Willkommen auf den Kapverdischen Inseln und deren musikalischen Schönheiten, die einem mit genau dieser karibischen Insel-Aura aus der Musik von NANCY VIEIRA (auch vom LP-Cover her) begrüßt, in der von Träumen und Sehnsüchten, aber auch von Trauer und leidvollen Momenten die Rede ist. Doch allem wohnt dabei eine so warme und oft fröhliche Atmosphäre inne, wie man sie wohl nur auf solch natürlichen Insellandschaften entdecken und empfinden kann. Selbst wenn auch hier besinnliche Momente voller Melancholie nicht fehlen dürfen.
Und immer geht es dabei um die Menschen – eben „Gente“ (Leute).
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NANCY VIEIRA stammt von der kapverdischen Insel Boa Vista, sie wuchs auf dem afrikanischen Santiago und dem nomadischen São Vicente auf und startete ihre musikalische Karriere in Lissabon, der Hauptstadt des Fado und des Pop. Nie verlor sie dabei die traditionelle Musik ihrer Herkunftsinsel aus den Augen – und verleiht ihr auf „Gente“ einen breiten, weit offenen Raum – zwischen Sonnenauf- und -untergang so gesehen. Da gibt es freudvolle wie bedrückende Momente, wenn sie in ihren Liedern Geschichten von Träumen und Sehnsüchten, Schmerzen und Freuden, Lebenslust und Wehmut der Menschen auf den Kapverdischen Inseln erzählt, die zwar auf dem der LP beiliegenden Textblatt mitgelesen werden können, allerdings nur wenn man die Insel-Muttersprache (wohl kapverdisches Kreol) beherrscht.
STAN GETZ & JOAO GILBERTO kommen bei dieser wunderschön natürlichen Musik einem immer wieder in den Sinn, wobei natürlich besonders der Gesang von ASTRUD GILBERTO, einer brasilianisch-amerikanischen Jazz- und Bossa-Nova- sowie Samba-Sängerin, die Faszination des Albums ausmacht.
In einer ganz ähnlichen Liga singt und musiziert ebenfalls NANCY VIEIRA.
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Nur dass ihr unangefochtenes Vorbild hierbei die bekannteste Sängerin Kap Verdes ist: die 2011 verstorbene und mit einer zweitägigen Staatstrauer sowie einem nach ihr benannten Flughafen geehrte CESÁRIA ÉVORA, die 'Königin der Morna' (eine auf Boavista entstandene, sehr populäre Musikrichtung) und 'barfüßige Diva', die immer barfuß auf der Bühne stand und mit ihrer wundervollen Stimme das Publikum verzauberte.
NANCY VIEIRA jedenfalls setzt unzweifelhaft das musikalische Évora-Erbe in ihrer eigenen Musik fort. Dabei ist ganz speziell „Dona Morna“, der letzte Song der LP-Ausgabe (in der ein DL-Kärtchen liegt, über das man noch vier zusätzliche Songs downloaden kann), eine tiefe Verbeugung vor ihrem größten Vorbild, das einige vielleicht sogar unbewusst bereits kennen, da Évora im Rahmen der „Begegnungen“-CD-Reihe von PETER MAFFAY mit diesem das Duett „Sodade“ aufnahm.
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Wem dieses Duett gefällt, dem kann das gesamte „Gente“-Album nur wärmstens ans Herz gelegt werden, denn auch NANCY VIEIRA singt genau diesen Song in ihren Konzerten.
Aber auch der brasilianische Samba begleitet einen durch das gesamte Album. Egal ob freudvoll oder melancholisch – diese karibischen Rhythmen lassen einen auf „Gente“ niemals los. Nie verlässt die Musikerin mit ihren musikalischen Begleitern die traditionellen Klangwelten der Kapverden – und klingt dabei trotzdem modern.
Selbst der Sound (aufgenommen im historischen Namouche Studio in Lissabon und im Studio des peruanischen Musikers Jorge Cervantes, der auch selbst zu hören ist und einige Arrangements beisteuert) entspricht höchsten Ansprüchen, wodurch die weltmusikalische Wirkung hinter dem Album noch klangvoller verstärkt wird.
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FAZIT: „Gente“ (übersetzt: Leute) ist ein Werk, das laut NANCY VIEIRA langsam erdacht, ausgefeilt, geplant und akribisch perfektioniert wurde und in der kreolischen Muttersprache über gemeinsame Begegnungen, Geschichten der Vergangenheit, leidenschaftliche Ideen, aber vor allem über die Menschen auf den Kapverdischen Inseln erzählt. Wer die Karibik liebt und eine Astrud Gilberto sowie die legendäre, berühmteste Sängerin Kap Verdes Cesária Évora kennt und mag, der hat mit dieser von der kapverdischen Insel Boa Vista stammenden Musikerin, welche mit ihrer klaren und direkten Stimme über Träume und Sehnsüchte, aber auch Schmerzen und Freuden der Menschen auf den Kapverdischen Inseln singt, eine große Entdeckung allererster Güteklasse gemacht, die natürlich am schönsten auf Vinyl seine stimmungsvolle Klangvielfalt verbreitet.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.04.2024
Jorge Cervantes
Nancy Vieira
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Luciano Maia (Akkordeon)
Galileo MC
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15.03.2024