Wenn jemand auf ein abstoßendes Cover sowie einen doppelseitigen LP-Einleger mit ganz besonders hohem Ekelfaktor steht, dann ist er mit „This Is Doom Trap“ von MIMI BARKS schonmal bestens bedient.
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Wenn dann die Musik vom geil dunkelroten Vinyl erklingt und uns die Texte knallhart um die Ohren geschrien, gesungen, geflüstert, verfremdet, gesprochen, gerappt werden, dann ist klar, dass auch die englischen und im Falle von „Montana“ sogar deutschen Lyrics genau dem Anspruch genügen, der durch die LP-Gestaltung aufgeworfen wird, sodass die erste Zeile des Album-Openers „FSU“ schon klar die Richtung anzeigt: „I hear all those screams inside my head“.
Gleiches gilt auch für die Videos hinter diesem Album.
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Doch bleiben wir erstmal beim Schreien – der dominanten vokalen Stimmung hinter „This Is Doom Trap“ – das sich beispielsweise zwar nicht immer einstellt, wie im hiphop-gerappten „House Full Of Fakes“, sich sonst aber wieder und wieder unerbittlich fast ins Unendliche steigert, um den Texten dahinter die entsprechende Wirkung zu verleihen, die definitiv nichts für sensible oder woke Zeitgenossen sind. In diesem Falle ist es MIMI BARKS völlig egal, ob sie auf krachige Industrial- oder verhaltenere HipHop/Rap-Sounds setzt, um festzustellen: „And I really am the psycho that they say I am […] I be on my own shit / And they follow coz I own it“.
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Die in Bochum aufgewachsene und in London lebende Musikerin MIMI BARKS setzt musikalisch wie textlich rundum auf verstörende Klanggewalt, die den Hörer nicht kaltlässt, sondern wie Gollum in all seiner Hässlichkeit anspringt und dabei zugleich Faszinierendes hinterlässt. Zwischen Brechreiz bis reizvoll wird hier viel geboten: Rap- sowie HipHop-Passagen vermengt mit brutalen Sounds wie Screams oder Breakdowns oder Noise oder Industrial oder Glitches und collagierte Störgeräusche, während die Sängerin geschickt und beeindruckend zwischen Klargesang und Screaming sowie Sprechgesang und Flüstern wechselt.
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Ganz wie es die mitunter extrem abstoßenden, reinweg apokalyptischen Texte verlangen, entfaltet MIMI BARKS hinter ihrem kompletten Album eine Atmosphäre, welche einen sofort an solche Filme wie „Der Exorzist“ oder „Poltergeist“ und „Shining“ denken lassen. Daher verwundert es kaum, dass gerade der letzte Song des Albums den Titel „Insomniac“ (Schlaflosigkeit) trägt – und mit dem grausigen Chorus: „Rewind / I lose my mind / I can't go back / Insomniac / Take back / The things I've said / Please tell me that / This pain will pass“, endet.
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Oder man höre nur einmal etwas genauer bei dem einzigen deutschen Song „Montana“ hin, der mit der Unterstützung des HipHoppers YETI BONES von Ho99o9 (ausgesprochen: 'Horror'), daherkommt: „Man gab mir Scherben zu fressen / Ich bin quasi eine Mischung aus Gott / Deutscher Rap ist tot / Nehmt euch ein' Strick und dan hopp“.
Selbstverständlich ist die Wahl des Partners für diesen Song eine ideale, denn das amerikanische Hip-Hop-Duo HO99O9 kombinieren ganz ähnlich wie MIMI BARKS ihre Horror-Texte mit düsterem Aggro-Hip-Hop zwischen Hardcore und Punk.
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Ein großer Album-Pluspunkt sind die extrem fetten Sounds mit tief wummernden Bässen und kristallklaren, fast klirrenden Höhen, über denen immer die Stimme der Sängerin thront, egal auf welche Art des 'Singens' sie auch zurückgreift.
Man muss nur stark wie aggro genug sein, um die bellende Mimi mit all ihrer aufgestauten Wut, die sie ziemlich abwechslungsreich in der knappen LP-Dreiviertelstunde auf ihre Hörer abfeuert, unbeschadet zu überstehen, um am Ende nicht wie eine Drogentote drapiert – wie auf dem Foto von der Musikerin im Inneren des doppelseitigen LP-Einlegers – auf einem verdreckten Betonboden zu enden.
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FAZIT: Wenn man MIMI BARKS hört und sieht, kann durchaus der völlig gerechtfertigte Eindruck entstehen, wir hätten es hier mit der Tochter von MARILYN MANSON zu tun. Auf „This Is Doom Trap“ überschüttet die in Bochum geborene und in London lebenden Musikerin ihre Musikgemeinde mit dröhnenden Beats, aggressivem Industrial, angriffslustigem Rap sowie HipHop und Metal. Dazu ballert sie einem schreiend, klar singend, flüsternd, verfremdet, gesprochen, gerappt oder im besten Hip-Hop-Stil ihre horrormäßigen Texte entgegen, die genauso bissig sind, wie ihr auf dem LP-Cover abgebildetes Gebiss.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.11.2024
Eigenproduktion
43:21
26.09.2024