aktuellen Album Hoffnung. Na ja, so ganz stimmt das natürlich nicht, denn sie haben eher Angst um sie, denn schließlich stirbt die Hoffnung zuletzt – und genau das thematisieren sie auf ihrem aktuellen Konzept-Album „Hope Dies Last“. Musikalisch warten sie mit neuem Sänger und deutlich mehr Saxophon- und Flötentönen auf. Ansonsten bleibt alles beim Alten – also: Entspannter, sehr melodischer Progressive Rock mit deutlichem Hang zum Träumen statt knackiger oder komplexer Stilwechsel, schön gestaltet im dreiflügeligen Digipak samt achtseitigem Booklet mit allen Texten.

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.11.2024

Tracklist

  1. The Sleep Of Reason Produces Monsters
  2. To Err Is Human
  3. A Man Is A Wolf To Aother Man
  4. Memento Mori
  5. Rise Like A Phoenix From The Ashes
  6. Hope Dies Last
  7. Carpe Diem
  8. What Does Not Kill You Makes You Stronger

Besetzung

  • Bass

    Krzysztof Wyrwa

  • Gesang

    Dawid Lewandowski

  • Gitarre

    Piotr Plonka, Ryszard Kramarski

  • Keys

    Ryszard Kramarski

  • Schlagzeug

    Grzegorz Bauer

  • Sonstiges

    Lukasz Platek (Flöte, Tenorsaxophon)

Sonstiges

  • Label

    Lynx Music/Just For Kicks Music

  • Spieldauer

    56:34

  • Erscheinungsdatum

    01.11.2024

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