Eigentlich können wir es bei dieser Album-Besprechung ganz kurz machen: Alle, denen Jazz nicht zusagt, dürfen ab hier mit dem Lesen aufhören.
Doch es geht noch weiter: Alle, denen ein Kontrabass im Jazz nicht zusagt, dürfen ebenfalls ab hier aussteigen.
Und es kommt noch schlimmer: Alle, die sich nicht vorstellen können oder wollen, dass ausschließlich bei einem Jazz-Konzert ein Kontrabass zum Einsatz kommt – kein weiteres Instrument weit und breit – die sollten ebenfalls schleunigst diese Review ignorieren.
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Alle aber, bei denen diese ungewöhnliche Kombination von einem Mann (übrigens kein Chinese, sondern ein in Serbien geborener Österreicher) und seinem Kontrabass, der live auf einer Bühne alles aus seinem Instrument herauszuholen versucht, Neugier auf solch seltsames Musikereignis geweckt wurde, die werden hiermit belohnt (oder bestraft – schließlich kommt es immer auf den Blick- und Hörwinkel an).
NENAD VASILIC gehört seit langem zu den Vorreitern des europäischen Jazz und genießt auf dem gesamten Kontinent hohe Anerkennung. So zu lesen auf Vasilics Homepage – und weiter lesen wir: Vasilic vereint auf einzigartige Weise Jazz, Improvisation und Weltmusik, um sie zu seiner eigenen Musik zu machen.
Ist das wirklich möglich?
Nach „Solo Live“ darf man diese Aussagen bestätigen, was wohl auch daran liegt, dass sich der Musiker mit seinem Bass auch mal mitten in eine Fußgängerzone stellt und die überraschten Spaziergänger mehr oder weniger verblüfft, aber diese offensichtlich kaum interessiert.
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Ganz Ähnliches wird auch dieser CD-Veröffentlichung bevorstehen, die noch dazu spärlich aufgemacht (aufklappbares, nicht sonderlich ansprechend gestaltetes Digipak) und ohne Booklet daherkommt. Na ja – ein paar Bilder aus dem Konzert und vom Musiker wären sicher nicht schlecht gewesen...
Musikalisch versucht Vasilic seine Einflüsse aus der Musik des südlichen Balkans, flottere Rhythmen und modernere Töne, die er manchmal auch auf dem Resonanzkörper anschlägt, ausschließlich mit seinem Kontrabass auszufüllen.
So bleibt es eben bei einem Musiker und seinem Instrument, dem Kontrabass, die gemeinsam mit diesem Album eine Jazz-Nische füllen, die kein breites, aber ein durchaus eigen(artig)es Publikum anspricht.
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FAZIT: „Solo Live“ ist ein zweischneidiges Schwert, denn nur auf einem anspruchslos gestalteten Tonträger kommt die Faszination dieses Live-Auftritts von NENAD VASILIC, bei dem man eben ausschließlich das zwar abwechslungsreiche Kontrabass-Live-Spiel hört, aber den Musiker mit all seiner variablen Technik plus dem einen oder anderen Schlagrhythmus auf dem Resonanzkörper nicht sieht. Da fehlt einfach was – und daher ist dieses Album wirklich nur für diejenigen zu empfehlen, die NENAD VASILIC entweder schon einmal live gesehen und gerne in Erinnerungen an das jeweilige Konzert behalten wollen, oder für Freunde eines Kontrabass', die knapp 40 Minuten dieses Instrument solistisch und live so abwechslungsreich wie möglich gespielt hören wollen. Das alles hat definitiv nichts mit beispielsweise den Teufels-Cellisten von APOCALYPTICA zu tun, sondern ist eben pure akustische Kontrabass-Jazz-Musik.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.11.2024
Nenad Vasilic
Galileo Records
39:17
15.11.2024